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Rom: Ein Serienmörder, der es auf Prostituierte abgesehen hat, macht die Stadt unsicher. Das Luxus-Callgirl Diana, das sich der Unbekannte als nächstes Opfer ausgeguckt hat, wird von diesem während einer Verfolgungsjagd in einen schweren Autounfall mit einem entgegenkommenden Fahrzeug verwickelt. Diana verliert bei dem Crash nicht nur ihr Augenlicht, auch die Eltern des siebenjährigen Chin kommen beide ums Leben. Von Schuldgefühlen geplagt nimmt sich die frisch erblindete Frau in der Folgezeit des Jungen an, der just aus dem Waisenhaus getürmt ist und spontan bei ihr vor der Tür steht... und bemerkt dabei nicht, dass der Killer sie immer noch im Visier hat... Wenn Dario Argento sich zehn Jahre nach seinem "Dracula" mit über 80 nochmal aufrafft 'nen Film zu drehen und der dann hierzulande sogar einen regulären Kino-Start spendiert bekommt und nicht nur auf DVD verramscht wird, dann muss ich mich ja auch aufraffen und den gucken gehen, newa? "Dark Glasses - Blinde Angst" profitiert von der großen Leinwand allerdings NICHT, die visuelle Opulenz seiner frühen Werke erreicht Argento zu keiner Zeit, der auch gar nicht mehr daran interessiert zu sein scheint, mit der Kamera zu malen und in Farb-berauschten Bild-Orgien zu schwelgen und stattdessen wieder in einem Beinahe-Fernsehfilm-Stil inszeniert, den man bereits von "The Card Player" und "Giallo" her kennt. Böh! Das einzige echte Zugeständnis an die Vergangenheit ist demnach auch, dass hier wie schon in "Die neunschwänzige Katze" eine blinde Person und ein Kind als untypisches Helden-Pärchen in den Mittelpunkt der Handlung gerückt werden, die dieses Mal allerdings jeden Hauch von Rätselrate-Spannung vermissen lässt, denn Identität und Motiv (oder das Fehlen eines ebensolchen) des Killers werden schnell aufgedeckt. Anstelle eines zünftigen Murder-Mysteries erwartet einen hier also bestenfalls ein oberflächliches Thrillerchen, bei dem nur die kurz eingespielten blutigen Momente (der erste Kill hat dank Sergio Stivalettis immer noch gut anzusehenden, handgemachten FX einen ziemlichen Impact) einen aus der allgemeinen Lethargie reißen. Was den Streifen, abgesehen von einigen üblen Knallchargen-Performances, die dem Maestro mal wieder unkommentiert durchgerutscht sind (gerade die Hauptdarstellerin hat 'ne echt irritierende Art und Weise, wie sie "blind" spielt, die einen immer wieder rausreißt) und den dumpfbackigen Dialogen (geschenkt!), aber mal so richtig runterzieht, ist der Umstand, dass ich echt mal nicht übertreibe, wenn ich behaupte, dass das Drehbuch von "Dark Glasses - Blinde Angst" tatsächlich mal das schlechteste Skript ALLER bisherigen Argento-Filme sein könnte... und das will echt was heißen! Die gesamte zweite Hälfte des Films ist ein einziges Exerzitium blöder Einfälle, schierer Langeweile und einer Handlung, die mit Gewalt so zurechtgebogen wurde, dass man annähernd auf abendfüllende Länge kommt... und leider ist Argento auch nicht in der Lage, hier inszenatorisch so drüberzubügeln, dass einen solche Doofheiten nicht wirklich jucken. Weil es hier halt abgesehen von ein paar splatterigen Spitzen nach Slasherfilm-Manier (keine grandiosen Set-Pieces wie in "Tenebrae" oder "Terror in der Oper", nix, was wirklich zelebriert wird) leider überhaupt nichts gibt, was die Aufmerksamkeit des Zuschauers von solchen versemmelten Details ablenken könnte, verkommt der Schluss-Akt samt angetackertem, kurzen Finale zum popeligen Schmieren-Theater. Es ist zwar schön, dass das Ganze bei der Fan-Klientel und der Kritik besser anzukommen scheint, als das Gros der eher schlechten Filme der letzten drei Dekaden, aber mich hat "Dark Glasses" halt leider mal so gar nicht abgeholt. Ehrlich gesagt, da hat mir "Dracula 3D" mehr Spaß gemacht...

4/10

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