Review

Der Godfather des Körperhorrors, David Cronenberg, meldet sich nach einigen Jahren Abstinenz zurück, indem er ein Drehbuch aus den 90ern endlich zu einer Umsetzung bringen konnte. Die Message des Unterfangens scheint seinerzeit allerdings verloren gegangen zu sein.

In einer fernen Zukunft: Das Schmerzempfinden des Menschen ist weitgehend ausgelöscht, was sich die Performance-Künstler Saul (Viggo Mortsensen) und Caprice (Léa Seydoux) zunutze machen, indem er sich vor Publikum unters Messer legt und Organe entnehmen lässt, die ähnlich eines gutartigen Tumors keine besondere Funktion erfüllen. Doch dann tritt der Vater eines ermordeten Kindes mit einem ungewöhnlichen Vorschlag an sie heran…

Der nunmehr über 80jährige Regisseur kehrt deutlich zu seinen Wurzeln zurück und das Innere seiner Figuren wird sprichwörtlich nach außen gekehrt. Hinsichtlich innerer Werte wird einem staunenden Publikum auch mal ein faustgroßes Stück Fleisch präsentiert, welches mit fernbedienbaren Skalpellen feierlich dem Körper entnommen wurde. Schade nur, dass zahlreichen Szenen die Zuhilfenahme vom Computer deutlich anzusehen ist und handgemachte Effekte wie zwei Bohrer im Schädel daran erinnern, wie grotesk-blutig das Werk bestenfalls hätte aussehen können. Hierzu zählt auch die Mutation eines anderen Performance-Künstlers, der mit zugenähten Augen, jedoch zahlreichen Ohren am gesamten Körper verteilt ein kleines Tänzchen vollzieht.

Die Charaktere und vor allem deren Beweggründe liegen oftmals im Dunkeln der Kulisse Athens, welches selbstredend nicht als solches erkennbar ist. Leidlich interessant fällt noch die vermeintliche Sekretärin einer Organregistratur in Form einer herrlich nerdigen Kristen Stewart aus, wogegen Personen mit einer doppelten Agenda beinahe genauso ins Leere laufen wie ein hin und wieder auftauchender Cop. Es mangelt eindeutig an Konfrontationspotenzial, während das kunstvolle Ausschlachten irgendwann genauso ermüdet wie die langen Dialogpassagen, der zugegebenermaßen durchweg solide aufspielenden Mimen.

Nur selten sind makaber-zynische Nuancen auszumachen, bei denen das Timing eine nicht unerhebliche Rolle spielt und ebenso selten zündet der routinierte Score von Howard Shore, der sich die meiste Zeit mit der Widerholung von vier Akkorden begnügt.
Am Ende darf man sich durchaus fragen, warum alles so marode aussieht, die Operationstechnik hingegen auf Hochglanz und Präzision getrimmt ist und ob auch dieser Punkt eine Anspielung auf Körpermodifikation im Kontrast mit innerer Verkommenheit steht.
Sperrig und öde bleibt der Streifen dennoch.
4 von 10

Details
Ähnliche Filme