Review

Mama reibt den Parmesan!

„Evil Dead Rise“ ist der neueste, gänzlich eigenständige Teil der „Tanz der Teufel“-Reihe. Diesmal steppen die Deadites (abgesehen vom fragwürdig drangepappten Intro/Outro) in einem spärlich besiedelten Betonhochhaus und einer alleinerziehenden Mutter mit ihren drei Kindern und der rebellischen Schwester zu Besuch…


Man sieht den Wald vor lauter Aufzug nicht

Heutzutage reicht's oft, einen sehr soliden kleineren Horrorfilm inszeniert zu haben - schon klopft Hollywood an und gibt einem den Stuhl vom nächsten „Insidious“. Oder „Friedhof der Kuscheltiere“. Oder eben „Evil Dead“. Wie es jetzt Lee Cronin nach seinem Achtungserfolg „The Hole In The Ground“ spüren durfte. Nun arbeitet er sich hier an einem der legendäreren Franchises der Horrorgeschichte ab. Und der Schuh passt. Oder ist zumindest nicht viel zu groß. Die Balance aus Humor und Horror stimmt, liegt nun irgendwo zwischen dem bierernsten Remake und der groovy Original-Trilogie. Raimis Einfluss merkt man noch, ganz lässt er sein Baby (zum Glück) doch nicht aus der Hand. Der nahezu nur eine Schauplatz hat Tradition und trägt viel zur höllischen Klaustrophobie bei. Die Darsteller, auch die Kinder, machen ihre Sache solide bis sehr gut, sehr intensiv. Es gibt Ekel, Fun, Insider und literweise Blut. Das letztliche Monsterdesign rockt. Und zudem hat „Evil Dead Rise“ ein paar feine Kniffe, Blicke und Tricks im Ärmel, Asse im aufgeschnittenen Unterarm. Aber, und das Aber ist leider gar nicht mal super klein - im Grunde hakt Cronin nur recht bieder Boxen ab. Sowohl die der Reihe als auch seines Genres. Die Intro/Outro-Klammer fühlt sich unangenehm angeklebt an. Es wird zu wenig mit praktischen Effekten gearbeitet. Es wird eine Menge simpel wiederholt, was in seinen Vorgängern Wirkung gezeigt hat. Vor allem das Kettensägenfinale. Und das Teil ist böse gesagt weder garstig noch lustig, weder kreativ noch fies genug, um wirklich in den Pantheon vorzudringen. Da klopft er nämlich nichtmal an. Zwei, nein sogar drei klare Beispiele. Es gibt eine Parmesanreibe die unangenehm Bekanntschaft mit einer Wade macht - leider liegen als Wunde darunter dann nur Pixel, Bytes und Computerfleisch. Es gibt eine (unentschlossen-)schwangere Protagonistin und ein Dämon merkt dies, packt sie am Bauch - kann sich jedoch nicht ansatzweise dazu durchringen, dem Ungeborenen zu schaden. Das Gegenteil eines „Inside“. Und nun die eklatanteste vergebene Chancen: ein Aufzug bekommt früh im Film ein dämonisches Eigenleben und die Kabel packen eine Frau, es wird für ein paar Momente der mit Abstand legendärste Moment des Originals zitiert, die Szene endet auch in einem richtig coolen Shot - aber sie geht weder in Sachen Rape noch in Sachen Gore auch nur ansatzweise weit genug, um einen Wirkungstreffer zu landen. Und dabei ist die Gefahr eines Verbots oder einer Indizierung wie in den 80ern schon längst nicht mehr gegeben… Schade. Vielleicht ja in einer Unrated im Heimkino.

Fazit: arbeitet sich solide an den Checklisten seiner Reihe ab, ist ein schön-saftiges Killerkammerspiel und genügt für einen kurzweiligen Dämonenabend ohne wirkliche Ansprüche. Gegen das Remake von 2013 sieht „Rise“ aber kein Land und er geht in den entscheidenden Momenten einfach nicht weit genug. Dezente Enttäuschung auf Blutregenniveau. 

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