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Vom 4ten bis zum 7ten Mai 1975 besuchte Queen Elizabeth II Hong Kong; ein knappes Jahr später erschien Golden Harvest A Queen's Ransom, der dieses Ereignis aufnahm und zu einer Art politischem Actionthriller umwandelte. Eine zumindest für das kantonesische Kino relativ lange Zeitphase zwischen der eigentlichen Aktualität und der fiktiven Ausbeutung der Fakten; allerdings waren zwei der Stars auch vorher in Australien mit den Dreharbeiten zu The Man from Hong Kong beschäftigt.

George Lazenby machte hiermit nach Stoner und ebendiesem seinen dritten und letzten Ausflug in die Ära der international anpeilenden Kung Fu Reisser und trifft dabei mit Angela Mao Ying und Jimmy Wang Yu gleich auf zwei alte Bekannte der Einheitsfront. Sowieso ist der Film durchgängig mit einer Zahl durchaus populärer Gesichter gesegnet, die durch pure Anwesenheit auch manchen Leerlauf und Unsinn zu überspielen vermögen; auch das gesamte Produktionsvolumen und seine geschickte Benutzung täuscht auf raffinierte Weise einen grösseren Bezug her als man letztlich umzusetzen in der Lage ist. Ein vorgeblicher Versuch, auf der Leinwand Attraktionen und einen öffentlichen Diskurs zu bieten, den man aufgrund eingeschränkten Budgets und Talents nicht erarbeitend durchsetzen kann. Diverse gesellschaftspolitische Themen werden als blosses Handlungs- oder gar nur Settingsalibi in die Menge geworfen und dort mit vielzähligen Originalaufnahmen des realen Geschehens und erdichtetem Schund gemixt. Ein Zaubertrank, der die Zuschauer anlocken und die Finanzbilanz gesunden lassen soll:

Kurz vor dem Besuch der Königin steht im Polizeihauptquartier von Superintendent Ko [ O Chun-Hung ] kein Telefon mehr still. Nicht nur, dass sich nach dem Ende des Vietnamkrieges vermehrt Immigranten im Hoheitsgebiet aufhalten und deswegen ein Teil Polizeikräfte von dem Grossereignis abgezogen werden müssen. Nein, auch multikulturelle Terroristen unter Führung von George [ George Lazenby ] - die in Verbindung mit dem Lod Airport Massaker drei Jahre zuvor stehen - haben ihre Aufwartung gemacht. Da dessen Männer wie Ram [ Bolo Yeung ], Jimmy [ Jimmy Wang Yu ], Miyamoto [ Chang Pei San ], Chun Lung [ Peter Chan Lung ] allerdings wenig behutsam mit ihrer Tarnung umgehen, bekommt die Hostess Jenny [ Tien Niu ] Wind von dem geplanten Attentat und informiert den CID Beamten Chiang [ Charles Heung ].
Währenddessen schmuggelt eine ebenfalls vor Kriegswirren flüchtende kambodschanische Prinzessin [ Angela Mao Ying ] Gold ins Land, um es gewinnbringend verkaufen zu können.

Der Plotstrang mit der ausländischen jung-hübsch-reichen Hoheit [ die Prinzessin, nicht Elizabeth II ] ist natürlich ein Gimmick. Eine Übertreibung wie alles andere. Die Figur, der Grund ihr Anwesenheit, ihre keimende Liebesgeschichte mit dem einheimischen Landbewohner Ducky [ Dean Shek ]: Alles blanker Humbug wie aus einem schlecht geschriebenen Katastrophenszenario, in dem erst eine Person lang und breit vorgestellt und dann auf einmal in die Gefahrensituation gesetzt wird. Ein Spezialeffekt, kein wirkliches Werkzeug für den Einsatz in der Handlung. Angela Mao, die nun ja auch nicht umsonst für ihre schlagkräftig-formidable Technik gerühmt ist, macht ausser Tollereien und Albernheiten mit ihrem Männle weitab vom eigentlichen Haupt- und Spitzengeschehen erst gar nichts, um beim Showdown wie das eiskalte Händchen aus dem Holzkästchen zum Zuge zu kommen: Ganz unverhofft als Schaulustige beim Attentat anwesend schlägt sie die radikalen Untergrundkämpfer nahezu alleine in die Flucht.

