Review
von Cineast18
Wer sich im Genre etwas umgesehen hat, geht vielleicht mit der Feststellung mit, dass japanische Horrorfilme in vielen Fällen ganz besonders gruselige Exemplare ihrer Gattung darstellen. Nicht umsonst fanden Werke wie "Ringu" in Form von US-Remakes massenhaft Einzug in die westliche Kinowelt. Auch die "Ju-on"-Reihe gehört zu diesen äußerst effektiven Schockern. Angefangen hat hier alles mit einigen kleinen TV-Filmen, die den Zuschauer bereits gehörig das Gruseln lehren konnten. Aber auch die darauf folgende japanische Kinoversion "Ju-on - The Grudge" treibt den Puls beständig in die Höhe.
Die relativ einfache Geschichte erzählt von einem Fluch, ausgelöst durch den besonders grausigen und hochemotionalen Tod eines Menschen. Wer auch immer den Ort dieses Todes betritt - in diesem Fall ein altes Haus irgendwo in Tokio - wird gnadenlos von den rachsüchtigen Geistern der Ermordeten verfolgt.
"Ju-on - The Grudge" kann neben "Ringu" als exemplarisches Beispiel für die Inszenierungs- und daraus resultierende Wirkungskraft vieler japanischer Gruselfilme betrachtet werden. Mit schlichten Mitteln wird hier ein Höchstmaß an Schockeffekt erzielt: Bedrohlich dreinschauende Geister, blutige Leichen, die über den Boden kriechen, das unheimliche Rasseln der sich nähernden Gefahr und stark eingesetzte Settings von dunklen Fluren oder leer stehenden Häusern verbinden sich zu einer irre intensiven Geisterbahnfahrt, die dem Zuschauer kaum fünf Minuten Zeit zum Luftholen lässt.
Zur Effektivität des Films trägt besonders die formale Umsetzung bei. Eine triste Farbdramaturgie und anonyme Straßen und Häuser mitten in der Großstadt erzeugen ein Gefühl des Alleinseins, das mit jedem Auftreten der Geister in größere Hoffnungslosigkeit umschlägt. Das Gefühl, dem Fluch nicht entkommen zu können, erdrückt den Zuschauer erbarmungslos. Daneben sind auch die an sich bekannten Horrorelemente grandios variiert: So wird etwa der zurückhaltende, aber umso beunruhigendere Soundtrack perfekt eingesetzt und intensiviert jede Gruselszene um ein Vielfaches. Und die Kamera findet immer wieder originelle Perspektiven, um dem Grauen neue Bilder abzugewinnen - Vogelperspektiven werden ebenso verwendet wie Subjektiven der Opfer. Mit solchen vergleichsweise simplen Methoden, dem finsteren Setting und beängstigenden Geistererscheinungen wird das Nervenkostüm des Zuschauers durchgehend traktiert.
Ein großer Wermutstropfen ist hier allerdings die sehr verschachtelte, achronologische Episodenstruktur. War diese bei den Vorgänger-Fernsehfilmen "Ju-on - The Curse" noch gut nachvollziehbar, dürften hier besonders nicht Japan-affine Genre-Fans Schwierigkeiten haben, den immer wieder vor und zurück springenden Handlungsteilen zu folgen. Besonders zum Ende hin nehmen die einzelnen Szenen auch immer mehr an Wirrnis zu und lassen den Zuschauer am Ende ein wenig ratlos zurück.
Nichtsdestotrotz gehört "Ju-on - The Grudge" zu den umheimlichsten und verstörendsten Beiträgen seines Genres. Mit extrem düsteren Bildern, beängstigenden Schockszenen und ohne großes Blutvergießen erzeugt der Film eine dichte Atmosphäre allgegenwärtiger Bedrohung, der man sich nicht entziehen kann. Und die manch einen vielleicht sogar schlecht schlafen lässt.