Der durchaus mit Talent gesegnete Len Wiseman, der sich mit seinem stylischen Regiedebüt angesichts eines vergleichsweise mageren Budgets von "nur" 20 Millionen Dollar als höchst effiziente Regienatur erweist, liefert mit "Underworld" einen ganz passableren Einstand ab, auch wenn sein Film in vielerlei Hinsicht nur ein kleiner, sich etwas ernster nehmender "Blade 2"-Abkömmling ist.
Der Grundgedanke der Geschichte, hier zwei legendäre Mythen gegeneinander antreten zu lassen, dürfte bei den meisten Filmliebhabern sicherlich schon zu einer erhöhten Speichelproduktion führen. Dieses Zusammentreffen klingt nach Bombast, ist es bei "Underworld" letztendlich aber nicht. Den geneigten Actiongurus dürfte dies mit Sicherheit nicht sonderlich schmecken. Bis auf einige wenige ermüdend eintönige, teilweise mit Zeitlupen verzierte Shoot-Outs, sowie visuell recht verhaltene unbewaffnete Kämpfe zwischen Vampiren und Werwölfen gibt es nichts, was das Unterhaltungsherz begehren würde; Zerfleischungssequenzen sind zudem meist sehr zügig und unübersichtlich geschnitten.
Gesicht nach vorne, Popcorn in der Rechten, Cola in der Linken - weniger also in "Underworld". Stattdessen wird die seriöse Variante eingeschlagen, was bei einem Film, in dem sich Vampire und Werwölfe gegenseitig an die Existenz wollen, die bedeutend schwieriger umzusetzende Wahl sein kann. Für diesen Weg muss nämlich das Problem überwunden werden, den Zuschauer aktiv in das Geschehen involvieren zu müssen. Gerade dies gelingt hier nicht, denn wir fühlen uns weder genötigt, unser Köpfchen aufgrund des Inhalts anzustrengen beziehungsweise hieraus weise Erkenntnisse für uns zu erschließen, noch werden wir durch das Dargebotene schaudernd, schwitzend und fingerkauend an den Kinosessel genagelt. Als Horror funktioniert der Film nämlich nicht. Dazu sitzen wir viel zu bezugslos vor der Leinwand und lassen uns von den selten innovativen Intrigen, die da gesponnen werden, stur berieseln.
Angst und Schrecken Fehlanzeige, weil sowohl die Vampire, als auch die Werwölfe kaum eine Bedrohung für den Menschen darstellen. Die Vampire gewinnen ihr lebenswichtiges Blut künstlich; die Werwölfe könnten zwar Menschen aus Nahrungsgründen angreifen, machen es letztendlich aber nicht. Eine Bedrohung ist nicht vorhanden, lediglich ein für uns entfremdet wirkender Krieg zwischen Horrormythen, deren Mythologien noch nicht einmal sorgfältig gepflegt wurden. So sind die Verwandlungen der Werwölfe beispielsweise nicht Vollmond-abhängig und die Vampire hingegen besitzen komischerweise Spiegelbilder.
Das Einzige, was mich wirklich vollends überzeugen konnte, ist aber immerhin die den Krieg der beiden Parteien einhüllende, mehr gotisch als comichaft anmutende Atmosphäre. Die visuelle Präsentation entspricht genau dem, was man sich unter dem Titel "Underworld" vorstellt. Mittels Farbfilter sind die Bilder stets in einem kühlen Blauschimmer getränkt, der die sonnenfeindliche Grundhaltung des Filmes optimal wiedergibt. Regnerisch, kaum auffällige Farbspektren, viele dunkle Gänge und schattige Winkel - sehr passend. Ein unterkühltes Schauspiel, wie es Kate Beckinsale als Hauptprotagonistin und Werwolfsjägerin Selene und Scott Speedman als Michael Corvin bieten, fällt da glücklicherweise weniger auf. Dass man seiner Figur in der gegebenen Atmosphäre aber auch mehr Charakter und Charisma verleihen kann, beweist zumindest Michael Sheen als Werwolfsanführer Lucian.
Das "Underworld"-Universum wird wohl mit aller Wahrscheinlichkeit noch mindestens um eine Fortsetzung erweitert werden - die überwiegend doch große Resonanz spricht jedenfalls dafür. Storytechnisch sehe ich da nicht viel Potenzial, da sollte man dann doch lieber mehr auf Action setzen. Bleibt man jedoch bei der sich höchst ernst nehmenden Variante, müsste der Zuschauer vielmehr mit einbezogen werden, was allerdings schwerer zu realisieren sein dürfte, ansonsten wird das Endprodukt ebenfalls so fade und reizlos wie "Underworld".