Regielegende Dario Argento kehrt zurück. Hätte ich kaum mehr daran geglaubt. Seit Ende der 80er Jahre hatten sich die Produktionsbedingungen in Italien deutlich verschlechert und unter Berlusconi musste jeder Film sowieso fernsehgerecht gestutzt sein. Die Folge davon: Unzählige langweilige Familiendramas und unlustige Komödien, die im Ausland kaum vertrieben werden konnten. Die sehr wenigen Genre- und Exploitationsfilme, früher neben den USA weltführend, landeten auf Amateurebene.
Seit einigen Jahren erholt sich glücklicherweise das italienische Kino langsam wieder. Obwohl das Geld sichger nicht mehr so fliesst wie früher. So muss sich selbst Argento seit Jahren weiterhin auf mittlere Produktionskosten einstellen.
"Occhiali neri" ist für mich allerdings eine positive Ueberraschung. Ich hatte kaum mehr, als etwas Durchschnittliches erwartet. "La terza madre" war noch knapp gut, "Giallo" schwach und "Dracula" ausser dem Bühnenbild eher auf der Trash-Seite.
Ein wundervoller Score eröffnet den Film und bleibt auf diesem Niveau über den ganzen Film. Gute Kameraführung ohne natürlich die Virtuosität seiner frühreren Filme zu erreichen. Da scheint mir Argento tatsächlich etwas alt geworden zu sein.
Aber ansonsten ein purer, recht spannenden Giallo, mit guter Atmosphäre wie man es gerne hat. Es hat den typischen Mörder ohne Gesicht (der aber viel zu früh gezeigt wird, sehr schade). Selbst ohne Twist hätte es sicherlich sehr viel ausgemacht, wenn man bis zum Schluss gewartet hätte. Da verliert der Film Punkte. Ebenso bei den teils schwachen Dialogen, die aber nie eine Stärke eines Giallos oder von Argento waren. Ansonsten hat man hier, von mir aus gesehen, einen mehr als angenehmen und einigermassen in guter Form befindlichen Argento, der zwar nicht vollends überzeugt, aber sicher jedem Fan, die Hoffnung etwas zurückkehren lässt. Ich bewerte den Film im Rahmen eines Giallos. (7/10)