„Das Kindermädchen“ ist ein recht spannender Horrorthriller von William Friedkin, der aber nicht an seinen Klassiker „Der Exorzist“ herankommt.
In einem kurzen Intro wird man via Texttafel aufgeklärt, dass es den Kult der Druiden gibt, welche Bäumen huldigen – guten wie bösen. Den bösen Baumgeistern werden Menschenopfer gebracht. So wird man auch in der sehr atmosphärischen Anfangsszene Zeuge, wie ein Kindermädchen mit dem ihr anvertrauten Baby die Kurve kratzt und sich zu einem Baum im Wald begibt – kurz darauf ist das Baby Teil des Baums. Das sorgt nicht nur für wohlige Gänsehaut, sondern erklärt auch direkt, was das titelgebende Kindermädchen im Verlauf des Films im Schilde führt.
Nach einem solchen suchen nämlich Phil (Dwier Brown) und Kate (Carey Lowell) für ihr Baby, da sie beide berufstätig sind. Sie gucken sich eine Reihe von Bewerberinnen an, darunter Camilla (Jenny Seagrove). Sie entscheiden sich erst für eine andere, aber diese verunglückt tödlich. Der gewiefte Horrorfan weiß natürlich direkt, dass hier die bösen Zauberkräfte des fiesen Kindermädchens am Werk sind. Bei dem Opfer handelt es sich übrigens um Theresa Randle, die vor allem wegen ihrer Darstellung der Theresa Burnett in den „Bad Boys“-Filmen bekannt sein dürfte.
So beginnt Camilla mit der Pflege des nur wenige Wochen alten Babys, muss aber noch etwas warten bis das Baby soweit ist, dass man es opfern kann. Wird das sympathische Elternpaar rechtzeitig entdecken, wen sie sich da ins Haus geholt haben?
„Das Kindermädchen“ spielt relativ mit menschlichen Urängsten, denn das Szenario ist geradezu perfide: Der scheinbare Schutzengel für das Baby (also das wichtigste im Leben junger Eltern) ist in Wirklichkeit dessen größte Bedrohung. Hiermit spielt Friedkin teilweise auch sehr geschickt, da der Zuschauer ja einen Wissensvorsprung den Eltern gegenüber hat. Leider muss diese Atmosphäre ab und zu für unnötiges Beiwerk weichen: So werden z.B. auch Verführungsversuche von Camilla Richtung Phil gestartet, aber dies hat keine Bedeutung für die Handlung und soll wohl scheinbar nur etwas nackte Haut in den Film bringen, was dann ein wenig verärgert.
Ansonsten ist der Plot ein Gemisch aus Bekanntem und Ungewohntem. So verläuft die Handlung in den ersten zwei Drittel ungefähr so, wie man das erwartet: Das Kindermädchen gewinnt das Vertrauen der Familie, beseitigt Komplikationen und die Bedrohung wird immer größer. Doch im letzten Drittel verläuft der Film dann anders als man es erwarten, auch wenn der obligatorische Showdown natürlich sein muss. So kann der Film mit seinen Wendungen dann auch teilweise wirklich überraschen und ist recht spannend, auch wenn es vor allem in den ersten zwei Dritteln immer wieder kleinere Hänger gibt (z.B. der oben angesprochene Subplot).
Damit es aber nicht beim gemütlichen Horrorthriller bleibt, baut Friedkin auch noch einige Episoden ein, in denen die Effektspezialisten richtig auf die Pauke hauen und das sieht auch fast immer gut aus. Vor allem die Szenen mit dem Baum bieten noch gute, altmodische Modelltricks für alle, die Filme wie Carpenters „The Thing“ lieben. Zwar sind die Effektszenen nicht immer wirklich nötig (z.B. die Rowdy-Episode hat an kaum Bedeutung für den Plot), aber das Gebotene tröstet darüber hinweg. Ebenfalls sehr spannend ist der Kojotenüberfall, wobei die Viecher eigentlich jedes Mal, wenn sie im Film auftauchen für ganz nette Schockeffekte sorgen. Die Goreeffekte sind von geringer Zahl und nicht selbstzweckhaft, aber schick anzusehen und teilweise auch überraschend heftig.
Bei den Hauptdarstellern hat man sich mit Carey Lowell, Dwier Brown und Jenny Seagrove ein paar ordentliche Vertreter aus Hollywoods zweiter bis dritter Garde oder ähnlich wenig bekannten Gefilden gesucht, die ganz ordentlich spielen. Auch die restlichen Darsteller sind auf dem gleichen Niveau, während Miguel Ferrer als erstklassiger Nebendarsteller mal wieder herausragt.
So bleibt ein unterhaltsamer Horrorthriller mit guten Effekten und bedrohlicher Atmosphäre, wenn auch ein paar Hängern im Plot. Macht jedoch unterm Strich 6,5 Sterne.