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Seit Jahrhunderten tobt der Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen, die jeweils versuchen, die andere Rasse gänzlich auszurotten. Doch dann verliebt sich eine der besten Vampir-Kriegerinnen, gespielt von Kate Beckinsale, in einen Werwolf, der eine entscheidende Rolle im Krieg zu spielen scheint.

Immer mal wieder feiern mehr oder weniger ausgereifte Sci-fi- und Horror-Utopien überraschende Erfolge und neben "The Crow" genießt auch Len Wisemans "Underworld" den Status einer der besten Horrorfilme der letzten Dekade gewesen zu sein, ist damit jedoch klar überschätzt, da er an den typischen Fehlern des New-Gothic-Styles krankt.

Sicherlich muss man Wiseman zu Gute halten, dass er sich nicht einzig und allein darauf verlässt, dass die treuen Genrefans allein schon deshalb in die Kinos strömen, weil Vampire, Werwölfe und Blut in Massen zu sehen sind, sondern ernsthaft bemüht ist, eine ordentliche Geschichte zu konstruieren. Und dies gelingt ihm auch in Ansätzen ziemlich gut. Der Krieg zwischen Werwölfen und Vampiren ist nicht schlecht konstruiert und in die heutige Welt verlegt, ohne, dass direkt zahlreiche Ungereimtheiten ins Auge springen. Und auch die Idee um den Nachfolger beider Linien, der zu einem praktisch unbesiegbaren Vampir-Werwolf-Hybriden werden kann und die darin verwobene Love-Story machen durchaus etwas her. So ist "Underworld" zwar sicherlich keine raffinierte Utopie wie "Matrix", aber doch erfreulich gut gestrickt, gerade für einen Horrorfilm.

Und auch visuell macht Wisemans Werk einiges her. So sind die Action-Szenen durchaus gut gemacht, recht bleihaltig und blutig, ohne geschmacklos zu erscheinen, quantitativ wohlwollend dosiert und darüber hinaus auch tricktechnisch nicht schlecht gemacht, wobei nicht jeder Effekt vollkommen überzeugend aussieht. Das Design der zahlreichen Waffen ist nicht schlecht, die dunklen Blautöne, in denen der Film gehalten ist, erinnern in ihren besten Momenten an Michael Manns Inszenierungen, zumal "Underworld" optisch auf Hochglanz poliert ist und, wo wir schon einmal dabei sind, sieht auch Kate Beckinsale verdammt gut aus.

Dennoch reißt "Underworld" einfach nicht mit und daran krankt der Film über weite Strecken, da der Unterhaltungswert im Endeffekt nicht mehr als durchschnittlich ist. Das Geschehen wirkt einfach kalt und steril. Der Plot wird nach und nach abgearbeitet, nimmt aber nie recht an Fahrt auf, die Charaktere werden zwar durchaus konstruiert, dennoch bleibt eine gewaltige Distanz zu ihnen bestehen und so steht man dann am Ende auch den hervorragenden Bildern und Action-Sequenzen mit Gleichgültigkeit gegenüber. Ganz ohne Emotion und Charaktere, die nicht jede Menschlichkeit vermissen lassen, kommt ein Film eben auch nicht aus. Der sterilen Machart ist es außerdem geschuldet, dass keine düstere Atmosphäre zustande kommt, die der Film gut hätte gebrauchen können.

Dazu passt auch das emotionslose, kalte Spiel von Kate Beckinsale, die ihre Rolle damit im Grunde perfekt erfüllt, weil sie als humorlose Killerin voll überzeugend wirkt, aber erst gar keine Empathie aufkommen lässt. Und genau dies gilt auch für die übrigen Darsteller, die allesamt gut spielen, aber ebenso gefühlskalt erscheinen, wie der gesamte Film.

Fazit:
"Underworld" ist ganz nett konstruiert, nicht schlecht gespielt und visuell hervorragend umgesetzt, in dunklen Bildern gehalten und mit überzeugenden Action-Sequenzen gespickt. Doch was nützt es am Ende, wenn Emotionen streng verboten sind, einfach alles steril, kühl und distanziert wirkt, womit der Film keinen Bezug zum Zuschauer herstellt und auch atmosphärisch absolut fade bleibt? Nicht viel - deshalb ist "Underworld" auch nicht mehr als Mittelmaß.

58%

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