Nachdem "Ong-Bak" so unfassbar gelobt und gehuldigt wurde, habe ich mir den Film, als Martial Arts-Begeisterter, auch mal angesehen. Der Martial Artist in mir war höchst zufrieden, aber der Filmliebhaber blieb enttäuscht auf der Strecke.
Der Plot ist geradezu lachhaft: Ein begnadeter Muay Thai-Kämpfer wird aus seinem kleinen thailändischen Kaff in die große weite Welt geschickt, um das gestohlene Heiligtum seines Ortes, den Kopf des Ong Bak-Buddha (in Statuen-Form, versteht sich), wiederzubeschaffen. Natürlich darf er als rechtschaffender Kämpfer eben nicht um des Kämpfens willen kämpfen, wie wir aus unzähligen Kung Fu-Filmen wissen, aber hierfür hat das lahme Drehbuch eine passende Lösung parat: Der Bösewicht, der in den Besitz des Buddha-Kopfes gelangt ist, veranstaltet auch illegale Kampf-Turniere, und so muss unser Held sich unfreiwilligerweise durchprügeln, bis er schließlich alle geplättet und den Kopf zurückerobert hat. Nebenbei trifft er auf einen ehemaligen Dorfbewohner, der logischerweise von der Zivilisation verseucht wurde und untugendhafterweise Sex und Drogen frönt, wo Spiritualität und Ehrenhaftigkeit und Jungfräulichkeit und Integrität und weitere Martial Arts-Film-Klischees gefordert sind, aber auch dieser verzogene Stadtmensch weiß letzten Endes, dass er falsch gelebt hat, und opfert sich für das höhere Ziel des dörflichen Seelenheils.
Die Kampfszenen sind wirklich erstaunlich. Hier wird so derartig schick ausgeteilt, dass einem oft der Atem stockt, denn Tony Jaa (so der neue internationale Superstar-Name von Hauptdarsteller Panom Yeerum) ist ein wahrer Meister des Faches Muay Thai und weiß sich auf hohem artistischem Niveau zu bewegen (ich denke da vor allem an die Verfolgungsjagd, in der Tony Jaa mühelos über, unter und durch jegliches Hindernis flutscht, rutscht und springt). Leider war's das; mehr hat "Ong-Bak" nicht zu bieten. Dass die Handlung Platz auf der Rückseite eines vielleicht gar benutzten Stückes Klopapier findet, habe ich ja schon höchst sachlich angedeutet, aber auch die Fights sind ziemlich öde eingefangen. Kamera- und Schnittarbeit sind gerade so am unteren Durchschnitt, die Figuren belanglos und klischeehaft; nicht mal für den Protagonisten mag man Sympathie aufbringen, da Story und Darsteller einfach nichts hergeben, an das man anknüpfen könnte, von artistischen und kampfkünstlichen Glanzleistungen abgesehen.
Wenn man sehr schöne Moves einer bisher kaum auf Film gesehenen Kampfsportart sehen möchte, ist man mit "Ong-Bak" bestens bedient, aber alles, was darüber hinausgeht und einen guten Film ausmachen könnte, sucht man vergebens. Weil ich ein verkappter Fighter bin und mich Muay Thai ziemlich beeindruckt hat, gebe ich 4/10.