Das zweite Halbjahr 2019 war der sicherste Ort für die Menschen in HK wahrscheinlich der Platz vor dem Fernseher. Ausgehend von ersten Streiks und Demonstrationen bis zu Konfrontationen mit der Polizei, Ausschreitungen und zunehmender Gewalt sowie einem Nicht-Reagieren der (eigenen oder doch der VRC unterstehenden und darauf hörenden) Regierung auf die Forderungen der Protestler und insgesamt Verhärtung auf beiden Seiten der Parteien war ab Juni des Jahres die Stadt zumeist nur noch von Belagerung und Schreckensmeldungen erfüllt, zumindest nach außen hin und gerade im westlichen Raum registrierbar. Die Film- und die Fernsehbranche hat die ganze Situation derart 'belastet', als dass teils Boykotte aufgerufen worden sind und durchgesetzt (bspw. Ip Man 4: The Finale, der in China und anderen Teilen Asiens recht gut lief, aber wegen Aussagen einiger Teammitglieder zugunsten der Behörden auf wenig Gegenliebe in der Sonderverwaltungszone stieß) sowie Verschiebungen von anderen Produktionen (Flying Tigers 2 des auch hier tätigen Senders TVB Jade, der sich um eine Spezialeinheit der Polizei und deren Kampf gegen Terrorismus dreht und in China bereits im Frühherbst ausgestrahlt wurde):
Der früh seine Eltern verlorene Karson Ka King-Chung [ Vincent Wong ] wurde von John [ Jim Bing Hei ], einem Freund der Familie großgezogen und auch ausgebildet, als Mann für die Drecksarbeit nämlich, der für die Hung Wo Triade zuständig ist. Eines Tages wird nicht nur seine Freundin Chloe Wong [ Kelly Cheung ] durch eine Explosion während der Arbeit in einem Chemielabor getötet, sondern geht auch der berüchtigte letzte Auftrag für die Gesellschaft schief. Karson rettet während einem schießwütigen Gefecht zwar die ihm schon vorher aufgefallene Jovy Chan [ Natalie Tong ], gerät aber auf die Abschussliste des Triadenführers Kiu Yik-Fong [ Peter Pang ], der seine Mannen auf den in Ungnade Gefallenen ansetzt. Nach einem vorgetäuschten Tod hat Karson nun in HK eine unscheinbare Stellung als Hausmeister und Sportlehrer in einer Schule, doch die Vergangenheit lässt sich nicht so leicht abschütteln. Zudem gerät er vor Ort in den internen Machtkampf einer anderen Organisation, kündigt der Gangleader Cheung To [ Lok Lam Law ] samt seinem Sohn Cheung Tai-Bong [ Eric Li ] und der Beraterin Hong Chung-Yu [ Sharon Chan ] einen Rückzug zugunsten von legalen Geschäften an, was die potenziellen Nachfolger auf Habachtstellung bringt. Die Polizei unter Führung von Senior Inspector Ko Chi-Yung [ Joseph Lee ], Superintendent Madam Ma Kwok-Ying [ Pinky Cheung ], Man Hou-Chun [ Jonathan Cheung ] und Song Hau-Ying [ Crystal Fung ] ist auf der Hut.
Das auch als The Solution Expert oder The Solvers betitelte The Man Who Kills Troubles – welcher von der Anlage her eine Mischung aus Der Prinzipal und dem Equalizer ist – stand seitens des Senders auch kurzzeitig in der Überlegung der Verschiebung, dreht sich aber nicht speziell um Organisationen von Recht und Ordnung und ist sowieso in der rein fiktiven Umgebung, der Fernsehlandschaft von HK eben und nicht der zu strikten oder gar beunruhigenden Realität angesiedelt; einheimische Produktionen wirken die meiste Zeit eher traditionell bis heimelig archaisch und mehrere Jahre oder gar eine Dekade in der Aktualität zurück. Eine Zuflucht aus der Mattscheibe quasi, in der auch immer wieder die gleichen Leute, die unter Vertrag stehende Stammmannschaft quasi und dies auch überwiegend in ähnlichen Funktionen bis hin zum lebend gewordenen Klischee auftritt. Gedreht von (ungewöhnlich zahlreich) einem Fünferteam, bestehend aus den eher unbekannten Nilson Cheung Gon-Man (Regisseur von allerdings Millionaire Cop, 1993, The Prince of Portland Street, 1993, & The Armed Policewoman,1995), Lister Chan Chi Kong & Co.; wichtiger ist allerdings sowieso der Produzent Lau Ka-Ho, der schon zu den Urgesteinen von TVB gehört und seit jeher das Altherkömmliche, oder je nach Ansicht auch Eingefahrene und Altüberkommene hegt und pflegt.
Die Waffen dabei schon im Vorspann reichlich und prominent vertreten, diesmal nicht in einer CGI-lastigen Umgebung wie beim gleichjährigen Prestigeprojekt The Defected, sondern eher als Scharfzeichnung einer Graphic Novel gehalten, mit warmen grünen Tönen und einer Parallelwelt, die anders als Gewalt vermehrt auf positive Resonanz, Emotionen und die Sicherheit eines alltäglichen und angenehmen Lebens sowie Bildung und Verbundenheit setzt. Das alles durchziehende Thema vom gewollten Schein und dem tatsächlichen und zumindest für den Moment auch so gezwungenermaßen nötigen Sein wird schon in der Eingangsszenerie in Melbourne bereitgehalten – kleinere internationale Außenaufnahmen gehören eingangs zum guten Ton der TVB-Produktionen und werden oftmals als Zeichen von Aufwand und Zuschauerfang bereits in den ersten Minuten genutzt – ; gleich zwei zeitlich unterschiedlich gesetzte, durch die Hauptfigur verbundene Szenen zeigen dessen Verhalten in Momenten der Gefahr. Normalerweise stets Herr der Lage, vor den Augen der Nahestehenden wird aber eine Tarnung benutzt, eine falsche und das eigene Können, die Erfahrung und die Körperbeherrschung herunterspielende Identität. Anhand einer Rückblende und zusätzlich bei einer jetzt stattfindenden Observierung, Verfolgung von einem (gar lieblichen) Straßencafé am Ufer des Yarra River hin zu einem mehrstöckigen Lagerhaus und dem Ausschalten der dort befindlichen Gauner wird die Handlung in Konstruktion, Konzeption und Konvention eingeleitet. Die Inszenierung fährt bereits einige handelsübliche und vor allem traditionell genretypische, bisweilen gar zum Klischee gewordene Mätzchen wie Blicke durch die Sonnenbrille als nützliche Spiegelung, eine unsichtbare Beschattung, Fokussierung auf Details samt Planung und Ausführung, Zeitlupen, Beschleunigung, Verwendung von technischen Gimmicks etc. auf, bleibt aber da noch relativ übersichtlich dabei und ist nicht zu übermotiviert.