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Speziell die US-amerikanische Filmindustrie hat nie davon abgelassen, Schönheitsideale zu vermitteln, die selten dem gesellschaftlichen Durchschnitt entsprechen. Finde mal etwa einen Slasher, bei dem das Final Girl eine Übergewichtige verkörpert, die sich im Zuge vorherrschender Klischees womöglich noch wendig zur Wehr setzen kann. Entgegen dieser Tendenz ist die Geschichte der spanischen Autorin und Regisseurin Carlota Pereda konzipiert, die, basierend auf ihren gleichnamigen Kurzfilm, auf eine übergewichtige Hauptfigur setzt.

Ein spanisches Provinzkaff: Schülerin Sara (Laura Galán) leidet unter Übergewicht und hält sich häufig bei ihren Eltern in der Metzgerei auf. Als sie sich eines sommerlichen Nachmittags ins beinahe leere Schwimmbad traut, lauern ihr drei Grazien auf, schikanieren sie und entwenden ihre Kleidung. Auf dem Heimweg wird sie Zeugin einer Entführung, als ein Fremder eben jene Mobberinnen in seinem Van festhält. Wird Sara weiterem Druck standhalten oder ihr Schweigen brechen?...

Es mag ein wenig das Klischee befüttern, dass Nachkommen von Metzgern grundlegend dickleibig sind, denn selbst Saras jüngerer Bruder mutiert bereits zum kleinen Porky, um bei der wenig schmeichelhaften Umschreibung zu bleiben. Die junge Frau befindet sich in einem merklichen Teufelskreis, wenn Frust einmal mehr zu Fressattacken führt und Social Media unlängst in jenem Kaff angekommen ist und wenig schöne Kommentare über sie und ihre Eltern in irgendwelchen Foren zu vernehmen sind.

Konfrontationspotenzial ist ergo von Anfang an gegeben, denn der Frust ist der Protagonistin in jedem Moment anzumerken und im Kontext mit Bodyshaming, Mobbing und Selbstzweifeln packt der Stoff durchaus. Erst im Verlauf wandelt sich die Erzählung langsam zum Thriller, als nicht nur das Verschwinden der drei Mädchen die Dorfbewohner in Aufruhr versetzt, während die hiesigen Polizisten bereits mit dem Einfangen eines Stieres überfordert scheinen.
Hin und wieder schimmert sehr trockener Humor durch, obgleich der Grundton düster ist und vom Drama hin zum Thriller auch die Richtung Horror eingeschlagen wird.

Im Mittelteil bleibt der Stoff hingegen etwas zu eindimensional und dreht sich stellenweise ein wenig im Kreis, zumal die Hauptfigur außer der einer Leidensgestalt kaum eine merkliche Entwicklung durchmacht. Sara spricht nicht viel, gleiches gilt für den Peiniger, der gegen Ende vermehrt mitmischt. Pereda lässt es weitgehend offen, wie das Verhältnis zwischen ihm und Sara zu deuten ist, denn handlungstechnisch sind einige Widersprüche auszumachen und auch zum Finale erscheint nicht jede Aktion glaubhaft und nachvollziehbar.

Dennoch vermag der Stoff in Beschlag zu nehmen, was nicht zuletzt an der mutigen und ungeschönten Performance von Hauptdarstellerin Galán liegt, welche eine insgesamt starke Leistung abliefert. Ähnliches gilt für den Score und die Sounduntermalung, die stets zwischen schrägen Tönen, Entspannung und Melancholie switchen und dabei immer den richtigen Ton treffen. Nicht zuletzt schürt das treffende Setting eine merkwürdige, teils kontrastreiche Atmosphäre zwischen ländlicher Idylle im Sommer und regelrecht schmutzigen Machenschaften, die in einer verwaisten Schlachthalle münden.

Gewiss ist der Genremix speziell, welcher eine Gradwanderung durchmacht und dabei nicht immer genügend in die Tiefe geht. Doch die einnehmenden Mimen, das versierte Handwerk und die interessante Geschichte mit gesellschaftskritischen Ansätzen bietet innerhalb gängiger Einheitsware eine durchaus unterhaltsame Abwechslung, die einerseits mit einigen spannenden Einlagen aufwarten kann und zudem ein angemessen deftiges Finale liefert.
6,5 von 10

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