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Jörg Buttgereit präsentiert mit seinem killenden Kleinbürger "Schramm" eine sehr spannende Alternative zur Movie-Serial-Killer-Welle zu Zeiten der frühen 90er. War der Mörder ein Produkt Hollywoods, so konnte man davon ausgehen, dass díe Hannibals und Henrys am Ende die Gewinner waren: charismatisch und überlegen wurden Opfer sowie Ermittler von den Horror-Ikonen auf's Kreuz gelegt.

"Schramm" ist keiner von ihnen. Er entbehrt jeglichen Glamours, jeglicher Faszination. Übergewichtig und vornehmlich in versiffter Unterwäsche bestreitet er sein kleinbürgerliches, abgründiges Universum. Das ungelenke Morden bieten keinen Ausweg aus seinem Autismus und auch kein übermächtiger Polizei-Apparat bringt sein Tun spektakulär zur Strecke - er stirbt bereits zu Beginn des Films, als er bei einer Säuberungsaktion von einer Leiter fällt.
Sein Ableben ist also genauso banal wie seine Existenz, die sich vornehmlich über seine Einsamkeit definiert. Einen Hoffnungsschimmer bietet die aufkeimende Liebe zur seiner Nachbarin, aber auch dieser Umstand ist von fast quälender Tristesse markiert: während sie übertrieben lauthals ihren Job als Prostituierte nachgeht, onaniert Schramm in ein unförmiges Gummi-Konstrukt - er hat den Nullpunkt erreicht.
Buttgereit erzählt Schramms letzte Tage mit einer aufgebrochenen Erzählstruktur. Wie ein Puzzel werden dem Zuschauer Szenen und Situationen hingeworfen, die erst zum Ende ihr schlüssiges Ganzes ergeben. Der Fokus liegt dabei auf der Einsamkeit der Figur, weniger auf seine unmenschliche Taten, und er nimmt sich interessante künstlerische Freiheiten um Schramms Seelenleben zu visualisieren ...die allerdings aber auch mal an einem mauen Latex-Effekt scheitern.
"Schramm" lässt nicht wirklich eine spürbare Weiterentwicklung zu "Nekromantik 2" erkennen, trotzdem ist und bleibt der Mann einfach einer der talentiertesten deutschen Regisseure! Selbst wenn das schöne MakingOf andeutet, dass man den Einfluss von Kameramann Jelinski auf Buttgereits Werke nicht unterschätzen darf, was der Junge aus seinen Laien-Darstellern herauskitzelt ist mehr als bemerkenswert! Drüberhinaus sei Buttis Magic-Moments-Verlässlichkeit erwähnt: wenn der die Vertikal-Schwenks zum "Schramm-Walzer" ansetzen, ist Gänsehaut vorprogrammiert...

Wie zu erwarten ist auch Buttgereits bisher letzter Film eine Ausnahme-Erscheinung. Seine Fans können bedenkenlos zuschlagen, dem Rest sei mal wieder ein Probegucken empfohlen - für hargesottene Kunst-Säue auf jeden Fall ein Muss!

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