Review

Im berüchtigten Jahr der Fortsetzungen 2003 durfte natürlich auch ein Sequel zur Tomb Raider-Verfilmung von 2001 nicht fehlen. Die Szenen im Trailer versprachen einiges, doch das Gesamtprodukt ist enttäuschend und kann mit dem Vorgänger nicht mithalten.

Der eiskalte Bio-Doc Jonathan Reiss (Ciaran Hinds) will mit Hilfe der sagenumwobenen "Büchse der Pandora" die Welt ins Verderben stürzen. Darum beauftragt der MI-6 Lara Croft (Angelina Jolie) damit, den bösen Buben von seinen Machenschaften abzuhalten (hatte James Bond gerade Urlaub oder war selbst ihm dieser Auftrag zu banal?). Gemeinsam mit dem verstoßenen Ex-Agenten ihrer Majestät ("Goldeneye" lässt grüßen) Terry Sheridan (Gerard Butler) begibt sich Lara auf ihre Mission...

Angelina Jolie (Alexander) ist und bleibt die Idealbesetzung der Lara Croft. Außer vielleicht Jennifer Garner könnte ich mir auch keine andere in dieser Rolle vorstellen. Zwar mag Frau Jolie in diesem Film sehr mit dem konfusen Drehbuch gekämpft haben, doch das mindert nicht ihre schauspielerischen Leistungen, die mit Abstand auch die einzig guten hier sind. Ciaran Hinds (Der Anschlag) ist als Obermotz in einigen Szenen besser als Laras Gegner aus Teil 1, schwimmt aber dennoch mit diesem auf gleicher Welle. Gerard Butler (Die Herrschaft des Feuers) mimt nach Daniel Craig den zweiten Croft-Boy, wobei er mit seinem Vorgänger nicht mithalten kann. Im Finale wird er plötzlich zum korrupten Finsterling, der abgeknallt werden muss, während er vorher Lara stets eine helfende Hand war. Als des Bösewichts Handlanger turnt dann noch Til Schweiger (Replacement Killers) mit steinerner Visage und miesen Dialogen durchs Bild - so wie wir es vom Til halt gewohnt sind. Er wird in Hollywood wie Prochnow wohl immer der Allzweck-Schurke bleiben. Leider bleiben Noah Tylor (Vanilla Sky) und Christopher Barrie (Tomb Raider) im Gegensatz zu Teil 1 nur Randfiguren.

Ich frag mich, wer auf die bescheuerte Idee gekommen ist, einem Jan De Bont (Speed) das Regie-Zepter für die Tomb Raider-Fortsetzung zu übergeben. Außer "Speed" und einem zufriedenstellenden "Twister" hat der Mann doch nur Schrott am laufenden Band gemacht. Warum hat man Simon West (Con Air) nicht wieder den Regiestuhl angeboten? John McTiernan (Predator) oder Renny Harlin (Cliffhanger) hätte man ja auch mal fragen können. Aber nö... es musste ja unbedingt der Mann aus Holland sein (nix gegen Holland)! Und so klaut Jan De Bont storymäßig munter aus Filmen wie der Indiana Jones"-Trilogie, "Goldeneye" und anderen 007-Streifen. Die Locations mögen ja noch einigermaßen in Ordnung gehen, wobei hier der Luna-Tempel und Croft-Manor noch am besten weg kommen, während Shanghai und Hong Kong geradezu nach Studio riechen. Actionmäßig kracht es an jeden erdenklichen Stellen, aber es zündet nicht. Wie im Vorgänger bleibt auch hier Lara Croft geizig in der Waffenauswahl. Lediglich im Training benutzt sie mal eine Winchester und einen Revolver. Ansonsten bedient sie sich stets ihrer beiden 45er-Pistolen, die sie auch 007-like unters Kopfkissen steckt. Überwiegend hat es Lara dann auch mit menschlichen Gegnern zu tun und tötet hier auch mehr als einen. Jedoch inszenierte das De Bont ziemlich unblutig und kinderfreundlich. Ich habe es ja schon in meiner Review zu Teil 1 angesprochen, wie man so was besser machen könnte. Im Finale tauchen dann noch irgendwelche mies designten CGI-Viecher auf, die auch locker aus einem "Resident Evil"-Film hätten stammen können. Rasch murksen sie alle Schurken-Handlager inklusive Schweiger ab, wofür diese Kreaturen wenigstens einen Plus-Punkt bekommen. Aber den Vogel hat wohl im Film China abgeschossen. Erst saust Lara per Motorrad über eine computeranimierte Chinesische Mauer und trifft vorher noch auf eine Bäuerin die schon nebst Knarren auch das besagte Motorrad schon parat hat. Dann wickelt Lara im Kampf gegen den Asiaten-Fiesling noch eine Gewehr-Herumfuchtel-Nummer a'la US-Army ab, womit sie ihren Gegner in die Knie zwingt. Sollte damals wohl das US-Publikum zum Kampfeinsatz im Irak animieren.

Somit bleibt "Lara Croft: Tomb Raider - Die Wiege des Lebens" ein optisch passabler Film ohne eigene Ideen und einer leihenhaften Inszenierung. Damit hat Mr. De Bont wohl auch die Hoffnung auf einen dritten Teil kaputt gemacht, der hätte zeigen können, wie man es besser macht. Dennoch ist der Film akzeptable Action-Ware, wenn man ihn nicht allzu ernst nimmt.

Details
Ähnliche Filme