Stirnrunzeln gegenüber der Erzähllogik ist da aber schon lange nicht mehr angebracht; es sind bereits einige abstruse Dinge passiert, die Kommissar Zufall vertreten, sich im schlechtesten Fall äusserst lächerlich auf etwaige noch vorhandene Spannung und Tension auswirken und im besten die Präsentation überraschend bereichern. Im Grunde genommen macht das Drehbuch und sein umsetzender Regisseur Ding Sin-Saai so viel falsch nicht, was man auch daran merkt, dass im militanten Doppel-Showdown drei faustdicke Verblüffungen einprasseln. Und analog zu Lazenbys vorhergehendem Zivilisationsmärchen James Bond 007 - Im Geheimdienst Ihrer Majestät übt man sich ausreichend professionell im Deichseln guter Unterhaltung. Sicherlich nicht in deren filmtechnischer Verarbeitung oder dem narrativen Einfallsreichtum samt Erfindungsgeist. Aber zumindest schaffen sie es in abgestimmter Teamarbeit, eine bühnenwirksame Start-up-Geschichte über das gängige 08/15-Level zu hieven; sei es auch nur dadurch, dass sie die Formalitäten beherrschen und sich die vorhandenen Mankos mit ein bisschen Nostalgie, dem Faible für eine hanebüchene Polit-Kabale und dem Interesse für das zeitgenössische kantonesische Kino verschmerzen lassen. Oft ist es zwar grosser Trash, in dem Comicuniverseum einer Bananenrepublik, mit Alleingang-Cops, Huren als unfreiwilige Weltenretter, abrupt auftauchenden und vorher nie erwähnten Geschwistern, mit Edelfrauen und Lebemännern, zeigefreudigen Bumsmiezen, tumben Bodybuildern und Anarcho-Revoluzzern.
Eine eher konstruktionslose Verschmelzung von Low- und High-Tech, mit uneindeutigen Freund-Feind-Verhältnissen, und einem Hang zur Uferlosigkeit und Beliebigkeit.

Die zahlreichen und auch normalerweise sehr effizient eingesetzten reellen Bilder der damaligen Paraden, des Volksauflaufes, der gesteigerten Polizeipräsenz als Authentik-Lack können nicht verhindern, dass nie der Eindruck einer tatsächlich vorstellbaren Wirklichkeit entsteht. Auch wenn das Ganze xmal mit genauen Zeit- und Ortsangaben unterfüttert wird, spielt es sich für den Zuschauer nicht konkret oder gar leibhaftig, sondern zu einer verschwommenen Zeit in einem ausgedachten Niemandsland ab. Aber besser weitgehend harmloser Formverzicht als sich im drögen Allerlei zu wälzen oder gar am bombastischem Tiefsinn zu scheitern.

Dieser hintertreppenartige Vernissagenkitsch, fern von Hochglanzroutine, inhaltlich aus einem drittklassigen Bahnhoskino entführt, gewinnt durch dem clownesken Mosaik voll hanebüchener Argumentation nur und kann sich damit auch über so manchen Durchhänger auf der Temposchiene retten. Denn leider passiert auf der Action-Ebene viel weniger als angenommen; tatsächlich muss man sich eine Weile mit ganzen zwei kurzen Faustkämpfen zur Duldsamkeit zwingen, bis der Status "Planung" ganz langsam in Richtung "Ausführung" bewegt wird. Der finale Kleinkrieg auf einer Hügelkette würde wahrscheinlich recht proper daherkommen, wenn keine zentimerdicke Staubschicht über dem Schlachtfeld liegen würde; so lassen sich MG - Shootouts und Explosionen nur erahnen. Retten tun dann weniger die willkommenen, aber nichtsdestotrotz eher sehr durchschnittlich-stafettenartigen Fighteinlagen als vielmehr die Schar der aufgefahrenen Darsteller. Besonders O Chun-Hung, Charles Heung und Jimmy Wang Yu verstehen die männlich beeindruckende Pose; noch zusätzlich ergänzt mit der wie immer einschmeichelnd-burschikosen Attraktivität von Angela Mao.

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