Meine Damen und Herren, schnallen Sie sich an!
Wenn Sie den ersten Teil bereits kennen, dann wissen Sie bereits, daß Sie ihr Gehirn zum vollständigen Genuß dieses Streifens an der Kasse abgeben müssen.
Wenn Sie dies getan haben, empfehlen wir Ihnen noch ein alkoholisches Getränk vor dem Film einzunehmen.
Bringen Sie Ihren Sitz in eine aufrechte Position, denn wir starten... jetzt!!!
Und was dann folgt, ist eine der schnellsten, lautesten und buntesten Achterbahnfahrten, die Hollywoods Popcornkino in den letzten Jahren produziert hat.
Schlicht und ergreifend gesagt, handelt es sich bei der zweiten Mumie um einen beinahe zwei Stunden währenden Showdown, der einfach nicht enden will.
Nicht, daß das schlecht wäre, aber dafür ist halt nicht jeder Zuschauer geeignet.
Wer jedoch den Willen zum Amusement mitbringt, wird fortwährend bedient.
Ausgehend vom 5000 Jahre zurückliegenden Prolog, in dem die Gigantomanie der Computertricks schon wahre Triumphe feiert, ist Regisseur Stephen Sommers nicht bereit, während der Filmexposition auch nur einen Gang zurückzuschalten.
Die Kenntnis des ersten Teils einfach voraussetzend, führt er die O'Connells (jetzt zu dritt) gleich per Actionsequenz in einer Ausgrabungsstätte ein. Die ist gleich so bombastisch, daß sie in jeder B-Produktion als Höhepunkt hätte herhalten müssen. Quasi im Vorbeigehen informiert er den unter Beschuß stehenden Zuschauer über das Nötigste, um die Bilder und Visionen von Rachel Weisz verständlich zu machen. Und so geht es weiter, ein Eye-Catcher jagt den Nächsten. Und damit auch niemand auffällt, daß die Angelegenheit wenig logisch ist und es vor Fehlern nur so wimmelt (vor allem in Ägypten und auch mit Anachronismen hat man so seine Probleme), ballert Sommers den Film mit Helden und Schurken gleich jeweils im halben Dutzend zu, die denn auch immer gleich alle gegeneinander antreten dürfen.
Daß bei diesem Stakkato die Figuren zurücktreten müssen und sich Charaktere mehr über amüsante One-Liner definieren, ist logisch. Aber wir haben hier so viele prachtvolle Figuren, die mitunter komplett aus dem ersten Teil herübergerettet werden, daß das gar nicht so wichtig ist. Und wenn dann wirklich mal Ruhe einkehrt (für eine Minute oder so), dann bleiben immer noch Computerhintergründe und Bauwerke oder interessante Panoramen und Alan Silvestris pompöse Musik, um das Visuelle weiterhin zu stimulieren.
Und da das Masse statt Klasse Prinzip ja so schön funktioniert, treiben wir hier so viel Aufwand, daß gar nicht recht auffällt, daß manchmal am Rechner ordentlich geschludert wurde. Wirklich unangenehm fällt das leider (oder zum Glück?) nur in der Schlußsequenz im Duell mit dem Skorpionkönig auf, der nicht nur nachlässig animiert ist, sondern auch noch mit einer extrem billig aussehenden Graphik vom Kopf The Rocks versehen wurde. Diese Szenen sind leider desillusionierend und riechen nach schnell-schnell.
Ansonsten erdrückt die Masse an Tricks recht erfolgreich das nötige Nachfassen nach Qualität, alles fließt, alles schießt. Und kaum genossen, erfolgt die nächste Augenattacke.
Natürlich kann ich, wenn ich will, diesen Film so niedermachen, wie es nur geht. Da kann kein gutes Haar drangelassen werden, denn was man von einem Film sonst erwartet (abgesehen von Action, F/X und coolen Sprüchen) ist hier komplett abwesend. Nichts zu sagen, gegen eine vernichtende Kritik.
Aber ich will nicht.
Denn nicht nur, daß das hieße, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, es wäre auch garantiert am Ziel vorbei. Hier soll alles bunt, knallig und schnell sein (und mitunter etwas eklig) und das schafft Sommers problemlos und unterhaltsam. Allerdings ist das mit dem Hirnabgeben obligatorisch, sonst wird das nichts mit Spaß. Also laßt die Meckerköppe und Kleinkrämer zu Hause und ihr werdet eine verdammt heiße Zeit erleben. Übrigens bin ich fast dreißig und nicht achtzehn, also ist das keine Frage des Alters. Und wenn sie sich dann doch an Teil 3 versuchen werden, dann fangen sie bestimmt mit dem Riesendiamanten an...
Fazit: Das filmische Äquivalent zu einer Stalinorgel, die ein Brilliantfeuerwerk abschießt. Bisweilen bitte Schutzbrille tragen. Und vergeßt das Hirn bitte nicht an der Kasse, wenn alles vorbei ist.
(8/10)
PS: Interessanterweise ist DIE Szene, die mich und Begleitung wirklich geschafft hat, eine völlig ruhige. Da sitzt in der Luftschiffmietsequenz ein bärtiger Äqypter mitten in einer Wüstenruine unter freiem Himmel in einer schneeweißen Badewanne und liest ungerührt Zeitung. Völlig aus dem Zusammenhang und mitten ins Komikzentrum. Hoffentlich habe ich in den drei Minuten, bis der Anfall vorbei war, nichts wichtiges verpaßt.