Die Retro-Welle reißt nicht ab und da sich insbesondere Horrorfilme gerne an den 80ern orientieren, war es für Autor und Regisseur Ti West quasi eine Frage der Zeit, sich die 70er vorzunehmen. Hierfür kombinierte er Slasher und Softporno, was Genrefans allerdings vor eine ordentliche Geduldsprobe stellt.
Texas 1979: Eine sechsköpfige Gruppe junger Leute um Maxine (Mia Goth) mietet das Gelände einer weitläufigen Farm, um einen Pornofilm zu drehen. Noch ahnen sie nicht, dass jemand mit deren Moralvorstellung ganz und gar nicht konform geht…
West hat die Filme der 70er ordentlich studiert und blickt dabei deutlich über den Tellerrand hinaus, als ein Krokodil nicht von ungefähr an den Einsatz von Spielbergs Hai erinnert. Das dreckig-schwül anmutende Flair der leicht heruntergekommenen Farm passt und während beim Pornodreh das Bildformat eingeschrumpft wird, körnige Filter zum Einsatz kommen und Tonspuren unkonventionell ausgesteuert werden, passiert lange Zeit nichts, was über jenen Dreh hinausgeht.
Die größtenteils oberflächlichen Figuren mit einigen Klischeeeigenschaften (mutiger Vietnam-Veteran, vermeintlich prüde Tonassistentin) generieren kaum Abwechslung und lediglich die Andeutung der nahe liegenden und deshalb wenig überraschenden Gefahr sorgt für eine leicht beklemmende Atmosphäre.
Entsprechend dauert es eine geschlagene Stunde, bis der Stoff zum Slasher übergeht, was sich nur partiell spannend gestaltet. Hinsichtlich der großzügigen FSK16 hingegen recht blutig, wenn Köpfe zermatscht oder Augäpfel erwischt werden, wobei die Qualität der Effekte fast so gut ist wie das Make-up, welches aus nicht näher verratenen Gründen Großes leistet. Dazu gehören allerdings auch zwei stark aufspielende Mimen, die in jenen Rollen vor allem physisch zu überzeugen wissen.
Schade nur, dass West stets mit angezogener Handbremse zu Werke geht und storytechnisch nur hinlänglich bekannte Muster bedient, wodurch der Stoff weitgehend frei von Überraschungen bleibt. Und ein wenig nackte Haut täuscht beileibe nicht darüber hinweg, dass der Vorlauf deutlich zuviel Zeit in Anspruch nimmt, wonach die Ableben zwar blutig, allerdings nicht übermäßig kreativ ausfallen und dem Subgenre somit kaum neue Impulse verliehen werden.
5,5 von 10