Und die japanische Welle der Geisterwelle a la "Ringu" läuft weiter, wie ein Tsunami...
Hier ist noch ein Beitrag, eine Kinoversion eines doppelten TV-Film-Hits: "Ju-On - The Grudge".
Aufmerksamen Genrekennern werden die vielen Parallelen gleich reihenweise ins Auge springen: wieder ein Todesfluch, wieder eine Frau als Geist (plus Kind diesmal), welche sich verrenkend, mit wirren Haaren und stierem Blick den Opfern nähert, wieder reihenweise Tote.
Bleibt also die Frage danach, wie man sich diesem Beitrag nähert und wie er umgesetzt wurde.
Hat man noch keinen anderen Film gesehen (Ring 1,2 oder 0, Dark Water), so setzt "Ju-On" durchaus Maßstäbe.
Er ist höllisch gruselig, hat diverse Schockeffekte und einfallsreiche Gruselszenen zu bieten und packt den Zuschauer am Nacken, denn es scheint keinen Ausweg zu geben.
Ein Todesfluch hängt über einem Wohnhaus, nachdem ein Ehemann dort einst seine Frau ermordete. Das dazugehörige Kind verschwand und ward nicht mehr gesehen - und nun stirbt jeder, der seinen Fuß über die Schwelle setzt, eines grausamen Todes, samt denen, die mit ihm in Folge in Kontakt kamen.
Inszeniert ist das alles in einer Art Buchkapitel oder Kurzgeschichtenform, bei der nacheinander Charaktere vorgestellt werden, die mit dem Haus samt Fluch in Kontakt kommen. Erst eine junge Sozialarbeiterin, die das Haus inspiziert, dann ein Rückblick auf die verschwundene Familie, die dazugehörige Schwester, die untersuchenden Polizisten, ein überlebender Polizist des Originalfalls, dessen Tochter mit ihren Mitschülerinnen usw.
Bemerkenswert ist die ausweglose Gnadenlosigkeit, mit der allesamt in einem Horrorszenario nach dem anderen abserviert werden. Zwar ähneln sich die Effekte, aber es sind immer wieder Szenen und Sets, die nervösen Naturen schlaflose Nächte bereiten und das nicht zu knapp. Ob es jetzt am Bildrand vorbeihuschende Kinderfiguren, starrende Augen, Schattenfiguren oder untote Teenagergeister sind, stets ist der Schock auf der Habenseite der Macher.
Womit sich aber das Problem ergibt, daß der Film außer seinen episodenhaften Tableaus wenig zu bieten hat, wenn es ans Erzählerische geht. Es gibt weder eine ordentliche Auflösung noch irgendwelche Erklärungen, die Geschichte entwickelt sich nach dem Fortpflanzungs- aber nicht nach dem Schneeballsystem. Man harrt einer Identifikationsfigur, doch der Film präsentiert nur Rätsel und nicht mal ein praktikables Ende, wobei die finale Enthüllung so vage bleibt, daß man noch Stunden weiterdiskutieren kann, was denn nun wirklich geschehen und wer an den Todesfällen Schuld ist, der Mann, die Frau, das Kind, die Katze, was auch immer.
Aber vielleicht braucht man das nicht unbedingt, wenn man endlich mal einen Film präsentiert bekommt, der einem in Reihe die Haare zu Berge stehen läßt und in punkto Ausweglosigkeit keine Verwandten kennt. Immerhin verzichtet "Ju-On" auf die typisch japanische Langatmigkeit der Ring-Filme. Mir persönlich hat er gefallen und es gibt nicht so viele Geisterfilme, die tatsächlich Wirkung haben und auf Konventionen scheißen.
Aber von hier an muß das Grauen ein neues Gesicht bekommen, denn Kinder, Spiegel, Treppen und Kriechgang werden irgendwann ihre Magie verlieren. (8/10)