Review

Für unerfahrene Filmemacher ist es grundlegend ratsam, vergleichsweise wenig Aufwand in schlicht konstruierte Projekte zu stecken, indem man etwa auf die natürliche Umgebung eines Waldes zurückgreift, was ja in einer Beschaffenheit wie „The Blair Witch Project“ durchaus einträglich sein kann. Im Fall der Regiedebütanten Nick Psinakis und Kevin Ignatius lässt sich anhand des sehr gut abgestimmten Scores von Letztgenanntem erahnen, wie die Bilder zur Musik bestenfalls hätten ausfallen können.

Die Brüder Henry und Jacob hecken einen Plan aus und überrumpeln ihren misshandelnden Vater. Auf der Flucht in den weiten Wäldern Pennsylvanias erhalten sie den Hinweis von einem Bekannten über den Aufenthaltsort ihrer verschollenen Mutter. Doch als Jacob an einer heiligen Stätte einen ominösen Stein mitnimmt, ändern sich die Dinge…

Zwei Jungs auf der Flucht in der Natur, - das klingt zunächst abenteuerlustig und die ersten Minuten gestalten sich entsprechend freiheitsliebend, zumal die Flucht vor dem Vater mit kleinen Flashbacks mehr als gerechtfertigt wird. Da sich die Jungs jedoch kaum austauschen, bleiben ihre Figuren äußerst schwach gezeichnet, der einen Zugang der offenbar ähnlich tickenden Brüder kaum ermöglicht.

Zwar erweisen sich einige Landschaftsaufnahmen mithilfe einiger Vogelperspektiven als durchaus gelungen, doch bis zur Mitnahme des Steins begegnen den Jungen keinerlei Gefahren, noch nicht einmal anderen Abenteurern oder gar einem gefährlichen Tier. Stattdessen wird gebadet oder am kleinen Lagerfeuer gehockt, doch zu wenig in Richtung Bedrohung wird in der ersten Hälfte offenbart. Zudem bringt die Einteilung in acht Kapitel mit Überschriften wie See, Viadukt oder Vorräte rein gar nichts.

Erste Hinweise auf ein okkultes Treiben deuten sich etwa ab der Mitte an, doch allzu viel Aufschluss geben jene kurzen Momente, die auch einem Alptraum der Brüder entsprungen sein könnte nicht. Mal sind Frauen in wallenden Gewändern zu sehen, dann zusammen gelegte Äste in Symbolform, doch die Hinweise auf eine eventuell später stattfindende Begegnung sind äußerst vage.

Entsprechend kommt selten Spannung auf, es gibt darüber hinaus keine Konfrontationen und selbst zum leicht düster anmutenden Finale will sich kein Mitfiebern einstellen, obgleich hier ein entscheidender Konflikt ausgetragen wird. Folgerichtig gibt es kein nennenswertes Blutvergießen und die wenigen Effekte sind zwar okay gestaltet, jedoch kaum der Rede wert.

Anders verhält es sich bei dem auffälligen Score von Regisseur Ignatius, der zunächst auf abenteuerliche Klänge mit Gitarre und Banjo setzt und im Verlauf mal auf sehr tiefe Bässe, dann auf schräge Chorstimmen zurückgreift. Speziell gegen Ende vermittelt die Musik eine Eindringlichkeit, welche die Dramaturgie der Geschichte zu keiner Zeit erreicht.
Auch die beiden Mimen in ihrem Debüt überzeugen nur bedingt und werden glücklicherweise nicht allzu sehr gefordert. Einzig die variable Kamera ist noch erwähnenswert, doch ansonsten ist von dem Regiedebüt nicht viel mitzunehmen.

Die Geschichte krankt in erster Linie an ihrer Ereignislosigkeit, später kommen die vermeintlich übersinnlichen Einlagen deutlich zu kurz und fördern kaum Suspense zutage.
Mit nur 78 Minuten Laufzeit fühlt sich der Stoff deutlich länger an und die wenigen positiven Aspekte reichen beileibe nicht für eine Empfehlung.
Knapp
4 von 10

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