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Es gibt Filme, die haben sich so tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt, dass jeder zumindest mit ihrem Titel irgendetwas verbindet, selbst wenn er sie nicht gesehen hat. Das ist so bei "Casablanca", bei "Star Wars" oder "Der Herr der Ringe" - und Gore Verbinskis spektakuläres Piraten-Abenteuer "Fluch der Karibik" reiht sich zweifellos in diese Gruppe ein.

Bedenkt man, dass das Filmkonzept auf einer Attraktion aus Disney World beruht, ist es schon erstaunlich, mit welch hoher Qualität in allen Belangen die Verfilmung aufwarten kann. Verbinski revolutionierte das filmhistorisch längst sanft entschlummerte Piraten-Genre, indem er dessen klassische Muster modernisierte und mit typischen Elementen postmoderner Unterhaltungsfilme ausstattete: satte Action, jede Menge Humor und Spezialeffekte auf dem Zenit ihrer Zeit. Dass die Story dabei ziemlich dünn bleibt und auch die Grundidee nicht unbedingt die originellste ist, bemerkt man inmitten dieses souverän inszenierten Abenteuer-Wirbels gar nicht.

Technisch bietet "Fluch der Karibik" alles, was ein Hollywood-Blockbuster zu bieten haben sollte: opulente Ausstattung, ein beeindruckend authentisches Setting und ein Soundtrack, der zum Markenzeichen der gesamten folgenden Filmreihe wurde. Garniert wird das mit brillant choreografierten Kampfszenen, akrobatischen Stunts und furioser Action. Und auch der Humor kommt bei weitem nicht zu kurz: Immer wieder bricht der Film ironisch herkömmliche Klischees - schon Jack Sparrows erster Auftritt ist eine grandiose Parodie, wenn er zu feierlicher Musik auf den sinkenden Überresten eines jämmerlichen Kahns mit letzter Kraft im Hafen einläuft.

Stichwort Jack Sparrow: Die eigentliche Attraktion des Films ist natürlich der Hauptdarsteller an sich. Johnny Depp interpretiert die wohl berühmteste Figur seiner Karriere mit so viel Leidenschaft, Intensität und hauchzart übertriebener Charge, dass es eine wahre Freude ist. Einen so verrückt-genialen, sympathisch-durchgeknallten Charakter findet man nur selten. Tatsächlich ist Depps Captain Sparrow derart eindringlich und überzeugend, dass man ihm selbst wiederholte Versuche, seine eigene Haut auf Kosten seiner Kampfgefährten zu retten, wie selbstverständlich verzeiht. Mit diesem Piraten hat der exzentrische Schauspieler einen Charakter für die Ewigkeit geschaffen.

Doch auch wenn Sparrow der Mittelpunkt des ganzen Abenteuers bleibt, verblassen die Nebenfiguren keinesfalls. Mit Keira Knightley, Orlando Bloom oder Geoffrey Rush besticht "Fluch der Karibik" durch eine ausdrucksstarke Besetzung, die ihren Figuren so viel Leben einhaucht, dass man mit jedem einzelnen mitzufiebern vermag. Eingebettet wird dieses Figurenarsenal durch eine überaus atmosphärische Kameraarbeit. Bilder von geisterhaften Nebeln, nächtlichen Piratenattacken oder verwunschenen Höhlen voller Gold beeindrucken nachhaltig und sind formal so einheitlich und inhaltlich so stringent inszeniert, dass einem der Übergang vom reinen Piraten- zum ausladenden Fantasyspektakel kaum auffällt.

"Fluch der Karibik" ist ein moderner Klassiker des Mainstream-Blockbusters. Tiefgang oder inhaltliche Dichte sucht man hier vergebens, für Kunst-Puristen ist das wahrlich kaum etwas. Doch alle anderen werden mit einem nahezu perfekt inszenierten Feuerwerk aus Action, Humor, Mystik und dramatischen Kämpfen unterhalten. Im Grunde die Definition eines postmodernen Blockbusters.

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