Review

Ben Stiller ergeht sich in Verzweiflung, doch des Weges kommt Polly alias Jennifer Aniston zur Rettung.
Reuben Feffer (Ben Stiller) ist von Beruf Risikomanager für eine Versicherung und vermeidet daher privat jede mögliche Gefahrenquelle. Doch beim Kalkulieren des eigenen Glücks ist er weniger gut als im Ausrechnen des Unfallrisikos für Lebensversicherungskandidaten, denn schon in den Flitterwochen verguckt sich die Angetrautete, Lisa (Debra Messing), in einen Tauchlehrer und wälzt mit dem die Laken. Dazu gibt Ben Stiller seine übliche ganz-arme-Sau-Nummer, wie in fast jedem seiner Filme.
Auf einer Party trifft Reuben dann Polly Prince (Jennifer Aniston) wieder, eine alte Schulkameradin. Reuben hat sie als ordentliches Mädchen in Erinnerung doch Polly ist zur totalen Chaotin geworden. Doch die beiden finden Gefallen aneinander und versuchen es mit einer sehr turbulenten Beziehung…

Wer angesichts von „… und dann kam Polly“ ein lautes „innovationslos“ stöhnt, der liegt gar nicht so falsch. Jennifer Aniston spielt eine ähnliche Rolle wie in „Friends“ und ihren anderen Beziehungskomödien, Ben Stiller ist auch wieder der übliche Pechvogel und vom Plot sollte man auch keine großen Überraschungen erwarten. Das Ende kennt man eh schon nach Lesen der Inhaltsangabe und es kommt dann auch mit der Extraportion Kitsch. Zudem fehlt dem Plot irgendwie an Drive, da er seine Figuren immer nur zwischen Höhen und Tiefen schwanken lässt, aber keinen Spannungsbogen aufbaut.
Doch immerhin ist das Ganze routiniert gemacht worden und größere Langeweile wird vermieden, da der Film schon nach rund 86 Minuten (Abspann inklusive) vorbei ist. Großartige Neuerungen darf man allerdings auch bei der Umsetzung nicht erwarten, denn Liebe und Herzschmerz vor den Kulissen von Singlewohnung, Tanzbar oder Ferienstrand kennt man selbst dann zur Genüge, wenn man nur ein paar Filme dieses Genres gesehen hat.
Immerhin besitzt „… und dann kam Polly“ ein gewisses Maß an Witz, um dennoch ganz gut zu unterhalten. Vor allem das knuffige, blinde Frettchen Rodolfo hat die Lacher auf seiner Seite, wenn es mal wieder irgendwo vorknallt oder sonst wie die Orientierung verliert. Ben Stiller als arme Wurst in Notlage ist ebenfalls gewohnt amüsant (herrlich die Szene mit der Toilette) und Philip Seymour Hoffman als ehemaliger Kinderstar und Großkotz kann auch einige Lacher verbuchen (z.B. als er die Aufführung ruiniert). Nur einige Ekelgags passen irgendwie nicht so ganz ins Geschehen und hätten auch weggelassen werden können.

Was dem Film jedoch fehlt, um mehr als solides Mittelmaß zu sein, dass ist die richtige Portion Herz. Eine echte Bindung baut man zu den Charakteren nicht auf und so gehen einem weder Freud noch Leid der Hauptfiguren so richtig nahe – eine Eigenschaft, die mittelprächtige Romanzen von den guten Genrefilmen erst so wirklich abgrenzt. Vor allem fehlt den Figuren eine gewisse Verletzlichkeit, denn z.B. hat man nie das Gefühl, dass Ruben so recht um die verflossene Ehefrau trauert.
Das Fehlen von Herz kann man leider auch auf die Hauptdarsteller abwälzen, da diese, wie gesagt, ihre üblichen Rollen ohne Neuerungen spielen. Bei derartiger Routine mag der Funke halt nicht überspringen und so spielt selbst Rodolfo die beiden an die Wand. Immerhin gibt es in den Nebenrollen Bryan Brown als Extremsportfreak, Alec Baldwin als Rubens poltrigen Chef und Hank Azaria als Tauchlehrer mit nudistischen Vorlieben zu sehen, was dem Film schauspielerisch wieder etwas Würze verleiht.

Unterm Strich kann man sich über die Gags amüsieren, aber Neues kriegt man trotzdem nicht geboten. Solides Mittelmaß, aber der Funke will nicht überspringen, da es dem Ergebnis an Herz mangelt.

Details
Ähnliche Filme