- "I'm going to show you some colors."
- "I don't believe you."
- "Go"
Der auktoriale Erzählergott, mal in weiblicher Gestalt und mal in männlicher, Gleichberechtigung muss sein, stösst den Zuschauer jetzt weiter.
Anders als in üblichen Wuxia - Verfilmungen geht es aber nicht von links nach rechts oder von rechts nach links, sondern die meiste Zeit über den Höhenunterschied oben nach unten und umgekehrt in die verschiedenen Dimensionen. Am Schreibtisch im Himmel wird die Geschichte erdichtet, die personale Perspektive hier unten bei uns erweitert die gottähnlichen Kommentare um den Restbestand der Handlung, um auch den Zuschauer auf den Laufenden zu halten.
Verwirrt ? So geht es dem Betrachter auch. Zwar kann man sich selber genug zusammenreimen und aus der Erfahrung ähnlich motivierter Fantasyfilme zehren, aber den gesamtganzen Überblick hat er damit noch lange nicht. Gut gegen Böse natürlich, mittlerweise schon fast als Phrase wirkend; aber immer noch griffig genug, um wenigtens auf zwei Seiten Klarheiten zu erschaffen und nicht aus dem Geleise zu geraten.
Wie immer sind in der jianghu ein oder mehrere Symbole für Macht vorhanden, um die sich emsig gestritten wird. Jeder will ein Stück vom Kuchen der Vorherrschaft und beteiligt sich mit allen Kräften an der Gewinnung wenigstens eines Anteils.
Die spezielle Handlung hat vor mindestens 20 Jahren bereits begonnen, aber nach name - dropping, Rückblende und ausgelassenen Untertiteln bleiben auch davon nur die Grundgerüste über:
Han Hon [ Alex Man ], der Flaming Cloud Devil, hat den Tod seines Meisters gerächt und sich an verschiedenen Clans schadlos gehalten. Er besitzt die Fähigkeit der Buddha's Palm, das stärkste Kung Fu soweit man denken kann. Allerdings gibt es fünf Gegner, die zumindest nicht gleich in Staub zerfallen und mit vereinter Leistung auch eine reelle Chance haben. Nach einem erbitterten Kräftemessen zieht man sich erstmal ins seine Örtlichkeiten zurück und lässt die Dinge auf sich beruhen.
Nach Ablauf der Erholungszeit übernehmen die jeweiligen Schüler die erneuten Anstrengungen; Han Hon hat sich mit Jian Fei [ Derek Yee ] auch einen fähigen Nachfolger herangezogen. Beim Eindringen in diverse Wirkungskreise freundet er sich mit den Chiu - Schwestern [ Kara Hui, Candice Yu ] ebenso an wie er einen zweiten Lehrmeister in Bi Gu [ Lo Lieh ] findet. Gegenüber steht er vor allem dem unerbittlichen Aspiranten Ouyang Hao [ Goo Goon Chung ], der auch noch Jians Flamme Ming Ying [ ebenfalls Candice Yu ] heiratet und mit ihr ein Kind zeugt.
"This is so confusing. You, me, her, her sister ? Whats going on ?"
Gross belasten tut es Einen nicht, diese Frage nicht vollständig beantworten zu können, und es tröstet auch ein bisschen, dass es nicht nur Einem selber, sondern auch den Figuren so ergeht. Durch pure Konzentration auf die Bildmitte bekommt man aber auch so genug Einzelheiten mit; der Rest gestaltet sich sowieso im Spiel der Muskeln und der trainierten Essenz der Konzeption. Wer sich besser vorbereitet hat, besitzt mehr Zauberkräfte - genauso wie der wissbegierige Betrachter sich den zugrundeliegenden Comic zu Gemüte geführt hat und alle Figuren aus dem Effeff herunterrasseln kann, selbst wenn er des Nachts aus dem Schlaf geweckt wird.
