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Nachdem sich Hollywoodikone Bruce Willis vor wenigen Wochen mit Deadlock seinem größten Erfolg Stirb langsam gewidmet hat, peilt sich American Siege auf The Siege von 1998 ein, könnte man meinen, ist es aber nicht. Eine Belagerungssituation steht sicherlich an, aber nicht in einer Großstadt, ohne ausländische Kräfte am Arbeiten, ohne Militär, ohne Aufwand also im Inhalt, was sich auch auf die Produktion, diesmal wieder seitens 308 Ent(ertainment) und damit das neue Standbein von Willis Karriere auswirkt:


Um den Tod seiner großen Liebe aufzuklären, dringt der frisch aus dem Gefängnis entlassene Roy [ Rob Gough ] zusammen Toby Baker [ Johann Urb ] und Grace Baker [ Anna Hindman ], den Geschwistern der Toten, in das Haus von Dr. John Keats [ Cullen G. Chambers ] ein, der diese zuletzt gesehen haben soll und nehmen ihn in die Mangel, wobei sie auch eine auffällig schwer verschlossene Tür entdecken, die sie zu öffnen versuchen. Währenddessen wird der geschasste NYPD-Cop und jetzige Dorfsheriff Ben Hill [ Bruce Willis ] mitsamt seinem Deputy Kyle Rutledge [ Trevor Gretzky ] an den Tatort gerufen und soll die Sache möglichst schnell und unauffällig und dies im Sinne des örtlichen Machthabers Charles Rutledge [ Timothy V. Murphy ], dem Vater von Kyle klären. Als Ben zögert und somit scheitert, lässt Rutledge Senior mit Silas [ Johnny Messner ] und dessen Truppe die weniger zimperlichen Privatsöldner herankarren.

Action Satisfaction gilt dabei als das höchste Gebot von Arbeitstier Willis und seinem unermüdlichen, geradezu erstaunlichen, phänomenalen, pyramidalen Einsatz für Nachschub an DtV - und VoD - Produktionen, eine Bedienung der Kundschaft, die mit ihm auf und groß gewachsen ist und mit nun auch den Weg wieder umgekehrt geht, oder auch nicht. Sind doch die letzten vielen Jahren an Output gerne mal nieder und von vornherein mit Häme betrachtet und mit Schimpf und Schande beschmiert. Action Satisfaction findet man auch hier vor, gleich bei der ersten Szene, eine waffengespickte Stürmung, fröhlicher Kugelhagel, in Mensch und Mobiliar einprasselnde Geschosse und einen Munitionsverbrauch wie sonst nur bei Feindkontakt im Kriegsgeschehen. Die erste Szene ist dabei nicht die erste, sondern eine Zusammenfassung vom Ende, in rückwärts ablaufend und mit dem Blutbad im Showdown – übrigens die einzige richtige Schießerei, allerdings mit einigen gekonnten Einstellungen und dem Wissen darum – als Appetizer vorneweg erzählt. 

Gedreht und geschrieben ist das Ganze von Edward Drake, einem der hauptverantwortlichen Kreativen von 308 Ent und dem Macher von Apex und Cosmic Sin, und wie zuvor Deadlock spielt das in Georgia, dem Bundesstaat mit den vielen Wäldern und den weit auseinander stehenden Häusern, 'bush all the way to Florida', im Land mit den einfachen Menschen, den etwas simpel scheinenden Männern und den mit Botox gepflasterten Frauen, untere Mittelschicht, die noch zugänglich für ältere und verdiente Veteranen aus besseren Zeiten und noch empfänglich für die hart arbeitenden Gesellen des American Way of Life sind. Auftritt Willis, wegen dem der Film überhaupt produziert wird und verkauft; Willis ein Nickerchen machen irgendwo in der grünen Pampa, während die Frau mit dem operierten Gesicht daneben ihn zum Aufwachen und Aufstehen auffordert und mit einem Kuss in den bald bleireichen Dienst entlässt. 

Was man den Werken aus der relativ jungen Schmiede zugutehalten kann und muss, sie variieren ihre Erzeugnisse, sie sind durchaus ähnlich aufgebaut wie die Konkurrenz um EFO, aber trotz selber Drehzeit (8 Tage insgesamt, 1 Tag für das Zugpferd selber) meist eine Nummer größer noch oder interessanter gehalten, durch Details und zusätzliche Beiträge oder auch anything goes - Szenen. Sie gliedern den Millionenmann aus Hollywood auch besser ein, er ist oder wirkt als Bestandteil des Teams und nicht nur als Gimmick, hier ist er gar nimmer der Mann oben in der Hierarchie, sondern hat jemand anders das Sagen und wird als Wasserträger, "burned out and washed up" auch gerne mal weggeschaut oder ein Auge zugedrückt; später gibt es gar eine Anschnauze vor versammelter Mannschaft, die sich gewaschen hat und wobei selbst John McClane einknickt. Dabei bewegt man sich zeitlos durch die provinzielle Gegend, der Film - eine Art Theaterstück mit Waffen - könnte sonst wann und sonst wo spielen, passt aber hier und jetzt trotzdem wie die Faust aufs Auge, die Nebendarsteller (hier mit Ausnahme von Timothy J. Murphy und Stammspieler Johnny Messner) allesamt Leute, die sonst keine Jobs bekommen würden und man woanders nicht sieht. 

"You people are sick in the head." meint die Geisel hier irgendwann, der Mann mit den Antworten und dem Zugangscode für den Safe Room, der Mann mit der eigens abgestellten Wache im Haus, die sich trotz einem schussbereiten Gewehr in der Hand von einer Frau ohne überrumpeln und ausknocken lässt. "Sick in the head" sind die drei Angreifer, die Beteiligten des Psychoduells, was hier irgendwann im Haus (und bald auch vor ihm, innerhalb der auf Angriff lauernden Parteien) entsponnen wird und wo sich irgendwann jeder ankeift, der einen Mund dazu hat und man sich schon fragt, was das Trio hier vereint; wobei die Antwort dann auch peu à peu gegeben wird und ab dem zweiten Drittel dann auch die Kavallerie zur Vermeidung von zu viel Aufklärung anrückt und einige memorable Auftritte mit sich bringt.   

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