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Die französische Filmproduktion hat in den letzten Jahren verstärkt als Hexenküche für Hochglanz-Horror-Filme auf sich aufmerksam gemacht. Spätestens seit Alexandre Ajas "Haute Tensione" wird diese Entwicklung mit großem Interesse verfolgt schreitet stetig voran was auch an dem Programm des diesjährigen Fantasy-Filmfest ("Them", "Ordinary Man" u.a.) deutlich wird.

Mit "Malefique"(der noch vor "Haute Tensione" entstand) liegt allerdings ein Film vor, der über die wuchtige Inszenierung eines "Haute Tensione" hinaus auch durch zahlreiche originelle Einfälle verfügt. Die Geschichte um vier Häftlinge, die mit Hilfe okkulter Formeln, die sie in dem Tagebuch eines Ex-Sträflings entdecken aus ihrer Zelle entkommen wollen ist zwar denkbar einfach, doch die Umsetzung lässt das Talent des Regisseurs Eric Valette erahnen.

Die erste halbe Stunde ist ganz der Einführung und Charakterisierung der Charaktere gewidmet. Überhaupt lässt Valette einige Zeit verstreichen bis der eigentliche Horror in die unbehagliche kleine Zelle einbricht und sich der Protagonisten bemächtigt. Doch bis zu diesem Zeitpunkt kommt nie Langeweile auf denn das grandiose Spiel der Darsteller erzeugt genau jene psychologische Spannung, wie sie ein gutes Kammerspiel ausmacht (und ein solches ist der Film zweifellos). Besonders eindrucksvoll ist das unaufdringliche aber dennoch extrem eindringliche Spiel von Philippe Laudenbach als Lassalle, bei dem man permanent das Gefühl hat, er wisse ganz genau über das mysteriöse Buch und den Ausgang der Geschichte bescheid. Das karge Setting (fast 90 Prozent des Filmes spielen in der Zelle) zwingt den Zuschauer dazu, sich voll und ganz auf die Charaktere und deren Entwicklung zu konzentrieren und bietet keinen Raum zum ausweichen und für Ablenkung.

Auch geht Valette die Zeichnung seiner Figuren nicht unbedacht an sondern konzentriert sich ganz auf die Charaktereigenschaften, die später im Film an Bedeutung gewinnen werden. Diese Zielsicherheit und das Charisma der Besetzung vereint lassen einen schon zu Beginn spüren das man hier mehr als Durchschnittsware geboten bekommt. Würden sich die Amerikaner doch einmal den Qualitätsanspruch der französischen (bzw. europäischen!) Kinematographie zum Vorbild nehmen!

Ein weiterer Punkt der der Regie hoch anzurechnen ist (allerdings könnte man dies auch auf das niedrige Budget zurückführen): Der Verzicht auf Effekthascherei. Es gibt eigentlich weder lautstark untermalte Schockeffekte, noch werden die Momente, in denen das Übersinnliche die Szenerie betritt unnötig ausgeschlachtet (wie es vermutlich geschehen wäre, würde es sich hier um einen US-Film handeln). Drehbuch und Regie setzen voll und ganz auf ein kontinuierlich wachsendes Gefühl des Unbehagens, die Trostlosigkeit des Settings, einige perfide kleine Effekte (z. B. die schon fast surreale Sequenz, in der ein Vagina-Auge Lassalle aus dem Poster von "Bübchen" entgegenblinzelt und plötzlich Unmengen von dem entsprechenden Sekret aus dem Bild zu quellen scheinen) und nicht zuletzt auf ihre exzellente Besetzung. Und man ist sich bis zuletzt nicht sicher, wie die magische Odysee enden wird, in die sich die Protagonisten stürzen. Auch die Kameraführung ist gemessen der Möglichkeiten zur Bildgestaltung durchaus gelungen, der Score hat mich allerdings nicht so recht überzeugt.

"Malefique" ist ein wundervolles Beispiel dafür, das Fantasy- / Mystery-Horror auch ohne großes Krachen und spektakuläre Effekte auskommen kann. Ohne das ganze Brimborium, auf welches man in Hollywood setzt und stattdessen mit dem Versuch, auf echte handwerkliche Qualität und interessante Einfälle zu setzen, hätte Eric Valettes fesselnder Film gerade hierzulande deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Eine der sehenswerteren Genre-Produktionen der letzten Jahre.

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