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Das Verhalten der Menschen nach Belieben zu kontrollieren und zu steuern ist ein alter Wunschtraum, an dessen Realisierung schon viele Politiker und Wissenschaftler herumexperimentiert haben - in der filmischen Gegenwart ist es Steve Abnesti (Chris Hemsworth), CEO der gleichnamigen Pharmafirma, der an freiwillig teilnehmenden Probanden bewußtseinserweiternde Drogen ausprobiert. Im titelgebenden Spinnenkopf, einem Betonblock an der Küste einer kleinen Insel, testet er mit seinem Assistenten Verlaine (Mark Paguio) die Reaktion von Strafgefangenen auf seine bunten Pillen.
Der wegen tödlichen Verschuldens eines Autounfalls verurteilte Jeff (Miles Teller) hat, wie einige Dutzend andere Häftlinge auch, den normalen Strafvollzug gegen den Aufenthalt in diesem goldenen Käfig getauscht, wobei er im Gegenzug dafür sein Einverständnis gegeben hat, als Versuchskaninchen an den Experimenten teilzunehmen. Doch nach einiger Zeit, in der seine Gefühle wie Angst, Aggressivität, sein Sexualtrieb oder auch sein Redefluß künstlich beeinflußt wurden, durchschaut er langsam den Zweck dieser Einrichtung. Als er der Mitgefangenen Lizzy (Jurnee Smollett), zu der er ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat, bewußt Schmerzen zufügen soll, rebelliert er...

Mit Marvel-Comic-Darsteller Chris Hemsworth (Thor) in einer Hauptrolle fängt der Science-Fiction-Thriller Spiderhead von der Theamtik her durchaus interessant an, verflacht dann aber zusehends um zum Schluß in einem vorhersehbar-langweiligen Finale zu enden.
Schade, denn zunächst sieht das Szenario, das Regisseur Joseph Kosinski (Tron: Legacy) hier aufgebaut hat,  gar nicht übel aus: ein futuristisch anmutendes Hochsicherheitsgefängnis, in dem alles sauberst aufgeräumt ist und mit moderner Elektronik in großzügig bemessenen Räumen experimentiert wird: ein zigarettenschachtelgroßes Reservoir am Steißbein der Häftlinge, befüllt mit kleinen bunten Ampullen, die Mastermind Abnesti per Handysteuerung in deren Blut zirkulieren läßt, was durchaus bemerkenswerte Reaktionen nach sich zieht. So finden aneinander nicht sonderlich interessierte Häftlinge ihr Gegenüber plötzlich sehr attraktiv und geben sich hemmungslos ihren Trieben hin, während andere Probanden mit ihren künstlich geweckten Urängsten alleine gelassen sich schreiend in eine Ecke verziehen - oder gar Selbstmord begehen.

Abnesti/Hemsworth sieht all dem lächelnd bis amüsiert zu, geht es ihm doch lediglich um die Bestätigung seiner angestrebten Testreihe, um sein Pharmaprodukt später gewinnbringend verkaufen zu können. Während sich der Chef von Spiderhead somit schnell als manipulatives Arschloch herausstellt, der kritischen Probanden deren täglich abverlangte Zustimmung zur Fluid-Verabreichung auch mit kleinen Gefälligkeiten abkauft, mag man ihm immerhin zugute halten, daß er selbst ebenfalls ein solches Reservoir am Rücken trägt und sich mit den künstlichen Stimmungsmachern auch selbst berauscht - freilich von sich selbst kontrolliert und nur mit "positiven" Fluids.

Die weniger positiven Drogen, vor allem das N-40 genannte schwarze Fluid, soll dann Jeff verabreichen. Der darf sich sogar aussuchen, welcher der beiden Frauen, mit denen er Sex hatte, er dies verabreichen wolle - doch Jeff will keine Entscheidung treffen, es ist ihm einfach völlig egal, da er für keine der beiden wirklich etwas empfindet. An diesem Widerstand entzündet sich dann etwa ab Filmmitte die Kontroverse zwischen ihm und Abnesti, den er immer noch siezt, obwohl der wohlweislich als Arzt auftretende Pharmakologe sich alle Mühe gibt, das Vertrauen des Sträflings zu gewinnen. Der jedoch ist viel zu phlegmatisch und in sich gekehrt, als daß man ihm eine Chance gegen den smarten Hemsworth einräumen würde oder er für den Zuschauer gar zum Sympthieträger heranwachsen könnte. Zwar kommt Jeff in einem unbeobachteten Moment an das Taschenbuch Abnestis, das ihm dessen Stellung und den eigentlichen Sinn der Experimente offenbart, doch dauert es danach noch eine ganze Weile, bis aus dem passiven Widerstand offener Aufruhr wird. Und der endet dann mit einigen möchtegern-lustigen Gags ("Kackfinger") in einem typischen, schnarch-langweiligen Hollywood-Finale.

Fazit: Einige stylische Accessoires und eine spannende Ausgangslage in einer exponierten Location machen noch keinen guten Film - Spiderman verschenkt vor allem zum Schluß, wo sich eine moralische Bewertung der unmoralischen Experimente statt der slapstickartigen Actionszenen angeboten hätte, viel Potential und wäre mit einem aktiveren, sympathischeren Darsteller in der Rolle des Jeff sicher höher zu bewerten, so aber bleibt es bei durchwachsenen 5 Punkten.

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