Auf den ersten Blick aus mehrerlei Gründen merkwürdig scheinender Beitrag von Zhang Yimou zum in der Volksrepublik China florierenden Kriegsgenre, angetrieben von anderen Regiegrößen wie Chen Kaige, Tsui Hark oder dem 'Spezialisten' Dante Lam, welcher sich gleich mehrfach in dem Metier ausgetobt hat. Zwar ist Zhang nicht gänzlich unbewandert, siehe The Flowers of War, hat sich aber bislang aus den aktuellen politischen Themen bzw. der Propaganda eher herausgehalten; und die nächste Merkwürdigkeit ist, dass hier erstmals und auch danach nicht weiter verfolgend seine Tochter als Co-Regisseurin genannt wird, das Projekt selber scheint jetzt nicht gerade geeignet als Startschuss für eine weiterführende Laufbahn zu sein:
Koreakrieg. Scharfschütze Liu Wenwu [ Zhang Yu ], Anführer vom Fünfter Trupp der Achten Kompanie, wird mit seinen Mannen wie Zhang Dayong [ Chen Yongsheng ], Hi Sun [ Cheng Hongxin ], Song Lao Er [ Huang Yan ], Wang Zhongyi [ Wang Naixun ] und Xiao Xu [ Wang Ziyi ] ins Feld entsandt, um einen verletzten Informanten zu bergen. Dabei laufen sie in eine Falle des Gegenübers John [ Jonathan Kos-Read ], der sich und seine Spezialisten an Scharfschützen auserkoren hat, den aufgrund der Treffsicherheit prominenten Klassenfeind als Art Trophäe mit nach Hause zu bringen.
Mit historischen Bildern wird begonnen, mit den ersten erhabenen und erhebenden Worten, mit dem Huldigen von Erfolgen, die trotz miserabler Bedingungen entstanden sind, die Überwindung von veralteter Technik mit dem eigenen Können und dem Willen zur Leistung, auch wenn dies nur im Kampf und im Ausschalten des Gegners liegt. Getragen und pathetisch erst die Musik, dann fallen Schüsse aus der schneebedeckten Distanz, auf Kommando werden die Scharfschützen zum Abfeuern instruiert, heruntergezählt von 3 auf 1, dann prasseln die Kugeln zielgenau ein, mehrere ausländische Soldaten werden punktgenau getroffen, das Blut spritzt. Nur einen Amerikaner hat es noch nicht erwischt, er leistet kurz Gegenwehr, ist binnen Sekunden aber auch ausgeschaltet, die US Army hat es hier besonders schwer.
Ein Landserfilm quasi wird hier geboten, die Handlung ist knapp bemessen, die Schnitte schnell, die Aufmerksamkeit liegt auf den Waffen, auf der Ausrüstung, und der Nutzung dieser, es wird Inventur über das Material geführt und auch die vorhandene Mannschaft haargenau abgezählt, es wird strammgestanden und salutiert, es wird durch das weiße Feld gerobbt und sich im kalten Winterkleid versteckt. Bei den Chinesen herrscht Kameradschaft und flache Hierarchie, man teilt miteinander das Brot, bei dem Amerikaners wird erstmal miteinander diskutiert und dann die Ränge und die Kompetenzen ausgespielt, einer möchte die Schlagzeilen und den Kongress beeindrucken, er möchte ganz vorne auf der Zeitung stehen, er hat eine persönliche Agenda, der Krieg für ihn ein Wettbewerb.
Eine Mission steht an, die Rückholung zweier gefangen genommener Aufklärer, ein Interview mit der berichtenden Presse steht an, auch, was ist wichtiger, was dient dem Volke mehr. Es wird schnell das Klavier angespielt und die Tränen gezeigt, es zählt jeder Mann im Kommando, für die Yankees ist es bloß ein Köder, für die Freiwillige Volksarmee ein Schulkamerad und ein Wegbegleiter, die Menschlichkeit zählt, nicht das Manöver. Durch die klirrende Landschaft wird hier gewandert und gespäht, zu erobern oder zu verteidigen gibt es hier eigentlich nichts, eine Art Stellungskampf um ein Stück Nirgends, kahle Bäume weit verstreut, ein paar Hügel für die Deckung, dazwischen eine Handvoll junger Männer abberufen zur ehrenvollen Operation, zumindest ehrenvoller (und herzvoller) als die Berichterstattung für die Wartenden Zuhause.
Über die schlechte Versorgung wird oft lamentiert, keine richtigen Handschuhe, die Gewehre von Anno Tuk, auch das Fernglas muss man sich erst verdienen, quasi darauf warten wie in der DDR auf den Trabi; miserable Zustände, die die Auserwählten hier nicht abhält vom Zutun für den Frieden. Anders als die Epen um den Battle at Changjin oder The Eight Hundred wird hier eher das Kleine hervorgehoben, Timur und sein Trupp de facto, keine Stars, kein Riesenaufgebot, keine spektakulären Massenszenen. Der Film könnte auch in schwarzweiß sein, letzteres ist sowieso die vorherrschende Farbe, es ist Winter und frostig, die Tarnkleidung in dem Farbton der hellen Umgebung gehalten, ein wenig blasses Grün oder Grau noch der darunter liegenden Uniform, der Rest ist rot; rot wie blutig.
Ein paar Aufnahmen aus der Vogelperspektive verorten die Szenerie, es wird sich herangepirscht an das Ziel, im geduckten Lauf, oder gleich im Schleichen und Kriechen, die Bilder sind entscheidend hier, der Ton kommt eigentlich nur durch die Bewegung, die Kleidung raschelt, die Spuren im Boden, das Klackern der Waffen, das vorwärts Robben. Das Hineingeraten in eine Falle, Improvisation gegen Vorbereitung, ein Späher mit zu später Warnung, das verzweifelte Suchen von kaum vorhandener Deckung. Gedreht als Kriegsfilm, als Drama und als Thriller, das Feindbild klar, die Bedrohung konkret, David gegen Goliath, ein paar Freiwillige gegen eine extra abgesandte Eliteeinheit, die Chancen rar, ein Duell um Leben und Überleben. Eine weitgehend aussichtslose Situation wird hier gezeichnet, ein Standoff im Niemandsland, minimalistisch gehalten, wie ein Schachspiel mit Visier, angefüllt mit taktischen Zügen. Das ist nicht ohne Heldentum und nicht ohne Pathos, das ist nicht ohne Wirkung, die Treffer kommen brutal, für die 'Yankees' ist das hier ein Spielfeld. Erzählt wird das Ganze dabei aus einer Rückblende, von einem der Protagonisten, der von der Verzweiflung und dem Mut seiner Genossen im Nachhinein berichtet, der die Identifikation schürt und die Figuren zuweilen genauer vorstellt und die Bezüge erweitert, der den Sohn eines Gefallenen erwähnt usw.
Ein grausames 'Spiel' hier, ein sinnentleertes Treiben, hat vieles nicht mehr mit Rationalität zu tun oder auch mit Menschlichkeit, geht es eigentlich nur um eine nicht nachvollziehbare Form der Bestätigung, allerdings auf beiden Seiten, ausgedrückt als Angriff und Verteidigung. Das Land ist beiden Parteien nicht eigen, sondern fremd, ein koreanischer Junge tollt herum, an das Schießen und das Sterben, an den Hunger und die Kälte längst gewöhnt. Dialoge sind meist Hauptsätze, Anweisungen, Befehle, Reaktionen, die Kamera dicht dran an den Personen, oft direkt ins Gesicht geschaut, auch Kimme und Korn in den Vordergrund gerückt, der verlängerte Arm, die Bestie Krieg.