Review

Baden in Nebelschwaden

Mit dem Fürsten der Finsternis hat dieser Mario Bava-Gänsehaut-Küsser nichts zu tun, der deutsche Titel ist mal wieder Schmarn. Viel mehr geht es in „Operazione paura“ um einen Arzt, der in ein abgelegenes Dorf kommt, in dem eine Frau in den Tod stürzte. War es Selbstmord, wie schon so oft dort? Oder sind übernatürliche Mächte am Werk? Und warum lähmt die Dorfbewohner eine unausgesprochene Angst vor einem kleinen, blonden Mädchen? Und was hat die sexy Dorfhexe damit zu tun? Fragen über Fragen, die bei Bavas exzentrischer Bilderflut eigentlich zur Nebensache werden. Denn man verliert sich in den gotischen Gemäuern, den bonbonfarbenen Roben und der meterdicken, staubigen Atmosphäre voller Nebelschwaden und klassischem Horror. Wenn das eine Operation der Angst war, ist diese mit Bravour gelungen. Am offenen Herzen des Horrornerds.

„Operazione Paura“ ist kurz, knackig und mit einer außergewöhnlichen Atmosphäre gesegnet. Bava in voller Blüte, obwohl er sicher schonmal größere Budgets auf Zelluloid hauen durfte. Die Farben, die Formen, der Nebel, die Spinnweben, die Beleuchtung, das ungute Gefühl - alles da, was man an einem Bava-Spektakel abfeiert und liebt. Man verliert und verirrt sich in einer längst vergangenen Zeit. Und jeder Gruselgourmet verläuft sich hier nur allzu gerne. Ein Labyrinth des subtilen Schreckens, aus dem man nur ungern einen Ausweg findet. Alptraum trifft auf Gemälde, Angst auf Faszination, Schönheit steht neben Tod. Ich finde zwar locker eine Handvoll Bavas, die mir noch mehr zusagen, doch „Kill, Baby... Kill!“ (ebenso blöder englischer Titel) spielt definitiv oben mit. Allein die allessagende Eröffnung oder die Szene, in der der recht steife Herr Doktor immer wieder den selben Raum durchläuft, sich selbst quasi verfolgend, sind legendär und perfekt. Von Fulci bis Argento haben hier alle ganz genau hingesehen.

Fazit: italienischer Gothic Grusler der edelsten und atmosphärischsten Sorte. Da konnte selbst Hammer nur neidisch spinxen. Mario Bava zeigt einmal mehr seine Klasse, seinen Anspruch, sein Können. Das Wort Meisterwerk liegt da nicht sehr fern... 

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