Review

Und wieder eine Grisham - Verfilmung…20.12.2008

Der Autor Grisham ist der Stephen King des Gerichtsgenres. Alle Jahre wieder ein neues Buch, und zumeist geht es immer um das gleiche Thema – ein kleiner Anwalt gegen eine große Kanzlei, man ist auf der sicheren Seite, wenn man dieses Genre mag und dann ein Buch von Grisham in die Hand nimmt. Doch was sich fast immer gut liest, sieht nicht immer gut aus, denn in den von mir bisher gesichteten Verfilmungen zäht sich das Geschehen wie Kaugummi, und da macht dieser Film leider keine Ausnahme. Ich kann nicht sagen, was daran Schuld ist, denn das Drehbuch ist ebenso wenig schlecht wie die Darsteller oder die Umsetzung, aber schon nach einer Stunde fängt man als Betrachter seine abschweifenden Gedanken nur mühsam wieder ein und kämpft wie bei der „Akte“ gegen den leise herantapsenden Schlaf…ein tödliches Urteil für das „Urteil“.

Während bei den restlichen Grisham-Filmen der Gerichtsprozeß mitsamt seinen Wendungen und Besonderheiten im Mittelpunkt steht, geht es hier um die Jury. Der Prozeß gegen eine Waffenfirma tritt in den Hintergrund, wenn der gerissene Anwalt Fitch seine Fäden im Auftrag der Waffenlobby zieht. Fitch ist Spezialist bei der Geschworenenauswahl und bei der Manipulation einer Jury. Er verläßt sich dabei nicht auf sein Gefühl, sondern auf sein Team und die entsprechenden Überwachungsmethoden. Sein Credo: jeder Mensch ist bestechlich, man muß nur den Hebel finden. Doch in der aktuellen Jury sitzt der Geschworene Easter, und auf einmal bekommen sowohl Fitch als auch der Anwalt der Anklage das Angebot, das Urteil zu kaufen – denn eine geheimnisvolle Dame scheint in der Lage, zusammen mit Easter die Jury zu manipulieren.

So weit, so gut, und die erste Stunde des Film ist tatsächlich spannend. Man erfährt sehr viel über die Merkwürdigkeiten des amerikanischen Gerichtssystems, welches sich von unserem ganz und gar unterscheidet. Auch die Methoden von Fitch liefern Anlaß zur Diskussion…es scheint ganz so, als wäre das Leben eines jeden Menschen mittlerweile mit entsprechenden Methoden ganz und gar durchleuchtbar. Doch nach einer Stunde stellt sich Langeweile ein, denn es passiert eigentlich nicht mehr viel. Hier und da eine kleine, aber ganz kleine Actionszene reißt es nicht mehr raus, und auch die Motive von Easter und der Dame interessieren nur am Rande. Man weiß nicht genau, was der Film will…das System anprangern, Anwälte bloßstellen oder eine Lanze für den aufrechten Anwalt brechen. Wie so oft bleibt auch hier nicht viel, was im Gedächtnis des Zusehers haften bleibt. Ein routinierter Gerichtsfilm mit wirklich guten Darstellern halt, mit den üblichen Längen und den bekannten Versatzstücken des Genres. Schade, da wäre mehr möglich gewesen…6/10.

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