Review

Als Fan des ersten Lara Croft Abenteuers konnte ich die Fortsetzung kaum erwarten. Doch negative Vorzeichen trübten die Vorfreude drastisch. Das leicht aufgestockte Budget (wohl, um Angelina Jolies höhere Gage zu finanzieren) wurde Jan de Bont anvertraut, den ich für einen der schlechtesten Regisseur Hollywoods halte. Außer "Speed" brachte der Film neben den Gurken "Das Geisterschloss" und "Speed 2" nur einen passablen "Twister" auf die Leinwand. Und dieser Mann sollte das zweite Abenteuer der Draufgängerin inszenieren? Das musste schiefgehen und so geschah es auch. "Die Wiege des Lebens" erlebte in den USA am ersten Wochenende eine Bauchlandung, die dieses Jahr schon so manch anderer, besserer Blockbuster erlitten hatte.

Dabei lässt der passable Anfang doch noch auf einen akzeptablen Auftritt Crofts hoffen, denn ihr Kampf gegen plötzlich auftauchende Bösewichte in einer Unterwasserhöhle, die Lara gerade in einem hautengen Latexanzug mit Digicam erkundet, bietet zumindest eine recht solide Schießerei und erzeugt dank der zusammenbrechenden Höhle ein Mindestmaß an Spannung, ist aber gleichzeitig nicht auf der Stufe des Openinggags aus dem Vorgänger.

Während ihrer folgenden Flucht nimmt das Desaster seinen Lauf. Ein heranschwimmender, Crofts Blut riechender, Hai (wesentlich schlechter programmiert als seine Brüder in "Deep Blue Sea") bekommt kurz eins auf die Nase, schaut verdutzt und lässt sich dann von der Archäologin als Packesel zur Wasseroberfläche mißbrauchen. Was, ein Nonsens.... Zugegeben, auch der erste Teil war nicht immer realistisch, übertrieb es aber nie dermaßen. Zudem nimmt dieser Film sich dabei grundsätzlich ernst, was ihm nicht sonderlich gut tut.

Als schauspielerisch totale Mißgriffe erweisen sich diesmal ihre Gegner wie Verbündete. Dr. Jonathan Reiss (Ciarán Hinds, einfach nur schlecht). von Beruf Entwickler böser biologischer Waffen, will die Büchse der Pandorra finden, um die ultimative Waffe in seiner Gewalt zu haben. Weil der MI:6 nicht sonderlich angetan von dessen Idee ist, schleust er einen Informanten ein, der aber schnell das Zeitliche segnet. So wird Croft im Auftrag der Royals engagiert, damit sie das Unheil verhindert. Die sonst so selbstständige Lara verlangt aber einen Insider mit Namen Terry Sheridan (Gerard Butler, ebenfalls unter aller Kanone), der als Landesverräter und Ex-Liebhaber sein dasein im hintersten Knast am Arsch der Welt fristet. Schon allein die Idee diesmal ein Duo loszuschicken wird bei Fans für Enttäuschung sorgen, ist Jolie nun nicht mehr der umstrittene Dreh- und Angelpunkt des Films und muss sich diesmal nebenher noch mit einer Lovestory herumschlagen.

Los geht's also: Fleißig werden ein paar exotisch anmutende Locations in Asien besucht, bei denen man immer wieder die Wege der Schergen des Bösewichts kreuzt. Die gebotene Actionpalette reicht von kindischen Motorradjagden, über akzeptabel choreographierte Fights, bis zu extraweich gespülten Schießereien, bei denen die Bösewichte immer außerhalb der Kamera dahinsiechen. Einer von ihnen ist übrigens Jürgen Prochnows Hollywoodbösewichtnachfolger Til Schweiger (Ja, natürlich auch grottig), der die böse rechte Hand spielt, nichts zeigen kann, aber Angelina Jolie während der Dreharbeiten immerhin einen deutschen Kinderwagen und Babytipps andrehen konnte. Na, wenn das nichts ist.

Achja, zurück zum Film. Es wird gefightet, geballert, gesprungen, gesegelt, geschifft, geklettert und was weiss ich nicht alles. Leider ist das alles aber so dröge, einfallslos und unspektakulär (eben für das Zielpublikum Kleinkind) inszeniert, dass mich als Actionfan das Grausen packt. Den Vogel schießt dabei das Finale in Afrika ab, wo in einer Höhle schlecht animierte, aus "Resident Evil" entlaufene, Monster die Militäreinheit des fiesen Docs anknabbern und nebenher noch alle nervenden Figuren hinwegfrühstücken, dafür gibt es Sympathiepunkte.

Fazit:
Jan de Bont sorgt mit dieser Regieleistung bravorös dafür, dass es wohl keinen weiteren "Tomb Raider"- Film geben wird. "Die Wiege des Lebens" ist eine schnell hinterher geschobene, mit der heißen Nadel gestrickte Fortsetzung, die so gut wie keine Stärken des Originals mehr besitzt und sehr schlechte schauspielerische Leistungen zu bieten hat. Die Action macht zwar einen Großteil des Films aus, ist aber weitestgehend unspektakulär und langweilig inszeniert. Viel retten können somit auch die exotischen Locations nicht mehr. Das einzige, was diesen Film vor der totalen Katastrophe rettet ist die Performance von Angelina Jolie. Die talentierte Schauspielerin rettet mit ihrer imposanten Verkörperung so manche Szene des Films und zeigt zum zweiten Mal, dass sie die Idealbesetzung für diese Rolle darstellt. Schade, dass man sie hier so verheizt. Vielleicht hätte es mit der , aktuell angesagten, Selbstironie besser geklappt? Für mich ist es, zwischen den ganzen Blockbustern des Sommers, die bisher größte Enttäuschung des Jahres 2003.

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