Nun, wieder eine komplette Trilogie. Der letzte (!?) Teil einer sehr unterhaltsamen Filmreihe, die ohne besonderen Anspruch zu gefallen weiß.
Klar ist es wie immer so, dass man gewisse Ansprüche an Fortsetzungen hat, wenn man die anderen Teile kennt.
Genauso im Falle von "American Wedding".
Natürlich ist die Tatsache, dass nun geheiratet wird, irgendwie offensichtlich unrealistisch, aber in Betracht, dass hier keine Lebensgeschichten erzählt werden, sondern dass es einfach darum geht, Menschen mit netten Gags und Witz zu unterhalten, ist dieser Film eine gelungene Fortsetzung.
Im Unterschied zu den anderen beiden Teilen ist dieser Film keine Aneinandereihung von Gags, sondern er kommt auch über weite Strecken ohne derbe Witze aus und erzählt einfach von den Gefühlen von Jim und seiner Freundin, die selbstverständliche Angst und Aufregung vor dem Heiraten. Dadurch wird der Film, die Story und ihre Charaktere einfach menschlich und nett. Der Film verlässt in solchen Momenten das Genre und wird zu einer romantischen Komödie. Das finde ich sehr erfrischend und abwechslungsreich, denn das eine plumpe Verkettung von Fäkalwitzen auch das Gegenteil bewirken kann, sehen wir in vielen anderen Filmen. Somit bekommt der Zuschauer das Gefühl, einer echten Sache beizuwohnen, mit der man sich sehr wohl identifizieren kann.
Natürlich kommen die Fäkalwitze auch nicht zu kurz.
In Person von Steve "Stiffmeister" Stiffler kommt es zu einigen ekligen Situationen: da er den ihm anvertrauten Ring an Hunde verliert, und natürlich warten muß, bis diese ihn wieder "freigeben", dann den Kot in seinem Mund versteckt, damit die Schwiegereltern von Jim nichts merken. Oder wenn er statt der heißen Schwester Michelles Jims Oma nagelt (gut, es ist auch dunkel), dann wird man wieder erinnert, dass man einen "American Pie"-Film sieht. Auch die Szenen mit den beiden Prostituierten, die sich dann verstecken müssen, oder der schokoladenverschmierte Finch...Einfach eklig, aber irgendwie lustig.
Die wirkliche Komik, die geniale Situationskomik, wird aber in "American Wedding" ausschließlich von Seann William Scott verkörpert. Mit ihm stehen und fallen die Filme, aber besonders dieser Teil. Die Szene im Blumenladen, wie er als Spießer verkleidet hinter Jims Schwiegermutter den Geschlechtsakt andeutet, dass ist zum Schreien komisch und zeigt das große komische Talent von Scott.
Auch den Rest der Handlung trägt Stiffler, er ist immer präsent, entweder es wird von ihm gesprochen oder er zieht die Blicke mit seinen Aktionen auf sich.
Auf seinen Charakter wird in diesem Film am meisten Wert gelegt, denn er erlebt den Wandlung vom Vollproll zum ehrlichen Menschen, der auch seine echten Gefühle zeigen kann. Stiffler war im ersten Teil eigentlich nur eine Randfigur, im zweiten hat man Scotts Potenzial schon ausgenutzt, die Rolle war größer. "American Wedding" gehört Seann William Scott, er sticht Jason Biggs Figur eindeutig aus.
Trotzdem sind auch die anderen Figuren nicht minder wichtig: besonders Eddie Kaye Thomas als Finch ist neben Stiffler erwähnenswert, er ergänzt sich mit Scott fabelhaft, das Duell der beiden droht fast, Hauptplot zu werden, die Hochzeit tritt zwischenzeitlich ihn den Hintergrund.
Natürlich hat in dem Zusammenhang auch Stifflers Mum ihren Auftritt.....
Ansonsten sind alle dabei, nur Oz fehlt, was auch nicht weiter schlimm ist, denn meiner Meinung nach ist diese Figur sehr farblos.
Jims Dad, dessen Komik hier ein wenig übertrieben wurde, wirkt auch mehr väterlich weise als dummdreist belehrend wie in Teil 1 und 2. Diese Art des Humors lässt sich auch nicht unendlich fortführen, und der Regisseur erkennt dies und führt dies in wunderschöner Art und Weise in eine andere Form um.
Ich selbst hatte das Gefühl, einen schönen, lustigen und sehr unterhaltsamen Film gesehen zu haben, der meiner Meinung nach deutlich aus der Serie herraussticht.
Die Geschichte ist genauso herangereift wie seine Figuren, nun beginnt das wahre Leben...
8/10 Punkten.