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Nun habe ich es also auch mal gesehen, dass actionreiche Fanstasyspektakel "Underworld", das vor kurzem dank seiner Fortsetzung wieder in aller Munde war. Grund genug für mich, mir die günstige DVD des Films auch mal zuzulegen, auch wenn diese dann recht lange ungesichtet im Regal herumstand. Nachdem ich mich aber nun endlich mal an Len Wiseman's Regiedebut herangetraut habe, muss ich sagen, war meine Befürchtung, einen grottenschlechten, lieblosen Streifen zu sehen, fast schon unberechtigt, denn "Underworld" war tatsächlich mehr recht als schlecht.

Die Idee, zwei bekannte Monster aus der Horrorfilmgeschichte aufeinander zu hetzen, ist schon lange nichts neues mehr, und auch sonst kann "Underworld" nicht gerade mit Innovationen aufwarten, wo wir auch schon beim Hauptproblem wären. Kritisch beäugt, wirkt der ganze Streifen dreist zusammengeklaut. Den Fan effekthaschender Actionorgien wird's sicher nicht stören, doch wer hingegen genau hinschaut, wird sofort erkennen, an wem sich Len Wiseman eindäutig orientiert hat. Ein bisschen "Matrix" hier, ein bisschen "American Werwolf" da, zudem noch ein guter Schuss "The Crow", sowie "James Bond" und fertig ist das Erfolgsrezept. Nun, ich persönlich weiß nicht genau, was ich von diesen offensichtlichen Anleihen halten soll, gut heißen kann ich es eigentlich nicht, doch so lange man beim Betrachten von "Underworld" versucht, nicht an eben genannte Filme zu denken, sollte man in keine Gewissenkrise geraten.

Vermutlich Tim Burton ist es zu verdanken, dass sich der sogenannte Gothic-Style in Hollywood etablieren konnte, und sich immer mehr zu einem festen Stilmittel zu mausern vermochte. Egal ob nun die düstere Weihnachtsromantik von "A Nightmare Before Christmas" und "Batman's Rückkehr" oder das bedrohliche Gothic-Design von "The Crow", all diese Filme waren ihrerzeit etwas neues, interessantes, für das schnell interesse aufkam. "Underworld" präsentiert sich da grob als eine Mischung aus "Matrix" und "The Crow", denn auch hier sehen wir ausschließlich eine fast schon surreale, traumartige Umwelt, meist in kalten Blautönen gefiltert. Die Vampire leben einen dekadenten Lebensstil in einem großen Anwesen, verhalten sich intelligent, benutzen das Internet und teure Wagen. So entsteht ein völlig anderes Bild von den Blutsaugern, das man so bislang nur ansatzweise auf der großen Leinwand zu sehen bekam. Die Werwölfe entsprechen da schon eher dem klassischen Bild, das man von ihnen hat, auch wenn sie sich zu einer Vereinigung zusammengeschlossen haben und sich jederzeit verwandeln können.

Natürlich beschränkt sich "Underworld" nicht nur darauf, die Kampfszenen zwischen den Spezies einzufangen, nein, Len Wiseman unternimmt zudem auch den Versuch, das Geschehen mit einer Story zu schmücken, was ihm gut gelungen ist. All die Charaktere haben ihr Eigenleben, schmieden ihre eigenen Pläne, was alsbald zu Verrat und Mistrauen führt. Die Story des Films taugt also wirklich etwas und ist nicht nur Aufhänger für die Actionszenen. Im Gegenteil, der Streifen beherbergt sogar einige recht dialoglastige Passagen, in denen die vergleichsweise komplexe Handlung vorangetrieben wird. Natürlich darf auch die zarte Liebesbeziehung von Selene und Michael in alledem nicht fehlen, auch wenn diese eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Was die Effekte angeht, so haben die Verantwortlichen ganze Arbeit geleistet. Es kracht zwar nicht ständig, aber wenn, dann fliegen ordentlich die Fetzen und es geht genügend zu Bruch. Die beiden Monsterrassen bekämpfen sich auch mit allerlei Schusswaffen, was genügend Freiraum für den einen oder anderen Shootout à la "Matrix" schafft. Hinzu gesellt sich das Design der Werwölfe, die zwar klar als aus dem Computer entsprungen zu erkennen sind, optisch aber dennoch einiges hermachen und zudem sehr brutal und bedrohlich wirken. Gesplattert wird übrigens so gut wie gar nicht, was mich persönlich sehr gewundert hat, denn die FSK Freigabe ab 18 Jahren lässt da durchaus auf etwas anderes schließen. So bleibt "Underworld", bis auf eine kleine Szene am Schluss, frei von härterer Gewalt und kann definitiv auch von jüngeren Zuschauern konsumiert werden.

Schauspieltechnisch bewegt sich "Underworld" auf gesundem Mittelmaß. Kate Beckinsale sieht in ihrem schwarzen Lederoutfit mehr als nur gut aus, was wohl der Hauptgrund für ihre Besetzung war, denn ihr Schauspiel ragt nicht über das der vielen anderen Jungdarstellerinnen aus Hollywood hinaus. Scott Speedman als Michael bleibt die meiste Zeit recht blass und kann einen nicht für sich begeistern, doch das wird von Michael Sheen und Bill Nighy wieder wett gemacht, die ihre Rollen sehr glaubhaft und mit viel präsenz spielen.

Ein Kritikpunkt neben den offensichtlichen entwendeten Versatzstücken könnte die Tatsache sein, dass der Streifen hin und wieder etwas mehr Action vertragen könnte, und die Story durchaus in der Lage ist, einen zu verwirren, wenn man dem Geschehen nicht folgt. Alles in allem halten sich die Negativen Aspekte jedoch angenehm in Grenzen, mehr dazu im abschließenden Fazit.




DER Blockbuster schlechthin, als der der Film im Voraus auch angekündigt wurde, ist "Underworld" sicherlich nicht, dazu fehlt es ihm in manchen Passagen nämlich an Action und Spannung. Dafür muss man Len Wiseman allerdings zu Gute halten, dass er sein bestes gab, eine interessante Story zu erzählen, und das ist ihm auch gelungen. Der düstere, meist blau gefilterte Gothic-Look schafft viel Atmosphäre und dürfte jedem zusagen, der auch schon mit den Filmen von Tim Burton seine Freude hatte. Mit zwei Stunden ist die Schlacht zwischen Vampiren und Werwölfen vielleicht etwas zu lang geraten, doch alles in allem ist "Underworld" ein einmaliges Sichten durchaus wert - nicht mehr und nicht weniger.

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