„Underworld“ erweist sich als temporeicher Horror-Action-Mix auf den Spuren von „Blade“, auch wenn dessen Klasse nicht erreicht wird.
Seit Jahrhunderten tobt ein Krieg zwischen Vampiren und den Lykanern, sprich Werwölfen. Seit dem Tod ihres Anführers vor einigen Jahrhunderten leben die Lykaner in kleineren Gruppen und werden von den Death-Dealern der Vampire, gut ausgebildeten Kriegern, aufs Erbittertste gejagt und ausgerottet. Die Vampire sind dabei in aristokratischen Gesellschaften organisiert, aber eines haben beide Parteien gemeinsam: Sie leben von den Menschen unentdeckt und verschonen diese weitestgehend. Das ist das Grundszenario von „Underworld“ und eine der reizvollsten Ideen des Films, die auch einen gewissen Innovativitätsbonus einheimsen kann.
Die Vampirin Selene (Kate Beckinsale) ist ebenfalls ein Death-Dealer und hat aus persönlichen Gründen einen besonderen Hass auf die Lykaner. So stellt sie auch mit zwei weiteren Death-Dealern zwei Werwölfe, als diese den Menschen Michael Corvin (Scott Speedman) verfolgen. In einem Gefecht fallen ein Werwolf und die beiden anderen Death-Dealer, Selene kann dem zweiten knapp entkommen, als dieser seine Wolfsgestalt annimmt, in der er ihr überlegen ist. Das Feuergefecht, bei dem die Werwölfe mit speziellen Lichtpatronen und die Vampire mit Silberkugeln ballern, ist ganz nett geraten, aber leider etwas unübersichtlich, da man nicht sofort erkennt, wer Vampir und wer Lykaner ist.
Michael verschwindet in dem ganzen Chaos, doch Selene ahnt, dass etwas besonderes an ihm sein muss, damit die Lykaner sich derart öffentlich zeigen. Sie will weiter ermitteln, auch wenn ihr derzeitiger Anführer Kraven (Shane Brolly) dieses ablehnt und sie lieber als seine brave Ehefrau sehen will. Selene bleibt jedoch hartnäckig und macht sich auf die Suche nach Michael und seinem Geheimnis. Dabei stößt sie auch darauf, dass sich die Fehde zwischen Lykanern und Vampiren nicht ganz so verhält, wie man annimmt...
Überraschenderweise kann die Story von „Underworld“ mehr überzeugen als die Action. Die Action ist nämlich für meinen Geschmack etwas zu unübersichtlich geraten und könnte etwas spektakulärer sein. Auch von der Menge her wäre mehr wünschenswert gewesen. Im Gegensatz zu „Blade“ gibt es hier nur eine kurze Martial Arts Einlage gegen Ende, ansonsten wird sich rustikal geprügelt und die Schießeisen leergeballert. Dabei gibt es auch ein paar nette Kameraperspektiven und einige wirklich gute Feuergefechte, aber in vielen Szenen erkennt man nicht wirklich wer gerade auf wen schießt und wer gerade getroffen wird. Die Angriffe der Lykaner in Werwolfform sind zudem eher unspektakulär, doch die Feuergefechte, die sich vor allem auf den Showdown konzentrieren können überzeugen und bringen die Action auf ordentliches Hollywood-Niveau.
Die Story hingegen beschränkt sich nicht nur auf die simple Fehde zwischen Vampiren und Lykanern, sondern kann hier sogar ein paar echte Überraschungen bieten. Die Wendungen sind gut erdacht und lassen die Zuschauermeinung über bestimmte Charaktere teilweise gänzlich umschlagen. Auch die Doppelspiele verschiedener Charaktere sind recht reizvoll, wodurch der Film auf ein sehr solides Maß an Spannung kommt. Die Liebesgeschichte zwischen Selene und Michael hingegen ist eher Beiwerk und nimmt an sich keinen zentralen Platz im Film ein.
Die Atmosphäre von „Underworld“ ist sehr düster, wobei der Film vom Look her arg an „Blade 2“ erinnert. Wie dieser ist er stellenweise vielleicht etwas zu düster, doch „Underworld“ hat das geringere Budget, was man ihm stellenweise ansieht. Zwar macht Regisseur Len Wiseman viel aus dem für Hollywoodverhältnisse schmalen Budget, doch man sieht es dem Film dennoch an, vor allem bei den zwar soliden Effekten, die aber trotzdem nicht mit anderen Blockbustern mithalten können.
Kate Beckinsale spielt unterkühlt und willenstark die coole Heldin und sieht zudem auch ziemlich gut aus. Scott Speedman sieht daneben eher wie begossener Pudel aus, macht seine Sache aber gut. Die Nebendarsteller agieren durch die Bank weg überzeugend, auch wenn es sich hierbei um No-Names handelt.
Alles in allem ist „Underworld“ ein unterhaltsamer Film mit interessantem Szenario und verhältnismäßig guter Story, aber zum echten Kracher fehlt der Action noch das richtige Niveau.