Review

Landgewinnung verbunden mit Ausbeutung, das Schaffen einer möglichen Zukunft mit der Zerstörung einer Vergangenheit, versprochene Freiheiten und der Schmerz bereits in den Augen von Heranwachsenden und Kinder, Aufnahmen von Familien und eine Geschichte, die (scheinbar) mit 1902 nach einem Bürgerkrieg und dem Kampf innerhalb einer Nation untereinander beginnt; und basierend auf 'einer wahren Begebenheit' und dennoch fiktiv: Hostile Territory steckt sich die eigenen Ziele hoch und die narrativen Ebenen mehrzeilig und tief:


Unionssoldat Jack Calgrove [ Brian Presley ] wird im Beisein seines ebenfalls kämpferisch tätigen Sohnes Phil Calgrove [ Cooper North ] während einer heroischen Tat innerhalb einer nächtlichen Schlacht scheinbar getötet; weswegen man auch nach dem frühen Versterben der Mutter die anderen jüngeren Geschwister wie Lizzy Calgrove [ Emma Presley ] oder Charlie Calgrove [ Jackson Presley ] mitsamt anderen vermeintlichen oder tatsächlichen Waisen auf den sogenannten 'Orphan Train' zu potenziellen Pflegeeltern schickt. Allerdings ist Jack noch am Leben, nur in Kriegsgefangenschaft, und der Zug fährt durch Gebiet der Indianer, die auf das "Eiserne Pferd" der Eindringlinge und Landräuber nicht wirklich gut zu sprechen sind.

Beginnen tut man (natürlich? leider?) zu einem anderen Zeitpunkt, um 1861 nämlich, mit einer Rückblende also, eingeleitet von einer erzählerischen Stimme, eine Frau mittleren Alters, die am Grad ihres Vaters zurückblickt auf die Ereignisse, die statt gefundenen haben und die Geschehnisse, die (unweigerlich) zu Tod des Erzeugers und Erziehers geführt haben und zum Auseinanderreißen von Eltern und Kind. Der Aufbruch in ein Drama, der Anbruch eines zivilen Krieges, der Auftakt eines nächtlichen Schlachtfeldes, Freund und Feind haben dasselbe Blut, aber eine andere Uniform. Das Schwingen von Fahnen, das Hallen von Explosionen, das Schießen und das Stechen und das Hauen; ein Einzelbeispiel innerhalb des großen Ganzen wird in Augenschein genommen, gedreht und geschrieben von Brian Presley, und von eben jenen (samt kompletten familiären Anhang, alles ziemliche Mäusezähnchen) auch gespielt. Und produziert.

Die Produktion, präsentiert von Saban Films, hat dabei durchaus ihre Ideen, ihr Bemühen und ihre Bilder, teilweise werden neue Aufnahmen gefunden, Aufwand an den Tag gelegt oder gut an- und vorgetäuscht und geschickt kaschiert. So sprunghaft wie die Handlung zeitlich, so vielfältig auch die Bewegung, Virginia, Pennsylvania, Missouri, dem Anschein in den Texteinblendungen nach zu urteilen (und den Drehorten wie Durango & Pagosa Springs, Colorado oder den Bonanza Creek Ranch Studios von Santa Fe, New Mexico) zumindest, eine Saga, ein Independent-Epos. Es geht um Nordstaaten und Südstaaten, Vermisste und Heimkehrer, Menschen unterschiedlicher Geschlechter, unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Hautfarben, um Beziehungen zueinander und gleiche Ziele und Motive. Mal scheint die Sonne, mal glänzt der Schnee. Darstellerisch gibt man sich Mühe. Tempo oder Dringlichkeit hat das Ganze nicht; zuweilen wirkt es eher wie ein Lifetime-Western, christlich angehaucht, ehrenhaft im Ansinnen, Zusammenhalt in der Aussage, positive Botschaften als gleichsam angestrebter Gewinn. Wenn zwischendurch mal von den Indianern, den 'Hostiles' als Bedrohung für den Zug gesprochen oder tatsächlich auf dem Ritt durch die Lande auf welche gestoßen und deren (ursprüngliches) Territorium durchkreuzt wird, kommt ab und zu etwas Dynamik in das Geschehen, mal wird geflüchtet und mit unverhofft eintreffender Verstärkung dann reagiert, Schüsse in die Luft oder auf den Feind, zielsicher auf den Körper oder zur bloßen Ablenkung für den Moment. Später gibt es noch ein unnötiges Massaker an einem Siedlertreck, was dann das zweite Drittel ausklingen und die Fallhöhe einsetzen lässt.

Feindbilder hat man demnach trotzdem, obwohl man sich sonst humanistisch und aufgeschlossen gibt, zugutehalten kann man eine Sicherheit in der Inszenierung, eine äußerliche Detailtreue, die den anderen DtV-Western oft abgeht oder schlichtweg fehlt; auch das winterliche Setting und das Vermeiden von Klischees wie der Barschlägerei oder den Herausfordern zum Duell auf der Straßenmitte wirken durchaus positiv - (dafür hat man aber die Hure mit dem goldenen Herz) - nur dreht sich die Prämisse irgendwann im Kreis und ist eben sehr bittersüß auch und bis gleich mehrfach und redundant dadurch angerührt. Ein gewisses Vermeiden von Schwarz- und Weißzeichnung der Personen (angesichts persönlicher Notstandslagen greift man auch mal zu Mitteln der Folterung, während auf der Gegenseite auch bei zu ausufernder Gewalt an Wehrlosen eingeschritten wird) ist dann wieder affirmativ

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