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Der dunkelste Detektiv der Welt


Man könnte meinen, dass sowohl das Heldengenre als auch besonders frequentierte Spinnen- und Supermänner mittlerweile komplett ausgenudelt sein müssten. Doch das totale Gegenteil ist der Fall. Sie sind nahezu die einzigen wirklichen Blockbuster im Kino geblieben und noch dazu sind etwa „Spider-Man“ oder „Batman“ wohl dermaßen überlebensgrosse Leuchtsignale - zeitlos, universell und kraftvoll - dass wir uns wohl nie dauerhaft von ihnen verabschieden könnten. Kann ich als Kindgebliebener gut mit leben. Nun also wieder mal ein neuer Flattermann. Eine neue Definition des Schwarz. Mit massiv Noir Flair und klaren Comicvorlagen, in einer sich auf der Leinwand sehr frisch anfühlenden Form. Mit einem längst rehabilitierten Robert Pattinson und von Matt Reves, der schon mit dem Gro der neuen „Planet der Affen“-Teile gezeigt hat, wie cleveres Mainstreamkino heutzutage gehen kann.

Was macht er nun also aus „The Batman“? Verdammt viel, muss man erleichtert sagen. Und sein eigenes Ding bzw. eine feine Mischung aus vielen beliebten Versionen und Ansätzen dieser Figur. Ohne ihren Kern zu verdrehen. Ohne immer einen oben drauf setzten zu wollen. Was zusammen sicher einen der coolsten und beständigsten Kinohits des Jahres ergibt. Nicht ganz bei mir auf Augenhöhe mit „The Dark Knight“ oder „Batman Returns“. Aber erstaunlich nah dran. In „The Batman“ erleben wir einen noch sehr jungen, wütenden und frühen Batman, der zusammen mit Lieutenant Gordon einen durch Gothams Elite mordenden Psychopathen und Revoluzzer zu Fall bringen will, der gerne rätselhafte Botschaften hinterlässt…

„The Batman“ zeigt den dunklen Ritter von einer oder sogar einigen Seiten, von denen wir ihn (vor allem im Kino und mit echten Darstellern!) bisher noch nie oder zumindest viel zu selten gesehen haben. Intelligent, überlegt, arbeitend, forschend. Das gleiche gilt für die Bösewichte, für Catwoman in ihrer Grauzone, für Gordon und ganz Gotham. Und diese Herangehensweisen - intim, brutal, dreckig und siffig - kann ich nur herausragend nennen. Die ein oder andere härtere und ausgiebigere Actionszene hätte es meiner Meinung nach noch geben können als Highlight. Der Club des Pinguins hätte sich dafür nahezu a la „The Raid“ oder „John Wick“ angeboten. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau und hätte vielleicht auch gar nicht allzu gut zum sehr homogenen Rest gepasst. Pattinson ist ein klasse Batman zu Beginn seiner Karriere - noch etwas orientierungslos, ungeschliffen und unüberlegt. Zoe Kravitz ist fit, heiß und mysteriös zugleich. Farrell und Dano als Bösewichte sind herausragende, einzigartige, sehr reale und nahezu ideale Interpretationen dieser verrückten Ikonen. Der Score brütet, bellt und brüllt brachial alles nieder, ist ein im Ohr bleibendes Schmankerl. Das total unflashy Batmobil kriegt einen absoluten Gänsehautauftritt. Krachend und cool. Die gesellschaftlichen Themen treffen hart und aktuell. Nicht weit weg vom „Joker“. Style und Atmosphäre sind fast nihilistisch und erinnern sehr an „Sieben“ oder gar „Saw“. Batman entwickelt sich klasse und setzt am Ende dieser „Dunkelheit“ und „Hoffnungslosigkeit“ grandios etwas entgegen. So lieben wir ihn, so können wir auf ihn nicht verzichten. Das macht richtig Lust auf mehr. Trotz enormer Laufzeit kommt nie Leerlauf auf. Insgesamt ein sehr gelungenes Unterfangen und Mammutprojekt mit erstaunlich ruhiger Herangehensweise. Eine Ausnahmeerscheinung mit minimalen Mängeln für mich. Gimme gimme. 

Fazit: exzellente Melange aus bisherigen Iterationen des Fledermausmanns, ein paar seiner besten Comics („Year One“, „The Long Halloween“) und dem Kern der ikonischen Figur. Stylisch, ruhend, fast intim. Mehr Fincher als Nolan, mehr True Crime als Superheld. Erfreulich bodennah. Klasse! 

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