In "Underworld" kämpfen 2 Legenden des Horrorfilms gegeneinander: Vampire und Werwölfe. Gleich den verfeindeten Familien, die sich in diversen Mafia- und Gangsterfilmen beharken sind es hier uralte Dynastien von Blutsaugern und Wolfsmenschen, die sich eine jahrhundertealte Fehde liefern. Die Prämisse ist ebenso einfach, wie interessant, bietet sie doch viele Möglichkeiten, eine epische Handlung und viele interessante Storytwists einzubringen. Der Handlungsrahmen ist in der Tat episch, die interessanten Storytwists vermisst man allerdings im Laufe des Filmes ganz beträchtlich.
Das Drehbuch ist leider ebenso vorhersehbar, wie dünn. Sicherlich ist das bei einem Film dieses Sujets ganz gut zu verschmerzen. Allerdings entstand das Regiedebüt des Kaliforniers Len Wiseman im Sog von FIlmen, wie "Blade" und der "Matrix"-Trilogie. Diese Einflüsse sieht man "Underworld" deutlich an. Zu deutlich, denn "Underworld" gewinnt mit seiner betont kalten Machart und den stylischen Matrix-Effekten im Verbund mit neumodischen Splatterszenen a la "Blade" kaum Eigenständigkeit. Schon Hauptdarstellerin Kate Beckinsale als Vampirdame Selene hätte in ihrem hautengen Latex-/Lederoutfit bestens in die "Matrix" gepasst. Miss Beckinsale macht rein körperlich eine sehr gute Figur in "Underworld", allerdings verstrahlt die überaus gut aussehende Dame so viel Charisma wie eine Scheibe Käse. Da wirkte eine Carrie-Ann Moss in den Matrixfilmen wesentlich präsenter. Auch die meisten der anderen Charaktere wirken oberflächlich und austauschbar. Einzige Ausnahme ist der Brite Bill Nighy, der schon in vielen großartigen Filmen überaus memorable Leistungen als Nebendarsteller verbuchen konnte (z.B. "Shaun of the Dead", "Hot Fuzz") und in "Underworld" den Vampirgrafen Viktor gibt. Wenn er denn endlich ohne Maske und Makeup spielen darf, strahlt er das aus, was den anderen Darstellern und unter dem Strich dem Film auch fehlt: Persönlichkeit.
Der Film ist handwerklich sauber inszeniert, in manchen Actionszenen vielleicht ein wenig unübersichtlich, doch immer hochwertig. Wiseman hatte sich aber scheinbar in den Kopf gesetzt, eine möglichst kalte Atmosphäre zu erzeugen. Dieses Ziel verfolgte er durch viele dunkle Locations und vor allem durch den penetranten Einsatz von Blaufiltern. Allerdings ist er mit seinem Tun ein wenig über das Ziel hinausgeschossen, denn "Underworld" wirkt übermäßig kalt, insgesamt also unterkühlt. Hinzukommen zwar aufwendige Special Effects, die zum Großteil am Computer entstanden sind und vor allem in den Werwolfverwandlungsszenen ganz klar als CGI identifizierbar sind. Dies unterstreicht die kalte Atmosphäre und haucht dem Film eine Anmutung der Künstlichkeit ein. Dass Wiseman dies besser machen kann, hat er sukzessive in "Underworld 2" und dann in "Stirb Langsam 4" gezeigt.
"Underworld" ist ein Horror/Actionfilm für die Generation Matrix, die gern schöne Menschen in schwarzen Klamotten beim Schießen sieht und dabei Metal hört. "Underworld" ist kein schlechter Film, da er aufwendig gemacht und teilweise spannend inszeniert ist, doch er krankt an den flachen Charakteren und der kalten, wie künstlichen Haptik des Filmes insgesamt. Insofern ist "Underworld" nicht mehr aber auch nicht weniger als Gebrauchskino für Filmfans, für die "Blade" ein größerer Klassiker als "Dawn of the Dead" ist.
Fazit:
6 / 10