Review

Typischer Neujahrsfilm, der hinter der Produktion eine ebenso hochgestellte Personenschar vereinigt wie in ihr, aber ebenso üblich wirklich nur was für die rein entspannende Unterhaltung bringen kann.
Nicht nur, dass das Werk keinerlei Nachwirkungen aufweist, auch bereits während der Besichtigung hat man seine Mühe, Eindrücke zu erhaschen und von dem wohlgeformten Nichts angesprochen zu werden. Die sogenannten Kung Hei Fat Choy Komödien, die in diesem speziellen Zeitraum des ganz eigenen Jahreswechsel komplette Familienhorden ins Kino locken sollen, sind entsprechend dessen auch nicht gerade prädestiniert für wirklich aufregendes Kino; der Amerikaner hat seine Weihnachtsfilme dafür oder auch die Sommerblockbuster, die dieselbe Formel verfolgen und wo auch die größten Nieten die Chance haben, die Box Office Liste zu erklimmen. Im Vordergrund stehen Ablenkung, Belustigung, Gaudium, Zeitvertreib. Eine geschlechts- und massenkompatibel aufbereitete Zerstreuung; vergleichbar mit einem kurzweiligen Tagesausflug, nachdem es zurück ins stressige Alltagsleben geht. Spass statt Perfektionismus und Kollektivität statt Kreativität.

Die cineastische Stippvisite ist entsprechend haltlos gestaltet, aber dafür vor allem in Optik und dem eigentlichen Material durchaus ansprechend gehalten. Das Thema und die Aufmachung müssen natürlich den entsprechenden Anreiz geben, auch mehr als einen Zuschauer in seiner Entscheidung auf gerade dieses Produkt einzustimmen und ihm immerhin die Neugier und das entsprechende Geld auf derartig nichtssagendes Pläsier zu entlocken. Die stillschweigende Tradition und das ungeschriebene Regelwerk derlei aufwändig gehaltener Aushängeschilder, die ausser der Fassade nur wenig mehr als Schall und Rauch bieten, besteht seit den späten 50ern und fand vor allem während der 80er und 90er seine Meister der Kunst. Waren es anfangs noch Kantonesische Opern, so hielten bald modern day flicks für die vergnügliche Freizeitbeschäftigung her; viele der rückwirkend zu Klassiker avanchierten Filme wuchsen wegen dem oft überragenden Erfolg und dem Zuspruch auf Mehr zu ganzen Reihen aus [ Aces go Places, It's a Mad Mad World, All's Well End's Well ]. Da die Bedürfnisse in dem Fall apodiktisch gleichbleiben, kann man im jeweils darauffolgenden Jahr eine strikte Fortführung von altbewährter Marktstrategie anstreben und Trend- und Potenzialforschung dahingehend aushebeln, dass man sich nur um die gefragtesten Schauspieler kümmern muss.
Bei Cat and Mouse hat man demnach - obgleich offensichtlichem miscasting - Andy Lau und Cecilia Cheung in die Hauptbesetzung genommen.

Der Eine ein seit über zwanzig Jahren fest mit dem HK Filmbusiness verbundener Auflagenmillionär, der nicht nur durchgängig konstant auf der Leinwand zu sehen war, sondern auch eine derart kernige Popularität aufweisen kann, dass er - obwohl er als Darsteller meist nicht über die Ikonographie Andy Lau hinauskommt - wohl die mit sicherste Bank im Geschäft präsentiert.
Die Andere ist durch ihr Äusseres wie geprägt für krisenfeste Romcoms und gehört seit Beginn ihrer Karriere fest zu den von vornherein aufmerksamkeitsetablierten Produktionen; sei es durch die Regisseure, die umliegende Schauspielerschar oder eben der Ansetzung zu den genannten Feiertagen, die sie auch regelmässig und eigentlich praktisch pünktlich jedes Jahr mit ihrer Anwesenheit beglückt [ Tokyo Raiders, Wu Yen, Fantasia, Himalaya Singh ].
Dort schliesst sich bereits der Kreis. Mehr braucht das Publikum nicht und viel mehr kriegt es auch nicht, vor allem keinen unangemessenen Tiefgang.

Song - Dynastie:
Swordsman Zhan Zhao [ Andy Lau ] arbeitet für den Richter Bao Qing Tian [ Anthony Wong ], für dessen Sicherheit er sorgt und mit dem er auch seit zehn Jahren eine freundschaftliche Beziehung unterhält. Die letzten drei Monate war allerdings unfreiwillige Ruhepause an ihrem Gerichtshof, dafür sind die anderen Magistrate im Land mit Verbrechen und Klagen gefüllt. Zhan Zao unternimmt verdrossen einen Ausflug in die anliegende Nachbarschaft, wobei er auf die als Mann verkleidete Bai Yutong [ Cecilia Cheung ] trifft und ihr gegen den böse Absichten führenden Imperial Councilor Pang [ Ma Zijun ] hilft. Als der Kaiser [ Cheung Tat Ming ] durch ein Attentat aus den eigenen Reihen gefährdet wird und sich Zhan Zhao trotz der bevorstehenden Heirat mit Ms Yue Hua [ Lee Bing-Bing ] in die nunmehr als Frau enttarnte Bai verliebt, wird es turbulent.