Fraglich nur, für welchen Pol der Begeisterung und damit vereinigt auch des Vorwissens der Film spannender ist. Ob das übliche Korso an grundsätzlich verschieden phantasierten Settings im Verbund mit viel Zeichentrickeffekten und anderem Farbenglanz für den normalen Tschabo so prickelnd ist, mag bezweifelt werden. Auf den gemeinen Absud reduziert ist es doch mindest auf den ersten Blick eher für das kindliche Gemüt geeignet. Noch nicht einmal so von der optischen Seite her - wenn man mal den knuffigen fliegenden Riesenhund vergisst -, sondern besonders an der narrativen Herabsetzung auf ein simples Herumgespringe in den Ebenen und der naiven Tonspur spürbar. Dass man in der Kürze der Laufzeit nicht wirklich etwas Gehaltvolles bei dem unzähligen Universum präsentieren kann, mag ja vielleicht noch angehen. Aber hier dreht es sich einen Grossteil der Zeit eigenlich nur um ein Allheilmittel für Schönheitsoperationen, was dann doch arg wenig ist.
Jian soll die Purple Dragon Pearl für seinen Sifu besorgen, um dessen Augenlicht zu regenieren und kann dabei auch gleich seine Narbe im Gesicht entfernen.
Die beiden Chiu - Schwestern krallen sich kurz darauf mit seiner Hilfe die Orchid with 1000 Diamonds, um ihrer Herrscherin das Antlitz wiederzugeben. Es wäre fast Nip/Tuck, wenn nicht zwischendurch die Leuchtschwerter gezogen, Zeichentrickflammen geschleudert und grüngemalte Sterne geworfen werden würden.
Die Trichtechnik passt zum Sujet, ist aber leider sonst nicht wirklich allzuviel Deut wert. Wir schreiben immerhin das Jahr 1982, als die Produktion als eine von Vielen an den Start um die Gunst des zahlenden Publikums ging. So würde die Zerstörung eines kompletten Dorfes durch Han Hon [ bzw. die Windmaschinen ] zwar als aufwendiges Trümmerfeld erscheinen, aber durch die vielen eincolorierten Flammen sieht man ganz einfach nicht mehr viel von der Einäscherung. Die Maskeraden selber sind auch eher schlecht und deutlichst als solche erkennbar. Bei den einzählig brutaleren Szenen greift man dafür mehr in die Trickkiste; da werden Köpfe vom Hals abgefräst, explodieren oder wird Säure ins Gesicht gespritzt. Immerhin findet man ein richtiges Mass für Quantität und drischt es Einem nicht unablässlich wie beim Zu: Warriors of the Magic Mountain um die Ohren; ausserdem tut man sehr gut daran, dass man abseits der Regenbogenfarben für schön viel Schwarz im Kader sorgt. Prunkentfaltung und Bühnenschau wird dadurch immer zu Genüge von zunehmend dunkleren Attributen absorbiert, was es der Atmosphäre leichter macht, nicht zu töricht auf das Auge zu wirken.
Regisseur Taylor Wong, der als Einer der Wenigen erst nach der Ära der Shaws wirklich Fuss im Business fasste [ mit den Bloodsheds Rich & Famous, Tragic Hero, With or Without You, Sentenced to Hang ] bringt auch einige appetitliche Action - Standbilder mit ein, die sich nur leider in der sonstigen Masse des nebensächlichen Hin und Her - Einerleis verlieren.
Trotzdem: Wenn man in den Momenten nicht gerade allergisch niesen muss, kann man sich an kurzen glorreichen Zeitlupen berauschen, in der alles Mögliche auf Einmal festgehalten wird. Dergleichen wird aber leider nicht oft gebracht.
Auch die Darsteller reissen es nicht noch einmal heraus. Lo Lieh nervt schnell mit seiner ständigen eigenen Ankündigung; er kommt nirgendwohin, ohne sich nicht schon von weitem gross vorzustellen. Alex Man passt zwar als "Old Devil", aber verströmt auch hier schon sein herrisches, unsympathisches Wesen. Derek Yee und Kara Hui haben als Zöglinge nicht wirklich viel zu tun.
So mag vielleicht der Erzählergott am Ende zufrieden mit dem Fahrstuhl gen Himmelshöhen fahren; der Zuschauer schaut wohl eher weniger glücklich drein.