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Nach seinem Oscar-gekrönten Auftritt in „Training Day“ kann sich Denzel Washington („Crimson Tide“, „Man on Fire“) sich seine Filme endlich aussuchen. Die Rollen in „The Siege“ oder „Fallen“ passten nicht zu ihm und seiner Spielweise und genau das ist der Grund warum der Mann erst mit knapp 50 zu Ruhm und Anerkennung gelangt: Ihm fehlten schlicht und einfach die herausfordernden Rollen zum Durchbruch. Nach seiner verzweifelten Vaterrolle „John Q“ und seinem Regiedebüt „Antwone Fisher“ kassierte er für „Out of Time“ die Rekordgage von 20 Millionen und das bei einem Filmbudget von gerade mal 50 Millionen. Man kann sich also denken, auf wen Regisseur Carl Franklin „Out of Time“ zuschneiden wollte. Franklin, das wussten wohl auch die Produzenten, dreht seit Jahren mittelmäßige, biedere Thriller, die nie recht Anklang beim Publikum finden. Darum musste ein Zugpferd her. Jüngstes Beispiel war damals „High Crimes“, der trotz Starbesetzung nicht den erhofften Erfolg brachte. „Out of Time“ sollte es genau so ergehen.

Dabei ist die Prämisse dieses Neo-Noir-Thrillers gar keine schlechte, sondern mit einer verführenden Femme Fatale geradezu klassischer Natur. Polizeichief Matt Lee Whitlock (Washington) ist dabei die Scheidung mit seiner Nochehefrau Alex (Eva Mendez, die neue Jennifer Lopez?) über die Bühne zu bringen und hat derweil schon ein heißes, heimliches Techtelmechtel mit der verheirateten Ann Merai (Sanaa Lathan), wovon Ehemann Chris („Superman“ Dean Cain) natürlich nichts weiß. Als bei Ann Krebs festgestellt wird und nur noch eine sündhaft teure Operation in Europa helfen kann, entwendet Whitlock, von ihm vorübergehend unter Verschluss gehaltenes, Drogengeld um mit ihr abzuhauen. Ihr Ehemann verprügelt sie nur und das Geld stammt aus Drogengeschäften. Damit hat er sich vor seinem Gewissen moralisch gerechtfertigt. Doch anstatt durchzubrennen, fackelt nachts Anns Hütte ab und zwei verbrannte Leichen werden gefunden. Ausgerechnet Alex, bei der Mordkommission tätig, beginnt zu ermitteln, da es Brandstiftung war.

„Out of Time“ möchte sehr, sehr clever sein. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich inzwischen schon zu viele ähnlich gestrickte Thriller gesehen habe, aber jede der größeren Wendungen konnte man mit ein bisschen Aufmerksamkeit vorhersehen, weil Franklin sich einmal mehr nur an die Genrekonventionen hält. Wie er die sich zuziehende Schlinge aber anfangs um Whitlock legt, das hat Klasse.

Er muss nun Beweise fälschen, Telefonliste umschreiben und alle Spuren verwischen, die auf eine Verbindung zu Ann hinweisen. Die dicke Überraschung soll aber erst später kommen.
Franklin gelingt es in dieser wunderschönen Landschaft Floridas den Plot mit viel Tempo voranzutreiben, hat aber zusehends mit dem überkonstruierten Drehbuch zu kämpfen. Irgendwie gelingt es Whitlock in letzter Sekunde immer wieder der sicheren Enttarnung zu entgehen und das überstrapaziert die Geduld des Zuschauers auf die Dauer. Von allen Seiten prasselt es auf ihn ein, auf einmal will die DEA auch noch das Geld zur Überprüfung zurück und zu allem Überfluss beginnt Alex langsam zu dämmern, dass Matt da irgendwie mit drinsteckt. Der versucht den Lichtschalter im Dunkeln zu demontieren, in dem er der Mordkommission immer einen Schritt voraus eilt und selbst um Aufklärung bemüht ist. Wenn es halt mal keinen Ausweg mehr gibt, hilft ihm der befreundete Gerichtsmediziner Chase (John Billingsley). Was hier passiert ist, so spannend es anfangs auch ist, eindeutig zu viel des Guten.

Viel mehr darf man über die weitere Handlung des Thriller schreiben, um ihn nicht zu verderben. Das perfekte Timing Matts zieht sich aber bis zum Ende durch und sorgt dann auch für ein hollywood-like Ende. Wer die gar nicht so überraschende Überraschung im finalen Showdown vorher sieht, der wird auch den letzten Funken Hoffnung ärgerlich austrampeln.

Freuen kann man sich hingegen über Denzel Washington, der, mit etwas Selbstironie, den anfangs so behäbigen Polizisten gibt. Völlig aus seinem ruhigen Job gerissen, muss er panisch, hektisch und gehetzt all seine Standvermögen auspacken, um hier nicht abzusaufen. Als Zuschauer macht es diebisch Spaß ihm dabei zuzusehen. Sein Spiel ist eher nuanciert, keineswegs so auffällig wie in „Training Day“, aber durchweg glaubwürdig und das macht seine Figur sehr sympathisch.
Eva Mendez darf hier nun zum ersten Mal zeigen, dass sie schauspielern kann und das dann noch mit einer ordentlichen Portion Sex-Appeal. Vorbei die Schlampenrollen in „2 Fast 2 Furios“, das Weib kann, auch wenn ihr Talent beschränkt ist, schauspielern und das ist mehr als Konkurrentin Jennifer Lopez zur Zeit bewerkstelligt.

Fazit:
Regisseur Carl Franklin beweist hiermit nur einmal mehr, dass er nicht der Mann für große Thriller ist. Trotz hübscher Optik, guten Schauspielern und ordentlichem Tempo, reicht es für „Out of Time“ gerade mal zur Mittelklasse. Der repetierende, überkonstruierte Plot kostet die „Boa, gerade noch mal so geschafft“ – Momente zu sehr aus, ist für Genrekenner leider viel zu vorhersehbar und liefert ein enttäuschendes Ende. Eher etwas für die, die sich nur ab und zu in solche Filme verirren.

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