Ist es ein Traum oder ist es die Wirklichkeit?
Neben Neon Genesis Evangelion gibt es da noch einen weiteren Mecha-Anime, der unter Kennern einen verdienten Kultstatus genießt. Die Rede ist natürlich von The Vision of Escaflowne.
Anders als z.B. die stark Sci-Fi geprägte Geschichte von NGE, setzt Escaflowne aber eher auf konventionelle Fantasy Elemente. Dennoch wird natürlich kein reinrassiger Fantasy Stoff im klassischen Sinne erzählt. Vielmehr werden in die epische Geschichte gekonnt mehrere Aspekte der Neuzeit miteingebunden. Die Schlüsselfigur hierfür bietet die Schülerin Hitomi Kanzaki. Sie wird durch ein seltsames Ereignis aus dem normalen Leben gerissen und findet sich plötzlich in einer vollkommen fremdartigen Welt wieder. Allerdings muss sie schon bald feststellen, dass sich diese Welt trotz merkwürdiger Wesen, mittelalterlicher Umgebung und mächtigen Kampfrobotern nicht entscheidend von der unseren Welt unterscheidet. Denn auch dort werden überall Konflikte und Machtkämpfe von machtbesessenen Ländern ausgetragen. So wird Hitomi Zeugin eines heimtückischen Angriffs auf das Königreich Farnellia, dass von den Truppen des Zeilbacher Reichs brutal dem Erdboden gleich gemacht wird. Doch welche geheimen Interessen verfolgen die Zeilbacher eigentlich wirklich?
Escaflowne ist Hochspannung von der ersten Minute an. Während die ersten Folgen so eine Art Kennenlernphase darstellen, steigert sich die Serie in einem unglaublichen Tempo. Die vielen verschiedenen Hintergründe/Beweggründe der einzelnen Figuren sind einfach nur beeindruckend ausgearbeitet worden. Der Verlauf der Handlung ist völlig ungewiss und das auch wenn Hitomi mit der Gabe der Tarotkarten bedingt in die Zukunft schauen kann. Außerdem wird sie seit dem sie von der Erde weg ist, von schrecklichen Visionen geplagt, die sie zunehmend belasten. Diese Sequenzen sind richtig eindrucksvoll in Szene gesetzt und bauen eine unglaubliche Spannung und Atmosphäre auf. Vor allem wegen den hervorragenden Charakteren mit denen man richtig mitfiebert.
Ich gehe jetzt aber einfach auf die wichtigsten Charaktere ein, auch wenn die Liste natürlich länger sein müsste:
Van Fanel, der anfangs vom puren Zorn angetrieben wird, verliert zunehmend den Sinn hinter seiner Vergeltung. Er wird langsam des Kämpfens müde, so müde, dass er von den Seelen seiner gefallenen Kameraden heimgesucht wird und ihn die pure Angst befällt. Als Zuschauer muss man natürlich richtig mit dem verzweifelten Krieger mitbangen.
Die skrupellose oder gar bösartige Dilandau, steht währenddessen immer wieder vor der Schwelle zum vollkommen Wahnsinn. Niemand weiß dabei so recht, welche neuen Abscheulichkeiten sie dabei in ihrem Kopf austüftelt. Aber sogar dieser fiese Charakter verbirgt ein sehr überraschendes, trauriges Geheimnis.
Das genaue Gegenteil der verrückten Dilandau ist der tapfere Ritter Allen Schezar. Dieser ist nicht nur ein ausgezeichneter Schwertkämpfer, sondern hat auch seltsamerweise eine verblüffende Ähnlichkeit mit Hitomis Flamme aus ihrer Welt. Nur ein Zufall?
Die wirklichen Beweggründe von General Folken sowie Kaiser Dornkirk bleiben sehr lange im Verborgenen. Natürlich sind aber auch diese beiden Figuren (wie in Escaflowne gewohnt) exzellent ausgearbeitet. Dabei erschweren sie dem Zuschauer vor allem das konkrete festlegen von Gut und Böse. Denn solche Kategorien sucht man bei diesem Vorzeige-Anime vergeblich.
Komme ich aber nun zu der Zeichen- und Animationsqualität:
Escaflowne gehört zwar mittlerweile schon zu den etwas betagteren Animes, dennoch sollte die Optik sogar auch heute noch auf Anhieb bei jedem gut ankommen. Das hat die Serie natürlich vor allem den sehr detailverliebten Hintergrundzeichnungen zu verdanken. Und auch animationstechnisch kann sich hier keiner beklagen. Während sich übrigens einige an der Gestaltung der angeblich „ach so merkwürdigen Nasen“ stören, finde ich sie aber nicht so auffallend lang oder gar hässlich wie behauptet. Was die Charakterdesigns im Allgemeinen angeht finde ich sie sogar im Gegenteil, sehr ansprechend und schön.
Von der Musik her gehört Escaflowne übrigens zu den besten Serien die ich kenne. Denn die in Japan sehr berühmte Yoko Kanno stellt mal wieder ihr ganzes Können unter Beweis. Das Ergebnis ist natürlich einfach nur gigantisch. Passend zum fröhlichen als auch dramatischen Geschehen, wechselt die Musik von ruhigen Stücken zu lauter Orchestra/Chormusik.
Ich fasse kurz zusammen: Escaflowne bietet das volle Fantasy Paket. Die Mischung aus Anspruch und Unterhaltung kommt wieder sehr gut zur Geltung. Da fragt sich bald nicht nur Hitomi zweifelnd: Ist es ein Traum oder ist es die Wirklichkeit?
Mein Schlusswort:
The Vision of Escaflowne ist die perfekte Serie. Vielfältige Charaktere, spannende Actionszenen und eine gigantische Geschichte zum Träumen machen Escaflowne zu einem unvergleichlichen Erlebnis. Neben der Evangelion Saga gehört Escaflowne definitiv zu den besten Anime Serien.