Früher hat man bei diesen Martial-Arts Filmen aus Hongkong häufiger mal die Zeitlupenfunktion des Videorekorders betätigt, um zu sehen, ob der Tritt wirklich saß.
Heute ist das alles nicht mehr notwendig, „Ong-bak“ macht´s vor und liefert die Zeitlupe gleich mit.
Da mir dieser Akrobat Tony Jaa zuletzt in „Revenge of the warrior“ ganz gut gefiel, wollte ich doch mal sehen, wie der ganze Hype um ihn überhaupt entstanden war.
Neulich suchte er noch seine Elefanten, hier will er den titelgebenden Kopf einer Buddha-Statue wiederhaben. Der Ablauf ist ziemlich genau der gleiche.
Er reist den Dieben hinterher und mischt den Moloch von Drogenbossen, Unterweltdienern und Fight Club Betreibern erstmal ordentlich auf.
Die Story ist, wie so oft beim Prügelfilm, reines Beiwerk, damit der Film überhaupt existieren kann. Auch hier ist sie völlig ohne Belang, bringt Klischees bis zum Abwinken und Dialoge, die schon wehtun.
Ting (Tony Jaa) ist etwas beschränkt und naiv, Hauptsache er kann kämpfen, sein Hero-Sidekick lebte früher im gleichen Dorf, ist jetzt ein kleiner Gauner und zuletzt auch wieder ein Guter, der Bösewicht sitzt mit Kehlkopfkrebs im Rollstuhl und das weibliche Eye-Candy dient als Falschspielerin und Entführungsopfer. Sie alle agieren innerhalb einer Geschichte, die selten Spannung aufkommen lässt, dafür aber jede Menge Action bietet.
Wer braucht schon Wirework, wenn man Ausnahmeathlet Tony Jaa hat.
Auch wenn die Action noch nicht so ideenreich wie in „Revenge of the warrior“ ist, so bietet sie doch eine Menge fürs Auge.
Angefangen von einem Hürdenlauf quer durch Bangkok, einschließlich eines Schulterlaufs über eine Gruppe von Leuten, über eine weniger rasante Tuk-Tuk Verfolgungsjagd, bei der die Fahrzeuge am Ende alle klotten sind, bishin zu den reinen Kämpfen, die größtenteils in einem Fight Club stattfinden.
Es ist immer wieder atemberaubend, mit welch einem genauen Timing Jaa umgeht, welche Körperbeherrschung er hat und wie wieselflink seine Bewegungen sind.
Durch ihn wurde der Muay Thai Kampfsport erst wieder populär gemacht, denn lange Zeit gab es keinen würdigen Vertreter dieses Stils.
So kommen bei den Fights auch häufig Ellenbogen und Knietechniken zum Einsatz, die Jaa hervorragend beherrscht. Er grätscht, kickt und springt, dass der Kampfsportfan kaum etwas zu bemängeln hat. Die Kämpfe sind hart, werden gegen Ende eine Spur härter und es werden schon mal ein paar Gliedmaßen gebrochen, Blut fließt hingegen wenig.
Dennoch kommen die Kämpfe realistisch rüber, ich kann mir vorstellen, dass es da einige Verletzte beim Dreh gab, - schon allein, wenn man an die Eingangssequenz denkt, in der ein paar Leute metertief durch dicke Äste hindurch von einem Baum auf den Boden knallen.
Schade, dass hier inszenatorisch nicht alles so super ist.
Denn die Kamera arbeitet nicht sonderlich variabel, wackelt häufig und die Schnitte sind auch nicht unbedingt sauber gesetzt. Zudem sind die ständigen Wiederholungen gleicher Szenen aus verschiedenen Kamerapositionen kaum erquickend, das waren sie nur bei den frühen van-Damme Werken.
Der Score gleicht sich zwar ganz gut den ruhigeren Szenen an, wie eine Tauchszene mit dem Helden beweist, doch gerade bei den Fights verschwindet sie im Hintergrund und treibt kein Stück.
Aber Regisseur Pinkaew hat schließlich dazugelernt und mit „Revenge“ einiges verbessert.
So schneidet „Ong-bak“ im Vergleich zu seinem Nachfolger auch ein Stück weit weniger gut ab, was nicht an der fast identischen 08/15 Story und den ohnehin schauspielerisch untalentierten Darstellern liegt, sondern an der handwerklich unausgereiften Inszenierung.
Dafür sind die Fights super choreographiert, schnell, hart, aber nicht zu brutal und können somit zumindest den Ansprüchen an einen unterhaltsamen Prügelfilm gerecht werden.
6 von 10