Ambitionslose Massenware, verpackt in einen einfallslosen Plot, präsentiert Regisseur / Autor Sergio Garrone dem geneigten Genrefan hier frei von Enthusiasmus und echtem Bemühen um eine effektive Inszenierung. Wer seine anderen Italowestern („Django und Sartana, die tödlichen Zwei“, „Django und die Bande der Bluthunde“) kennt, erwartet von vorn herein auch nicht mehr und begnügt sich mit dem, was er als wenigversprechendes Regiedebüt auftischt.
Unter dem Deckmantel des bekanntesten Schemas gebärt Garrone seinem Publikum einen Django, der natürlich nicht einmal mit Corbuccis Prototypen verschwägert ist und vermutlich auch nur im deutschen Ton existiert.
Dafür darf er sich unüblich als Goldschürfer für eine unter Druck gesetzte Farmerfamilie einsetzen. Der lokale Unhold möchte mal wieder allen Bauern das Land abnehmen, weil die Eisenbahn sich die Gegend für eine neue Gleislinie ausgeguckt hat und nun der dicke Reibach winkt. Wer sein Anwesen nicht zu Dumpingpreisen abtreten will, wird eben per Waffengewalt zur Zwangsenteignung überredet. Man kennt es ja...
Halbherzig wird schon im Originalton versucht mit dezentem Humor den formelhaften Ablauf aufzupeppen, während die deutsche Synchronisation da bisweilen noch eine Schippe draufpackt und frech Sprüche klopft, die mehrmals das Copyright Rainer Brandts verletzen und berühmte Sätze 1:1 eins übernimmt. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass er den deutschen Ton verantwortet, denn sonst würde die Angelegenheit viel mehr Pfiff besitzen.
Großartig Mühe gibt Garrone sich bei seiner akzentfreien Umsetzung offensichtlich nicht und so mangelt es dem Film an allen Ecken und Enden nicht nur an Schauwerten, sondern auch elementarer Lebendigkeit, die „Andere beten - Django schießt“ vor allem in den toten Ortschaften abhanden kommt. Man könnte sie zwar noch als entvölkert verkaufen, aber dafür fehlt dem Szenario leider die nihilistische Grundierung.
Django selbst präsentiert sich überraschenderweise down-to-earth, obwohl er den Colt obligatorisch schneller zieht, als es der Durchschnittshalunke in seinen kühnsten Träumen könnte. Dieses Talent rettet ihn dann auch das Leben am Pokertisch, als eine eingespielte Gruppe ihn des Falschspiels bezichtigen und das Fell über die Ohren ziehen will. Auf der Flucht kehrt er dann, angeschossen und vorübergehend den Häschern entkommen, bei dem Farmer McGowan (Franco Gulà) ein, der ihn gesund pflegt.
Der uncharismatische Ivan Rassimov („Django – Kreuze im blutigen Sand“, „“Django – Dein Henker wartet“), ohnehin keine Italowestern-Ikone, spielt seinen Part übrigens wenig begeistert und ganz ohne Wiedererkennungswert so unauffällig, dass er als heroische Figur untauglich ist. Dabei wollen alle was von ihm und blicken zu ihm auf, während der Zuschauer schon viel eher an der Leitfigur zweifelt, da sie so viele Taten nicht sprechen lässt.
Der Sohnemann, ein vorlautes Balg mit dummen Ideen und noch dümmeren Kommentaren, geht dem Zuschauer genauso schnell auf den Wecker, wie das verehrte Töchterchen (eine totale Heulsuse), das noch einen reichlich minderjährigen Eindruck macht und Django Liebeskummer vorschmollt. Der werte Herr Papa möchte ihn auch noch am liebsten als fleißigen Arbeiter auf der Farm behalten und bekommt gar nicht mit, dass er als alleinerziehender Vater wohl vollauf versagt hat.
Aber so einfach ist das alles nicht mit dem sorglosen Leben, womit wir wieder beim bekannten Strickmuster angekommen wären. Der geprellte Kopfgeldjäger Stark (total verkniffen: Giovanni Cianfriglia) will nämlich noch die Rechnung vom Pokertisch begleichen und taucht deswegen vor Ort auf, während der ungeduldige Großgrundbesitzer Dick Logan die Säbel rasseln lässt, um endlich die Verträge für „sein“ Land unter Dach und Fach zu bringen.
Nebenher möchte Garrone offensichtlich auch noch Humor mit einflechten, obwohl das nicht zum ernsten Thema passt. Die Wirkung verpufft also.
Django bekommt noch den Gehilfen Donovan (Riccardo Garrone, Bruder des Regisseurs) an die Seite gestellt, der mit ihm alle eventuellen Probleme löst und nebenbei wohl ansatzweise auch einen Sidekick darstellen soll, obwohl dies wenig funktioniert.
Actionmäßig hält sich Sergio Garrone dabei vornehm zurück, was auch seinen Grund hat. Egal, ob Schießerei oder Prügelei, die jeweiligen Konfliktsituationen werden von ihm nicht als Highlight ausgekostet, sondern als lästiges Element mit abgehandelt und dementsprechend fade sieht das bei Tag und Nacht leider auch aus. Die statischen Shootouts entbehren jeder Spannung und Dramatik, was auch daran liegt, dass alle Schicksale das Publikum kalt lassen. Wie soll das mit so oberflächlich gezeichneten Stereotypen auch klappen?
Der Mangel an Ideen setzt sich übergangslos letzten Endes auch in der Geschichte fort, die mit zunehmender Laufzeit besonders im letzten Drittel erst einmal zerfasert bevor mit Waffengewalt die Standpunkte vertreten werden und alles den gewohnten Lauf nimmt.
Dank der entspannten Inszenierung und des vorhersehbaren Ablaufs entwickelt „Andere beten - Django schießt“ quasi überhaupt keinen Spannungsbogen. Selbst wenn Garrone dieses Manko mit ein wenig angedeuteter Gewalt zu kompensieren versucht, trifft er nicht den Kern. Aber das ist ein allgemeines Problem des Films, der nie zur Sache kommt und eine handfeste Auseinandersetzung scheut. Unverwechselbarkeit definiert sich gerade im Italowestern über markante Figuren, stimmungsvolle Inszenierungen und eben dramatische Shootouts. Von alledem fehlt hier jede Spur.
Fazit:
Komplettisten greifen auch hierzu, aber ich garantiere, dass „Andere beten - Django schießt“ keinen zweiten Blick wert sein wird. Innovationslos in jeder Beziehung, konfrontiert dieser Italowestern den Zuschauer mit einer biederen und ideenlosen Inszenierung, einem Plot nach bekannten Strickmuster, blassen Darstellern in ebenso schwach gezeichneten Figuren und einer nichtexistenten Atmosphäre. Beileibe kein Totalausfall, der richtig ärgert, aber noch weiter von einem rassigen Genrebeitrag entfernt. Schade, dass dieses Genre von so viel Massenware heimgesucht wurde. Naja, der Fund echter Perlen macht dafür umso mehr Spaß. Die Suche geht weiter.