Schon seit Jahrhunderten geisterten sich diverse Untote durch die Geschichte Japans und, seit der Erfindung der Mattscheibe, sind sie mehr oder weniger auch gern gesehene Gäste im japanischen Horrorfilm. Ju-On – The Grudge—Remake des japanischen Fernsehfilms Ju-On – The Curse aus dem Jahre 2000—ist so ein Vertreter. Schon als das Original von Ju-On ausgestrahlt wurde, galten die Ring-Filme längst als Kult und maßgeblich, was den Inhalt anderer Horrorfilme anbelangt. So verwundert es denn nicht, dass man sich bei Ju-On gern mal an Ring erinnert fühlt. Was den Ju-On-Streifen allerdings keinen Abbruch tut.
In Ju-On – The Grudge geht es—nicht gerade umwerfend oder neuwertig—um ein verfluchtes Haus. Gleich zu Beginn des Films wird der Zuschauer aufgeklärt, dass ein solcher Ju-On an einem Ort entsteht, an dem ein ganz besonders bösartiges Verbrechen stattgefunden hat—in unserem Fall hat ein Familienvater in besagtem Haus erst seine Familie und dann sich selbst umgebracht. Der Fluch, Ju-On, ward geboren und unumgänglich an das Haus gebunden. Jeder, der das Haus jetzt und in Zukunft betritt, wird selbst vom Schrecken heimgesucht, von Geistern belästigt und gejagt, bis die Eindringlinge nie mehr lebend gesehen werden. Da Ju-On nur im Ansatz eine Handlung vorweisen kann, betreten nun für die restlichen anderthalb Stunden diverse "Hauptfiguren" aus diesem und jenem Grund das verfluchte Haus und haben bald schon die blassen, gelenkigen Geister des Hauses auf den Fersen.
Regisseur Shimizu Takashi ließ sich bei Ju-On – The Grudge von Ring-Drehbuchschreiber Hiroshi Takahashi und Horror-Altmeister Kurosawa Kiyoshi unter die Arme greifen und zauberte ein kleines Werk, dessen Inhalt von andernorts buchstäblich an den Haaren herbeigezogen worden ist. Oder warum sieht der weibliche Geist mit langem schwarzen Haar vor dem Gesicht nur Sadako aus Ring so ähnlich? Auch die Geschichte von einem verfluchten Haus oder spukenden Geistern ist nicht gerade einfallsreich. Diesbezüglich liefert Ju-On also wahrlich nichts Neues. Einzig die episodenhafte Erzählweise, die sich auf unchronologische Weise jedem Hauptdarsteller widmet, lässt sich als innovativ bezeichnen.
Warum also funktioniert Ju-On trotzdem? Auch wenn die Hauptdarsteller mehr als blass bleiben, weiß der Film irgendwie zu fesseln. Die Geister, die im Grunde nichts weiter sind als blassgeschminkte Menschen, tun rein optisch betrachtet beim empfindlichen Zuschauer sicher ihre Wirkung. Vor allem ist hier der kleine blasse Junge mit seinen schwarzen, leeren Augen, der ständig irgendwo hockt und beobachtet, zu nennen. Es wird lange dauern, bis man die Szene, in der er plötzlich bei einer verängstigten jungen Frau ausgerechnet unter der Bettdecke—der Ort, der seit Kindertagen als der Platz ultimativer Sicherheit bekannt ist—kauert, wieder vergisst.
Zwar ist Ju-On nicht übermäßig blutig, dafür insgesamt spannend und auch mal gruselig—auch wenn sich wohl kaum ein Zuschauer so übertrieben fürchten und (lächerlich) in den Teppich krallen muss wie es die Personen im Film tun. Und das Ende wirkt geradezu befreiend nach all den "Wir müssen unbedingt das Böse besiegen"-Horrorgeschichten aus Hollywood.
Insgesamt ist Ju-On ein passabler Genrebeitrag, der zwar einige verbesserungswürdige Szenen parat hält, aber insgesamt unterhält und um Längen besser ist als die Filme der Ring-Saga.