Review

iHaveCNit: (2 Times) The Batman (2022) – Matt Reeves – Warner
Deutscher Kinostart: 03.03.2022
gesehen am 02.03.2022 in Dolby Atmos und 05.03.2022 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 8, Platz 25 – 20:00 Uhr
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 14, Platz 19 – 16:15 Uhr

Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen aus dem aktuellen Wochenende einen der wohl wichtigsten und besten Filme des Kinojahres 2022 zu sehen - „The Batman“ von Matt Reeves. Vorweg möchte ich sagen, dass alle filmischen Ansätze über Batman für mich einen gewissen Reiz ausüben und geübt haben, so dass ich jeden filmischen Ansatz schätze – von Tim Burtons bizarrer und morbider Düsternis über Joel Schumachers knallbunten Trash bishin zum epischen Realismus eines Christopher Nolan und der philosophischen Ästethik eines Zack Snyders in den Ensemble-Stücken „Batman v Superman: Dawn of Justice“ und „Justice League“. Vor allem Nolans Trilogie gehört zu einer der für mich besten Trilogien. Umso gespannt war ich dann, was uns Matt Reeves nun mit Robert Pattinson in der Hauptrolle liefert, nachdem sich aufgrund eines dynamischen kreativen Prozesses die Pläne für einen Solo-Batman von und mit Ben Affleck geändert haben. Für mich auf jeden Fall liefert Reeves einen großartigen Film, der wieder etwas komplett neues bietet.

Bruce Wayne ist als Batman seit 2 Jahren dabei, die Verbrechen im Moloch voller Gewalt und Korruption Gotham zu bekämpfen, was vom Gotham City Police Department nur eher widerwillig geduldet wird und er zu manch einem Tatort gerufen wird um Verbrechen aufzuklären. Einer dieser Tatorte ist die Wohnung von Gothams Bürgermeister, der inmitten seines Wahlkampfes an Halloween ermordet wird. Der Täter hinterlässt für Batman ein Rätsel am Tatort, das er gemeinsam mit James Gordon lösen muss – ohne zu ahnen, dass er damit wie tief er in die Unterwelt Gothams und auch seine eigene Vergangenheit abtauchen muss.

An manch einer Stelle wird die Bezeichnung „Biest“ für diesen Film verwendet. Dem kann ich mich zweifelsohne direkt anschließen und sagen, dass „The Batman“ ein wahres, beeindruckendes Biest von einem Film geworden ist. Dieses Biest ist sehr finster, fies, düster, diffus, dreckig, nass und auch emotional geworden. Matt Reeves macht offenkundig betrachtet in seinem Ansatz aus „The Batman“ eine klassische Detektiv-Story, die sogar in die Richtung eines Neo-Noir-Crime-Psychothriller geht und sogar ein wenig Coming-Of-Age beinhaltet. Der diffuse, regnerische Look lässt sicherlich Erinnerungen an David Finchers „Sieben“ und auch Ridley Scotts „Blade Runner“ aufkommen, die Geschichte mit ihrem Plot und teilweise enthaltenen Elementen und Schauspielern auch noch dazu Finchers „Zodiac“, Villeneuves „Prisoners“ und „Saw“. Dabei erschafft Reeves und der DOP Greig Frasier mit der gewählten Kameraführung und den Einstellungen Bilder für die Ewigkeit, die im Kino die volle Wirkung entfalten. Im gesamten handwerklichen Bereich ist der Film einfach großartig geworden. Der Look im Gesamten von Kostümen, Sets und auch die visuellen Effekte unterstreicht und ergänzt die stimmige Atmosphäre des Films perfekt. „The Batman“ erschafft damit auch etwas für sich selbst stehendes und eigenes. Dazu gehört auch der großartige Soundtrack von Michael Giacchino. Mir hat auch die Art und Weise gefallen, mit welcher Tiefe und Vielschichtigkeit der Film unterfüttert worden ist. Vor allem im Bezug auf Gotham selbst und das Wesen von Batman bzw. Bruce Wayne, gerade wenn es um die eigene Rolle als Held geht und welche inneren Konflikte bedingt durch ihm noch unbekannte Themen aus seiner eigenen Vergangenheit sich damit ergeben. Die Art und Weise wie das im Film integriert worden ist finde ich großartig. Gerade diese eigene Unsicherheit inmitten des undurchsichtigen, diffusen Molochs voller Gewalt und Korruption kombiniert mit dem noch nicht voll verarbeiteten Kindheitstrauma verkörpert Pattinson großartig und mit einer gewissen Zurückhaltung. Für ihn ist die Bekämpfung der Verbrechen ein Ventil als Getriebener sowohl vor der Vergangenheit und dem eigenen Trauma zu flüchten als auch damit fertig zu werden. Aus der Vergangenheit wissen wir ja auch, dass Batman immer gut funktioniert, wenn er es mit einem Gegner zu tun hat, der ihn nicht auf körperlicher, sondern mentaler Ebene überlegen zu sein scheint. Und Paul Danos „Riddler“ mit seinem Ansatz ist ein perfider und großartiger Antagonist, dessen Lebensgeschichte Ähnlichkeiten zu der von Bruce Wayne aufweist und durchaus als Spiegel funktioniert, der die gesamte Entwicklung im Film unterstützt. Mir hat auch die Chemie zwischen Pattinson und der von Zoe Kravitz gespielten Selina Kyle gefallen, deren persönlicher Hintergrund auch sehr interessant in die gesamte Story integriert worden ist. Ergänzt wird das Ensemble von einem großartigen Jeffrey Wright, der als scheinbar einziger ehrlicher Cop Gothams selbst den Überblick im diffusen Moloch Gotham verloren zu haben scheint – und einem bis auf die Unkenntlichkeit maskierten und sehr schmierigen und fiesen Colin Farrell als Gangster und Clubbesitzer „Oz“ bzw. „Pinguin“. Darüber hinaus passt auch Andy Serkis als Alfred Pennyworth gut ins Gesamtbild des Films. Insgesamt hat Matt Reeves mit seinem neuen Ansatz in „The Batman“ ein wahres, beeindruckendes Biest von einem Film geschaffen, das in seiner knapp dreistündigen Laufzeit einen handwerklich nahezu perfekten Film bietet und einen fiesen, diffusen, düsteren, bodenständigen Neo-Noir-Crime-Psychothriller liefert, der sich perfekt von den bisherigen filmischen Ansätzen über den dunklen Ritter abhebt. Ein Film, der mich komplett in seinen Bann gezogen hat und sicherlich über Jahre, Jahrzehnte hinweg eine Rolle in meinem Herzen spielen wird. Auch wenn 3 Stunden bereits eine Hausnummer sind, ich hätte dem ganzen Treiben noch gerne länger zugesehen.

„The Batman“ – My Second Look – 10/10 Punkte.

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