Review
von Leimbacher-Mario
Die flauschigsten Erdbeertage
Rote Pandas sind definitiv in meinen Top 5 der süßesten Lebewesen auf unserem Planeten. Kein Wunder also, dass Pixar einen solchen nun gehörig aufbläst und als Protagonist und Zugpferd benutzt. Obwohl es eigentlich fast zu leicht scheint für die sonst so mutigen Animationsvorreiter, die schon Spielzeug, Gefühle und Seelen zum Leben erweckt haben. Doch dahinter steckt natürlich noch ein ganzes Stück mehr - auch nicht allzu subtil, aber immerhin nicht dermaßen „tief hängend“, zuckrig und vor allem kindlich wie es auf Anhieb den Anschein macht. In „Turning Red“ geht’s um ein dreizehnjähriges Mädchen, das sich plötzlich bei Aufregung in einen riesigen roten Panda verwandelt - da scheinbar ein alter „Fluch“ auf den Frauen der Familie liegt…
„Turning Red“ - „Der schwächste Pixarfilm bisher!“ - „Das ist doch der „Menstruations-/Aufklärungsfilm“ für Kinder, oder?“ - „Vollkommen verständlich, warum die den direkt zu Disney+ abgeschoben haben!“
Was wurde nicht alles jetzt schon über diese pittoreske Pandaparty geschrieben. Zum Glück kann ich solchen negativen Stimmen nur sehr wenig beipflichten und empfehle jedem sich (wie eh nahezu immer) am besten selbst ein Bild zu machen. Denn dieser neueste Pixararstreich ist weitaus mehr als die plumpe Metapher, zu der ihn einige kleinreden wollen. Natürlich ist es ein Leichtes die weiblichen Tage mit seiner Story zu verbinden, weiß und macht er ja sogar augenzwinkernd kurz selbst. Ist eine, jedoch recht oberflächliche Leseart. Für mich bietet „Rot“ zum Glück noch einige andere interessante Blickwinkel - und allgemein zudem noch richtig viel Fun. Dass er Anfang der 00er spielt und sich sehr witzig mit Boybands befasst ist für einen '88er-Jahrgang wie mich natürlich ideal. Der Panda ist einfach knuddelig, auch in überdimensional. Die zuerst überdreht wirkenden Mädels können auch langsamer und haben durchaus ein paar richtig süße Momente, ihre Freundschaft ist jederzeit glaubhaft. Die Synchronsprecher (vor allem im Original) sind 1A. Es gibt gegen Ende sogar eine Art „Kaiju“. Und eine Art Exorzismus. Ja, richtig gelesen! Die erschreckende Helikoptermutter wird alles andere als beschönigt. Das Thema des familiären Drucks wird erstaunlich griffig veranschaulicht. Und in den besten Momenten kommt gar ein wenig „Ghibli“-Feeling auf. All das macht „Turning Red“ für mich auf keinen Fall zu einer Enttäuschung. Selbst wenn es nicht top tier Pixar sein mag.
Fazit: unschuldige Coming-of-Age-Story zwischen Pandas, Boybands, Tradition und dem (positiven wie negativen!) Gewicht der Familie. Inklusive einer ziemlich kaputten, fehlgeleiteten Mutter. Also doch recht schwere Themen - aber super fluffig und ungefährlich zubereitet.