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„The Outlaws“ von 2017 war bereits ein Erfolg, der ein Sequel rechtfertigte. Die Fortsetzung namens „The Roundup“ überflügelte den Vorgänger noch und mauserte sich zu einem der einträchtigsten Filme des Kinojahres 2022 in seiner Heimat.
Erneut steht Knarz-Cop Ma Seok-do (Ma Dong-Seok) im Mittelpunkt. Doch bevor der schellenverteilende Bulle ins Rampenlicht tritt, etabliert „The Roundup“ seine Prämisse: In Vietnam haben sich viele Exilkriminelle aus Südkorea niedergelassen, um dort ihrem Treiben ungestört nachgehen zu können. Eine beliebte Einnahmequelle ist das Kidnapping koreanischer Touristen, die jedoch auch nach Lösegeldzahlung nicht alle wieder auftauchen. Basierend auf einem realen Fall, der sich auf den Philippinen abspielte, begibt sich „The Roundup“ auf klassisches (Cop-)Actionterrain, wenn der tapfere Held in eine feindselige Umgebung geschickt wird.
Als Ma seinem Ruf als oberster Schellenverteiler mal wieder zu sehr gerecht wird und einen messerbewaffneten Supermarktgeiselnehmer vor den Augen der Presse windelweich schlägt, soll er erstmal aus der Schlusslinie. Also machen er und sein Captain Jeon Il-man (Choi Gwi-hwa) sich auf den Weg nach Vietnam, wo sich ein Verbrecher gerade gestellt hat und wieder nach Südkorea überführt werden soll. Natürlich bleiben solche Routinejobs nicht einfach nur Routine. In diesem Fall ist der Auslöser der, dass Ma mal nachhört, warum derjenige sich freiwillig in polizeiliche Obhut begibt, wobei er auch nicht vor Folter im Verhörraum zurückschreckt. Dieses eigentlich wenig sympathische Vorgehen seines Helden federt der Film allerdings durch Komik wieder etwas ab.

Ma erfährt, dass sich der Knilch mit dem wenig zimperlichen Kidnapper-Chef und eiskalten Mörder Kang Hae-sang (Son Sukku) überworfen hat und er deshalb in die sichere polizeiliche Obhut möchte. Für Ma wird die Verhaftung des Serienentführers oberste Priorität, auch ohne polizeiliche Befugnisse in Vietnam…
„The Roundup“ ist kein großer oder komplexer Film. Man kann ihn problemlos ohne die Kenntnis des Vorgängers schauen, großartige Subtexte oder zweite Ebenen findet man nicht. Stattdessen ist Ma die moderne koreanische Antwort auf Polizistenfiguren, die Jean-Paul Belmondo in den 1970ern oder Steven Seagal in den 1980ern und 1990ern verkörperten, hier noch mit einem Hauch Bud Spencer mit Blick auf den Körperumfang des Hauptdarstellers. Die Wer-aufmuckt-kriegt-eine-gepaddelt-Attitüde bringt jedoch auch Detective Ma mit, hier allerdings mit humoristischem Einschlag. So wirkt der Held manchmal genervt, wenn er schon wieder mit einem Raum voller ungezogener Gangster den Boden aufwischen muss, er versaut das Anschleichen an den Geiselnehmer zu Beginn, indem er etwas umwirft, aber wenn es hart auf hart kommt, dann ist Ma der Fels in der Brandung, stets bereit die Watschen links und rechts zu verteilen.
So hängt der Film dann auch an seinem Hauptdarsteller Ma Dong-seok, der „The Roundup“ aber problemlos tragen kann. Den knüppelharten Prügelbullen, dem man trotz einiger moralischer Verfehlungen nicht böse sein kann, hat er hervorragend drauf. Mit Son Sukku stellt der Film ihm dann auch einen charismatischen Antagonisten gegenüber, der den eiskalten, berechnenden Killer eindruckhinterlassend gibt. Mas Polizeitruppe ist dagegen kaum der Rede wert, abgesehen von Choi Gwi-hwa, der ähnliches Comedic-Sidekick-Flair mitbringt wie Park Ji-hwan als windiger (Ex-)Schmuggler. Akzente setzt noch Nam Moon-cheol als krimineller Vater eines von Kangs Entführungsopfern, der seinerseits eine professionelle Killertruppe auf den Kidnapping-King ansetzt und damit einen Privatkrieg lostritt.

„The Roundup“ leidet manchmal unter seinem nicht ganz einheitlichen Ton: Treten Ma und seine Truppe auf, dann gibt sich der Film eher locker-flockig, während bei Wirken der Gangster kaltblütig gemordet und hintergangen wird – da waren Filme wie „Lethal Weapon“ oder „Nur 48 Stunden“, in denen es ähnlich Gegensätze gab, doch merklich organischer. Andrerseits scheint „The Roundup“ ganz offen nicht die größten Ambitionen zu haben: Die Kameraarbeit hat ein paar nette Fahrten, ist aber von der Virtuosität der Vorzeigewerke von Regisseuren wie Kim Jee-won entfernt, der Plot ist flott erzählt, aber reichlich funktional. Aus der Situation eines potentiellen Mehrfrontenkriegs zwischen der Polizei, Kangs Truppe und den auf ihn angesetzten Söldnern zieht der Film kein Spannungspotential. Stattdessen läuft der Storymotor frisch geölt von einem Set-Piece zum nächsten – oft hat es den Anschein, als ob die angeheuerten Söldner nur dazu da sind, damit der Schurke noch mehr Gegner zum Wegmessern hat.
Denn nicht nur die koreanische Polizei geht weitestgehend ohne Schusswaffen vor – wenn Ma und Jeon mal eine in der Hand halten, dann nur, weil diese ihnen im Sündenpfuhl Ho-Chi-Minh-Stadt in die Hände gefallen ist. Auch die Gangster sind in der Regel nur mit Nahkampfwaffen ausgestattet, weshalb man sich in den gut choreographierten Konfrontationen mit Messern, Beilen oder den blanken Fäusten beharkt. Dank des Sounddesigns und der Inszenierung hat das Publikum auch das Gefühl, dass die Schläge richtig Druck haben, die Messerstiche weh tun, die Verletzungen schmerzhaft sind. Hinzu kommt eine Verfolgungsjagd kurz vor dem Showdown, die jedoch weniger auf Crashs und Blechschäden aus ist, sondern eher als Katz-und-Maus-Spiel auf Rädern rüberkommt, als solches aber effektiv ist. Doch trotz aller Härten ist „The Roundup“ tunlichst darauf bedacht ein relativ sauberes Bild von Polizeiarbeit zu zeichnen: Ma drischt seine Gegner zwar regelmäßig windelweich, bringt sie im Gegensatz zu seinen europäischen und amerikanischen Action-Cop-Kollegen im Genre aber nicht um, weshalb selbst der übelste Killer und Polizistenmörder nur krankenhausreif geschlagen und dann verhaftet wird.

„The Roundup“ ist keine Großtat des südkoreanischen Genrekinos, kein komplexer oder extravaganter Film, aber das sind auch gar nicht seine Ambitionen. Stattdessen gibt es funktional erzähltes, recht kurzweiliges Fratzengeballer ohne großen Spannungsbogen, aber mit einem erneut starken Ma Dong-seok in der Hauptrolle. Die Action-Set-Pieces haben Schmackes und Wucht, sodass man auch manche Unebenheit im Ton und den Einsatz diverser Polizeifilmstereotypen verwinden kann.

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