Schon die bemüht auf Niedlichkeit getrimmte Geschichte birgt für den Kundigen keine weiteren Überraschungen und erweist sich mit seiner Aufarbeitung einer medial weitverbreiteten Begebenheit als perfekte Folie für eine Nationalrepräsentation. Die Figur des Judge Bao ( 999–1062 ) ist so bekannt wie bei uns Justitia; ein Symbol der Gerechtigkeit, die weit über den Tod hinaus Eingang in die ikonoklastische Welt fand und bis heute in Theater, Oper, Literatur, Film und Fernsehen [ Justice Bao, Seven Knights and Five Mouses, Return of Justice Bao, New Justice Bao, The Legend of the Yang's Family and the Great General, Young Justice Bao ] verbreitet geschätzt ist.
Direkt basierend auf der Novelle "Qi xia wu yi", die bereits 1967 in Hsu Tseng-Hungs King Cat aufbereitet wurde. Aus dem Stand dieser Kenntnisse heraus, noch zusätzlich verankert im beliebten wuxia - Universum, ergibt sich bereits von den credits weg ein Gefühl der wiedererkennenden Auffrischung; wo man sich normalerweise im Halbdunkel des Unwissens befindet und sich erst mit der Umgebung und ihren Figuren vertraut machen muss, bekommt man hierbei ein sofort eindeutig ausgeleuchtetes Tabloidformat geboten, das über die Jahre hinweg mit verschieden interpretierten hauchdünnen Schichten bemalt wurde. Regisseur Gordon Chan muss mit dem Kratzmesser nur den fein aufgedruckten Linien des Motives folgen und so eine inszenatorische Fixierung der folkloristisch kostümierten Sage aushändigen. Alles Andere ergibt sich mit der Notwendigkeit oder nach der Wahrscheinlichkeit aus den früheren Ereignissen. Den alten Text unten und den Neuen oben. Reflektor der Wünsche und Bedürfnisse einer breiten Öffentlichkeit. Die generalstabsmässige Durchführung eines künstlerischen Spektakels. Eine auf die ganz breite Leinwand projizierte Festwiese mit Showmastergebaren.

Das Ruhepolster ist aber leider dermassen dick, dass man abstrakt gesehen hierbei überhaupt keine Entwicklung registriert; allerhöchstens ein episodisches Aufbauprinzip, eingerahmt von wohltemperierten Popsongs. Alles wird nur behauptet und ohne einen sichtbaren Ursprung und Fortschritt in den Raum gestellt; neben der wetterwendischen Erzählung vom Kaiserputsch bleiben vor allem die Beziehungen seltsam hypothetisch vage. Beinahe jeder Plotstrang ist nicht mehr als eine zweifelhafte Behauptung mit augenfälligen Missbräuchen, die sich auf keinerlei Beweise stützt und deswegen auch jegliche Anteilnahme entbehrt.
Wenn man sich verliebt, dann halt einfach so. Man sieht sich, sagt es, tauscht die Schwerter und die Hochzeit wird anberaumt. Mit der "Nebenbuhlerin" verhält es sich genauso. Sobald der falsche Bart ab ist, verguckt man sich erneut. Punkt.

Eine narrative Disziplinlosigkeit, die sich im Aufstellen von gleichmütiger Oberflächlichkeit erschöpft und neben einer romantischen Ergriffenheit auch einen etwaigen Krimi, ein Abenteuer oder eine aktionsorientierte Dichtung allerhöchstens mit rhetorischer Dramatik bekanntgibt statt sie tatsächlich zu beschreiben. Die Dialoge leicht und unnahbar und mehrmals am Gefrierpunkt der Intelligenz.
Die treuherzige Komik vorzugsweise von den Nebendarstellern geboten; ein vierköpfig chargierendes Typenensemble [ Xie Jiaqi, Chapman To, Lam Tze Chung und Ronnie Cheung ], das sich auf seinem eigenen touristischen Rummelplatz in überraschender Modernität, kalauerndern Karikaturen, harmlosem Getändel und sanften Fisimatenten ergeht.

Dafür trumpt zumindest der äußere Überzug auf, auch wenn man selbst wie gebremst durch elementare Anstandsregeln auf durchgreifenden Spannungsaufbau und effektive Montage verzichten muss und durch das oft theatralische Arrangement sicherlich auch kein übermässig formales Interesse geweckt wird. Regisseur Gordon Chan wahrt aber die Etikette: Die Schale ist aufgrund ihrer Porosität mit hochwertigen Kissen und glänzenden Dekors bestückt und mit einem delikat skizzierten Schein gefüllt. Ein detailliertes, farblich nicht überladendes, aber trotzdem abwechslungsreiches Spektrum an kühler Atmosphäre, die in geschickt-dezenter Manier das Wenige an gedanklicher Aufwartung mit dem Reichlich des Visuellen kollidieren lässt. Gleichsam ein Hauch von glasklarer, einen Tick steriler Fernsehspielstimmung sowie der aufwendigen 3-D-Anmutung einer preislich hochwertigen Kinoaufführung versprühend, ergötzt man sich an altertümlichen Glamourroben, Bärten, Perücken, Häusern und Landschaften. Die Gegend wirkt edel und monumentale geometrische Kombinationen andeutend, ist aber meist vom sichtlich kalten Wetter leergefegt.

Ein Traum vom Überfluß, der trotz aller unauffälligen, rein Service-fixierten Belanglosigkeit tatsächlich von HKs Grössen wie Andrew Lau, Wong Jing, Danny Pang, Felix Chong und eben Gordon Chan gestemmt wurde.
Ein attraktiver Konsumartikel mit schwunglos-schlafender Energie.

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