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Vier Fliegen im Auge der neunschwänzigen Katze

Nach zehn Jahren Leinwandabstinenz ist der Altmeister des Giallo zurück und tatsächlich enthält DARK GLASSES alle Markenzeichen eines echten Argentofilms: stümperhaftes Schauspiel, dämliche Dialoge, dumme Polizisten und ein Drehbuch, bei dem man nicht weiß, ob man nur mit den Augen rollen oder sich zusätzlich auch noch an den Kopf fassen soll.

Nein, auch der neue Argento ist keinesfalls eine Rückkehr zu alter Form und steht Megagurken wie GIALLO, THE CARD PLAYER und DRACULA 3D in nichts nach.

Der inzwischen 82-Jährige versucht sich zwar an einem Best of und zitiert Motive aus seinen früheren Werken, aber es nützt alles nichts, der Zauber ist lange verflogen und die Traumlogik der besseren Argentos einem reinen Gagaismus gewichen: Blinde, die mitten auf der Straße zum Telefonieren stehen bleiben, Cops, die einem heranrasenden Auto nicht ausweichen, Kinder, die auf der Flucht vor dem Killer mal schauen wollen, „wo der Fluss da langführt“, die Liste könnte endlos weitergeführt werden. Auch ist die Motivation des Killers völlig unsinnig und erklärt keinen der Morde.

Darauf wird ein aufdringlicher, billiger Elektroscore gekleistert, der uns in jeder Szene überdeutlich sagt, was wir zu empfinden haben: Habt Angst! Seid traurig! Tanzt!?!

Eine Kategorie für sich ist Haupt“darstellerin“ Illenia Pastorelli, die uns mehrfach ungefragt zeigt, wie gut ihre Brüste geworden sind, ansonsten jedoch keine weiteren Talente vorzuweisen hat. Nicht allein, dass man ihrer Figur dabei zusehen muss, wie sie versucht, als Blinde zurechtzukommen, man muss ihr auch dabei zusehen, wie sie versucht zu spielen, wie sie versucht, als Blinde zurechtzukommen. Es ist eine Qual.

Zu Beginn von DARK GLASSES sieht man Menschen eine Sonnenfinsternis beobachten, ihre Augen sind durch Spezialbrillen geschützt. Für die Betrachtung eines Argentofilms fehlt so etwas leider noch.

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