Hm, das ist also der Film, auf den viele gespannt gewartet haben – vor allem auch wegen des Trailers, der viele Leute angesprochen hat (mich nicht sonderlich).
Um mein Fazit gleich vorweg zu nehmen: mich hat Underworld nicht wirklich überzeugen können, und ich kann auch die paar euphorischen Kritiken, die es hier zu lesen gibt, nicht ganz nachvollziehen.
Handlungsmäßig sieht es so aus, dass Vampire und Werwölfe seit 1000 Jahren gegeneinander Krieg führen – und nebenbei unerkannt unter den Menschen leben. Michael, ein Mensch, gerät zwischen die Fronten der beiden Kriegsparteien, denn sein Blut ist etwas besonderes, hinter dem die Werwölfe her sind, und die Vampire versuchen, das zu verhindern. Unterstützung erhält er von der feschen Vampirin Selene (Kate Beckinsale).
Klingt nicht sonderlich originell und ist es auch nicht. Underworld beginnt mit einer längeren Action-Sequenz, die aussieht wie eine schlechte Matrix-Kopie – inklusive wehender schwarzer Mäntel und allem, was so dazugehört. Da begann ich dann schon für die nächsten knapp 2 Stunden mit dem Allerschlimmsten zu rechnen, aber zum Glück kann sich der Film danach steigern. Regie-Debütant Len Wiseman geht nach dem bewährten Rezept „Optik geht vor Inhalt“ vor. So macht der Film optisch einen sehr netten Eindruck und sieht nach deutlich mehr aus als seinen 20 Mio. Dollar Produktionskosten. Beim Aussehen des Films wie auch bei den Action-Szenen standen überdeutlich Matrix, Blade und auch The Crow Pate. Inhaltlich hat mich Underworld auch mehr als einmal an Blade 2 erinnert. Z.B. der Oberbösewicht Victor, der Showdown und das ganze Szenario Vampire vs. Werwölfe – in Blade 2 waren es halt nicht Werwölfe, ich weiß nicht mehr, wie die Dinger da hießen.
Martial-Arts gibt es (zum Glück) bei weitem nicht so viel wie in Matrix und Blade zu sehen. Die Action-Szenen hinken allerdings ganz klar hinter diesen beiden Filmen (bzw. Franchises) hinterher. Allerdings ist in dem Zusammenhang positiv anzumerken, dass es keinen unnötigen CGI-Overkill wie z.B. in den letzten beiden Matrix-Teilen gibt (dazu hätte auch das Budget von Underworld nicht gereicht). So gibt es auch eine Menge „altmodische“, z.B. animatronische Effekte und viele Werwolfkostüme zu sehen, ebenso wie 2-3 relativ deftige Make-Up-Effekte, die das R-Rating und die deutsche FSK 16 Freigabe des Films rechtfertigen.
Insgesamt gibt es in Underworld aber meiner Ansicht nach keine einzige Szene zu sehen, die es in einem anderen Film nicht schon besser gab. Dadurch muss man Underworld leider als völlig unoriginell bezeichnen. Das alleine fände ich eigentlich nicht so tragisch. Negativer ins Gewicht fällt die völlige Eindimensionalität aller Charaktere, die flacher wirken als ein Blatt Papier. Auch Hauptdarstellerin Kate Beckinsale tut wenig mehr als gut auszusehen und mit in Zeitlupe wehendem schwarzem Mantel durchs Bild zu hopsen. Dabei trägt sie eine solche Nullmimik zur Schau, dass sogar Steven Segal vor Neid erblassen würde.
Die beiden Blade-Teile sind ebenfalls nicht für ihre tiefschürfenden Charakterstudien bekannt, aber das Charisma von Snipes, Kristofferson usw. sowie die „Superhelden-Coolness“ der Akteure und das hohe Tempo gleicht das wieder aus. Hier bleiben alle Figuren schlicht und einfach blass. Damit und der Tatsache, dass der Film gute 120 Minuten dauert (deutlich zu lang für diesen Film), schrammt Underworld nur knapp an der völligen Belanglosigkeit vorbei, bleibt aber dabei immer im einigermaßen unterhaltsamen Bereich, auch wenn er unglaublich vorhersehbar ist. Wahrscheinlich werden viele Leute anderer Meinung sein als ich und den Film als Meisterwerk preisen, für mich ist Underworld biederer Durchschnitt, den man sich aber gut ansehen kann. 5/10.