Review

Dumm gelaufen für Lieutenant Thomas Blin (Franck Gastambide): während der französische Polizist im Auto unterwegs ist, um sich von seiner gerade verstorbenen Mutter noch zu verabschieden, kann er zwar einem plötzlich auf der Fahrbahn auftauchenden Hund gerade noch ausweichen, überfährt aber Sekunden später einen ebenso im Weg stehenden Mann. Oder lag der bereits dort? Egal, der Glatzkopf mit dem Dreitagebart hat keine Zeit zu verlieren, wird doch momentan von der internen Revision gegen ihn ermittelt, wie ihm sein Kollege Marc (Michaël Abiteboul) von der Dienststelle aus mitteilt. Eine Leiche infolge eines Verkehrsunfall kann Thomas daher überhaupt nicht brauchen, weswegen er den ihm unbekannten Toten schnell in den Kofferraum einlädt und weiterfährt. Währenddessen knackt Marc dessen verschlossenen Spind und kann gerade noch die darin versteckten paar tausend Euro aus krummen Geschäften im Klo versenken, bevor die Dame von der Revision mit ihren Beamten auftaucht. Gerade nochmal Glück gehabt für die beiden korrupten Flics? Nicht ganz, denn ein Unbekannter hat den Unfall beobachtet und droht Thomas mit der Aufdeckung des Vorfalls. Letzterer hat gerade eine verrückte Idee, wie er die Leiche loswird, doch kaum ist dies mühsam gelungen, teilt ihm der Erpresser mit, daß er genau diese Leiche benötigt...

An französischen Actionfilmen aus der Perspektive der Gesetzeshüter gab es zuletzt einige vielversprechende Titel, doch Sans répit – Ruhelos geht hier einen anderen Weg, ist sein optisch entfernt an Jason Statham erinnernder Hauptdarsteller doch selbst ein Ganove, dem man daher nicht sonderlich viel Sympathie entgegenbringen kann. Gleiches gilt für seinen Kollegen Marc, der seine krummen Touren der jungen dunkelhäutigen Nachwuchs-Polizistin Naomi gegenüber kaum verhehlen kann und diese stets mit der windelweichen Erklärung "Wir bei der Polizei sind eine große Familie" zu beschwichtigen versucht. Erst nachdem der unbekannte Erpresser auftaucht, wird es einigermaßen spannend, wie sich der korrupte Cop und dessen Kollege aus der Affäre zu ziehen vermögen - sofern es ihnen gelingt, denn der rabiat vorgehende Unbekannte kennt das private und dienstliche Umfeld seines Opfers ganz genau.

Das zweite ungewöhliche Kriterium des Films sind die schwarzhumorigen Einfälle des Drehbuchs, die Thomas öfters als "Opfer der Umstände" zeigen, aus denen er nur mit größter Anstrengung wieder herauskommt - während ein paar bunte Luftballons sehr zweckmäßig eingesetzt werden können, wäre da auch noch eine zu beseitigende Leiche, an der eine Schnur befestigt wird, um sie durch einen Lüftungsschacht zu ziehen, was Thomas mit einem ferngesteuerten Spielzeugsoldaten gelingt. Dumm nur, daß bei dieser in aller Stille durchzuführenden Aktion das Spielzeug eine akustische Salve abschießt. Noch dümmer, daß das Handy des eingewickelten Toten einen Black-Metal-Song als Erkennungsmelodie hat und dieser öfters angerufen wird - derart skurrile Ideen begleiten den ganzen Film, auch als es am Ende dann härter zur Sache geht, wenn sich der überlegene Erpresser outet.

Die Netflix-Produktion Sans répit ist - ohne mehr verraten zu wollen - somit ein durchweg unterhaltsames Vergnügen, das auf tiefere Charakterisierungen genauso wie auf einen mahnenden Zeigefinger verzichtet und ganz auf Action sowie dezenten Humor setzt: eine gelungene Thriller-Komödie, wenn man so will. 7 Punkte.

Details
Ähnliche Filme