Review

Ein Lob für den Film und eine Warnung vor falschen Erwartungen:

Der Tod eines Dienstmädchens bringen einen Inspektor und einen obduzierenden Arzt in ein einsames Dorf. Es stellt sich heraus dass es schon mehrere Todesopfer gab und alle stehen im Zusammenhang mit der geisterhaften Erscheinung eines Mädchens, der tödlich verunglückten Tochter der Gräfin des nahe gelegenen Schloss Graps.
Die Herren suchen nach dem Ursprung des rätselhaften Geschehens, einer bleibt schon bald auf der Strecke, doch der Doktor wird die Lösung finden. Und die liegt in den Räumen und Katakomben von Schloss Graps....

Der Film erstrahlt in wunderschönen farbenprächtigen Bildern, er erzählt eine düstere Geschichte, der Horror ist nicht splattrig-blutig sondern british-subtil, und so entsteht eine kleine Perle gothischen Horrors, wie wir sie aus den englischen Hammer-Studios kannten.

Mein erster Bava-Film, daher keine Vergleichsmöglichkeit. Doch eine angenehme Überraschung bei so einem frühen Film (1966) gegenüber später entstandenen Werken der 70ths & 80ths anderer südländischer Regisseure wie Umberto Lenzi oder Jess Franco. Die enttäuschen meist doch nur.

Nun die Schwachstellen:

Der deutsche Titel "Die toten Augen des Dr. Dracula" ist dumm. Der englische Verleihtitel "Kill baby, kill" trifft den Kern der Sache eher.

Wenn die Gräfin Graps im Film hysterisch wird, schreit sie "Ich habe die Macht von Dracula" oder "Dracula hat von mir Besitz ergriffen". Jedenfalls was in diesem Tenor.
Auch wenn Dracula aller Welt bekannt ist (Christopher Lee spielte ihn gerade zum 2.Mal!!), so ist es doch frech, die Lösung des Geschehens in einem Nebensatz (!!!!!) auf Dracula zu "schieben". Noch frecher wird’s, nun zu unterstellen, jedermann wisse nun Bescheid, nach Nennung des namens "Dracula" bedarf's keiner weiteren Erläuterung.
Ich nehme mal an, dies ist ein Armutszeugnis der deutschen Synchronisation (Anmerkung an Anolis: Italiensicher O-Ton als Bonus wäre gut).

Der Film ist fotographisch schön und wirkte seinerzeit bestimmt düster. Und seinen gothischen Charme hat er sich -mangels ernsthafter Konkurrenz der Neuzeit- bewahrt.

Wer Lust auf eine schöne Gespenstergeschichte hat, entdeckt ein Kleinod für einen gelungenen Fernsehabend (7/10 Punkte).
Wen das reißerische Cover der Anolis-DVD zum Kauf animiert, lasst's lieber bleiben, sonst gibt’s unnötig Enttäuschungen.

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