Wie mehrere andere später Hammer-Filme, z. B. Zirkus der Vampire oder Frankensteins Schrecken, fällt Roy Ward Bakers Dracula-Beitrag "Scars of Dracula" für mein Empfinden recht unbefriedigend aus. Die nassforschen Figuren und ihre etwas profillosen Darsteller (z. B. den doch recht soliden Ralph Bates oder den charismatischen Jon Finch hätte ich hier weitaus lieber gesehen) lassen geradezu das Zeitalter des "Teen"-Horrors vorausahnen. Dazu kommt das Hauptmanko des Films, nämlich die völlig wirr zusammengeschusterte Handlung, die an Inkonsistenz kaum zu übertreffen ist. Draculas Diener wechselt alle paar Minuten die Seite, mal handelt er im Interesse des Vampirfürsten, mal hilft er dessen Opfern. Auch das verstockt-verbissene Verhalten der Dorfbewohner wirkt eher von entsprechenden Klischees motiviert als durch den Handlungszusammenhang begründet. Alle naselang flappen entsetzliche Gummifledermäuse durchs Bild, womit sich der Streifen seiner vielleicht angestrebten Ernsthaftigkeit selbst beraubt. Dass sich überraschenderweise mitunter recht blutige Bilder einstellen (das war ja damals die neue Masche der Hammer-Studios) macht den Film auch nicht unbedingt besser. Die Rolle des Dracula wird zum wiederholten Male von Christopher Lee besorgt, der aber keine Möglichkeiten hat, sich gegenüber der unbefriedigenden übrigen Besetzung zu entfalten, da sich seine Funktion mehr oder weniger auf pseudodämonisches Herumstehen beschränkt. Auch sieht er mit seiner käsigen Schminke eher tuntig als gruselig aus und erschrickt alle naselang vor irgendwelchen Kreuzchen, ob sie nun im aufdringlichen Dekolleté der Hauptdarstellerin oder sonstwo auftauchen. Da täuscht das Plakatmotiv, das ihn mit grauenhaft verzerrtem Gesichtsausdruck präsentiert. Das obligatorische Dahinscheiden des Vampirbosses wird auch ziemlich ungeschickt in Szene gesetzt. Ach ja, und die "In nomine domini"-Formel wird auch hier wieder mal unkorrekt zum besten gegeben.
Der Film ist zusammen mit drei weiteren späten Hammer-Produktionen in einer gut gemachten Box von Kinowelt veröffentlicht worden. Wegen des ästhetischen "Lust for a vampire" und des teils unerwartet deftigen, wenn auch langatmigen "Blood from the mummy's tomb" ist das Konvolut mit Einschränkungen zu empfehlen.