Ein britisches Ehepaar mittleren Alters stellt sich der Polizei, um einen fünfzehn Jahre alten Mordfall aufzuklären – der Plot klingt selbst für Hardcore True Crime-Afficionados eher mäßig spannend. Dennoch gehört die vierteilige Miniserie LANDSCAPERS zum Interessantesten, was in diesem Subgenre in den letzten Jahren zu sehen war – David Finchers MINDHUNTERS eingeschlossen.
Da sind zum einen die Charaktere: Susan und Christopher, zwei außerordentlich höfliche und offenherzige Personen, zudem ein sich innig liebendes Paar. Sie ist ein wenig „filmverrückt“, er würde alles für sie tun.
Und da sind vor allem ihre Darsteller: Olivia Colman liefert mit ihrer Susan ein weiteres vielschichtiges Portrait einer Frau ab, das im Grenzbereich von gutherziger Naivität und psychischer Beeinträchtigung angesiedelt ist. David Thewlis spielt ihren Ehemann als gradlinig und treu, letztlich aber auch zu allem fähig.
Und dann ist da noch die Inszenierung: Wie schon in seinem ungewöhnlichen Biopic THE ELECTRICAL LIFE OF LOUIS WAIN arbeitet Regisseur Will Sharpe filmisch auf mehreren Ebenen. Je weiter die Handlung voranschreitet, je manipulativer die Polizeimethoden in den Verhören werden und je weniger wir als Zuschauer wissen, wem wir was noch glauben sollen, verschwimmen auch auf dem Bildschirm Realität, Inszenierung und Making of, bis das Finale schon fast vollständig von einem alten Technicolor-Western gekidnappt wird.
Das ist filmkünstlerische Erzählung auf höchstem Niveau, wo man es nicht erwartet hätte. Ein echter Geheimtipp.