Review

Aufmerksam geworden bin ich auf diese französische Low-Budget-Produktion, weil sie in einem imdb-Forum als einer von drei Filmen genannt wurde, die es schaffen, so etwas wie Lovecraft-"spirit" zu erzeugen (neben Darabont's "Der Nebel" [kann ich bestätigen] und einem mir unbekannten Amateur-S/W-Stummfilm (!) namens "The Call of Cthulhu").
Für Un-Bildungsbürger: H. P. Lovecraft ist ein klassischer US-Horrorautor, vergleichbar Poe, dessen Werk v.a. durch grauslige Tentakel-Monster visualisiert wird (vor einigen Monaten war der Name auch mal wieder gross in den (Film-)Medien, weil Guillermo del Toro's grossbudgetierte Lovecraft-Verfilmung "Berge des Wahnsinns" aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten gestoppt wurde..)

Meine Erwartungen an "Maléfique" wurden nach den erwähnten Vorschusslorbeeren zwar nicht ganz erfüllt, aber auch nicht enttäuscht.
Der Film handelt von 4 Häftlingen in einer gemeinsamen Zelle, die in einem Wandloch ein Buch mit Formeln schwarzer Magie entdecken, mit deren Hilfe sie sich einen Ausbruch erhoffen.
Die begrenzten finanziellen Mittel wirken sich vorliegend nicht negativ aus, spielt die Handlung doch fast ausschliesslich in der Zelle. Gleichzeitig ist die Geschichte spannend genug, um alleine durch ihren Kammerspiel-Charakter zu funktionieren. Dazu tragen auch die guten Darsteller bei, welche die vom französischen Kino gewohnte Qualität abliefern, obwohl eigentlich nur eine der Rollen wirklich Ecken und Kanten hat - dies aber umso mehr, handelt es sich dabei doch wohl um einen einmaligen Charakter in der Filmgeschichte: die (altbekannte) Figur des Rabauken, der gleichzeitig ein (erst halbwegs umgebauter) Transsexueller (!) ist. Und hier das Alphatier unter den Knastbrüdern abgibt sowie den Dreh- und Angelpunkt des Geschehens (nach bekannter Formel: Physis > Intellekt).
Was den Film mit Lovecraft verbindet, sind nicht nur die Anspielungen auf dessen Cthulhu-Mythos (okkulte Beschwörungen mittels eines magischen Buches), sondern auch die durchwegs düstere, überwiegend hoffnungslose Atmosphäre, welche durch die gedämpften Lichtverhältnisse in der Zelle noch unterstützt wird.
Special-Effects gibts nur wenige (darunter sogar ein bisschen Gore..), was bei einem Film, der primär von Handlung/Darstellerleistung lebt, aber nicht negativ ins Gewicht fällt.
Was man ihm vorhalten könnte, ist, dass er mit seiner durchgehenden Spannung Erwartungen schürt, die er am Ende, inkl. einer Art Schluss-Twist, nicht wirklich einlöst ...

Es bleibt eine durchaus spezielle Mischung aus Grusel-Kammerspiel mit klassischen Einflüssen (altes Buch, Magie), aber eher moderner (Low-Budget-)Machart und guten Schauspieler-Leistungen in der Tradition einer grossen Kino-Nation - als Grusel-/Horror-Fan macht man hier nicht wirklich was falsch ..!

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